Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lavater, Johann Caspar: Physiognomische Fragmente, zur Beförderung der Menschenkenntniß und Menschenliebe. Bd. 4. Leipzig u. a., 1778.

Bild:
<< vorherige Seite

IX. Abschnitt. II. Fragment.
Gesellschaften, die man Sekten heißt, vom Geiste der Gesellschaft in ihren Mienen -- Sollte die
geistreichste Gesellschaft der Gesalbten Gottes keinen eignen unentlehnten Charakter haben? Je mehr
Glauben und Liebe zu Christus -- gewiß desto mehr eigentliche Mienen von ihm! Vielleicht aber,
wer ganz glaubt und liebt, kennt Christus nicht nach dem Fleische, und will ihn nicht kennen --
oder zittert, einen Entwurf zu wagen. Wagt's doch keiner die volle Sonne zu mahlen!*)

Drittes
*) [Spaltenumbruch]
Wer alles, was von Christusbildern vernünftiges
und unvernünftiges bis 1685 geschrieben worden, bey-
sammen finden will, der lese M. Ioh. Reiskii exercita-
tiones historicas de imaginibus Iesu Christi quotquot
vulgo circumferuntur etc. Ienae, typis Ioh. Iac. Bau-
hoferi. Anno MDCLXXXV.
Dieser Verfasser giebt
sich sehr viele Mühe -- alles was für und wider die
sogenannten imagines akheiropoietous und kheiropoie-
tous -- Statüen und Münzen geschrieben und gesagt
worden ist, zu sammeln -- von welchen allen er mit
unendlicher Gelehrsamkeit beweist, daß sie unächt seyn.
Er hat einige Kupferstiche von Christusmünzen der
ersten Classe, oder des ersten Zeitalters, mit allen Jn-
scriptionen und Zubehörde -- die aber so abscheulich
sind, daß der erste Anblick jedem Menschen, der ein Men-
schenauge hat, alle weitere Untersuchung ersparen wird,
und jeder sagen muß: Kein Zug von Christus!
Beschreibungen von diesen Christusbildern finden sich
keine -- ausgenommen die bekannten Briefe von Len-
tulus
und Nicephorus -- wohl aber sehr viele angeb-
liche Wundergeschichten von der Kraft einiger derselben,
welche für seine Absicht gar bequem sind.
Noch lesenswürdiger sind Noctes Christianae aucto-
re Ioanne Fechtio Exercit. X. p. 359-388.

Aus diesem letztern will ich doch einige Stellen herse-
tzen, die nicht in der unermeßlich gelehrten Weitläuftig-
keit vergraben zu seyn verdienen. "Ornabant humanam
"in Christo naturam eximia animi, corporisque dona,
"quae ex divina imagine, praeservante materiam ge-
[Spaltenumbruch] "nerandam ab omni vitio spiritu sancto, formata sue-
"rat, profluxerunt. Utpote animi mundities peccare
"prorsus nescia. Es. LIII. 10. Dan. IX. 24. Immortali-
"tas animae interna, Rom. VI. 23. quamquam morti
"sese liberrima voluntate subjecerit. Ioh. X. 17. 18. Cor-
"poris incorruptibilitas. Ps. XVI. 10. Et formae ele-
"gantia, in qua sine dubio factum divina manu Ada-
"mum superavit. Ps. XLV. 3. Etsi illa temporis suc-
"cessu injuriis externis cesserit, deformitatique nostri
"caussa locum reliquerit. Es. LIII.
3. Seite 293.


"Solum autem virtus vel per pulcrum corpus appa-
"ret, et in carne efflorescit, moderationis speciem
"amabilem ostendens, quando mores tamquam lux
"quaedam in forma resplenduerint. -- Neque etiam
"vel Deum ipsum, qui pulcerrimus est, et virtutem,
"quae proximo a Deo gradu pulcritudinem participat,
"pulcra imaginari animo nostro possumus, nisi ad mo-
"dum corporum aptam nobilitatum divinarum aut par-
"tium virtutis figuram, cum quadam naturae eorum-
"dem suavitate intellectui quasi praesentemus.
Seite
362. 363. -- "Nihil obstat, quin dicamus, eo magis
"ceteris omnibus formosiorem suisse Christum, quo
"minus proprii et nativi vitii, quo caeteri abundant,
"in sese possedit.
S. 371. Qui non ex viro, sed Deo
"natus est, is et pulcritudinem Dei, secundum eam
"partem, qua ex Deo natus est, (est autem Christus
"juxta corpus etiam ex
epeleuseos kai episkiaseos
"tou pneumatos agiou genitus) ita sibi attrahit, ut Dei
"opus ipsa micans in facie majestas et oculorum ful-
"gor insinuet atque declaret. -- Nisi enim habuisset et

in

IX. Abſchnitt. II. Fragment.
Geſellſchaften, die man Sekten heißt, vom Geiſte der Geſellſchaft in ihren Mienen — Sollte die
geiſtreichſte Geſellſchaft der Geſalbten Gottes keinen eignen unentlehnten Charakter haben? Je mehr
Glauben und Liebe zu Chriſtus — gewiß deſto mehr eigentliche Mienen von ihm! Vielleicht aber,
wer ganz glaubt und liebt, kennt Chriſtus nicht nach dem Fleiſche, und will ihn nicht kennen —
oder zittert, einen Entwurf zu wagen. Wagt’s doch keiner die volle Sonne zu mahlen!*)

Drittes
*) [Spaltenumbruch]
Wer alles, was von Chriſtusbildern vernuͤnftiges
und unvernuͤnftiges bis 1685 geſchrieben worden, bey-
ſammen finden will, der leſe M. Ioh. Reiskii exercita-
tiones hiſtoricas de imaginibus Ieſu Chriſti quotquot
vulgo circumferuntur etc. Ienae, typis Ioh. Iac. Bau-
hoferi. Anno MDCLXXXV.
Dieſer Verfaſſer giebt
ſich ſehr viele Muͤhe — alles was fuͤr und wider die
ſogenannten imagines ἀχειροποιητους und χειροποιη-
τους — Statuͤen und Muͤnzen geſchrieben und geſagt
worden iſt, zu ſammeln — von welchen allen er mit
unendlicher Gelehrſamkeit beweiſt, daß ſie unaͤcht ſeyn.
Er hat einige Kupferſtiche von Chriſtusmuͤnzen der
erſten Claſſe, oder des erſten Zeitalters, mit allen Jn-
ſcriptionen und Zubehoͤrde — die aber ſo abſcheulich
ſind, daß der erſte Anblick jedem Menſchen, der ein Men-
ſchenauge hat, alle weitere Unterſuchung erſparen wird,
und jeder ſagen muß: Kein Zug von Chriſtus!
Beſchreibungen von dieſen Chriſtusbildern finden ſich
keine — ausgenommen die bekannten Briefe von Len-
tulus
und Nicephorus — wohl aber ſehr viele angeb-
liche Wundergeſchichten von der Kraft einiger derſelben,
welche fuͤr ſeine Abſicht gar bequem ſind.
Noch leſenswuͤrdiger ſind Noctes Chriſtianae aucto-
re Ioanne Fechtio Exercit. X. p. 359-388.

Aus dieſem letztern will ich doch einige Stellen herſe-
tzen, die nicht in der unermeßlich gelehrten Weitlaͤuftig-
keit vergraben zu ſeyn verdienen. „Ornabant humanam
„in Chriſto naturam eximia animi, corporisque dona,
„quae ex divina imagine, praeſervante materiam ge-
[Spaltenumbruch] „nerandam ab omni vitio ſpiritu ſancto, formata ſue-
„rat, profluxerunt. Utpote animi mundities peccare
„prorſus neſcia. Eſ. LIII. 10. Dan. IX. 24. Immortali-
„tas animae interna, Rom. VI. 23. quamquam morti
„ſeſe liberrima voluntate ſubjecerit. Ioh. X. 17. 18. Cor-
„poris incorruptibilitas. Pſ. XVI. 10. Et formae ele-
„gantia, in qua ſine dubio factum divina manu Ada-
„mum ſuperavit. Pſ. XLV. 3. Etſi illa temporis ſuc-
„ceſſu injuriis externis ceſſerit, deformitatique noſtri
„cauſſa locum reliquerit. Eſ. LIII.
3. Seite 293.


„Solum autem virtus vel per pulcrum corpus appa-
„ret, et in carne effloreſcit, moderationis ſpeciem
„amabilem oſtendens, quando mores tamquam lux
„quaedam in forma reſplenduerint. — Neque etiam
„vel Deum ipſum, qui pulcerrimus eſt, et virtutem,
„quae proximo a Deo gradu pulcritudinem participat,
„pulcra imaginari animo noſtro poſſumus, niſi ad mo-
„dum corporum aptam nobilitatum divinarum aut par-
„tium virtutis figuram, cum quadam naturae eorum-
„dem ſuavitate intellectui quaſi praeſentemus.
Seite
362. 363. — „Nihil obſtat, quin dicamus, eo magis
„ceteris omnibus formoſiorem ſuiſſe Chriſtum, quo
„minus proprii et nativi vitii, quo caeteri abundant,
„in ſeſe poſſedit.
S. 371. Qui non ex viro, ſed Deo
„natus eſt, is et pulcritudinem Dei, ſecundum eam
„partem, qua ex Deo natus eſt, (eſt autem Chriſtus
„juxta corpus etiam ex
ἐπελέυσεως καὶ ἐπισκιάσεως
„τοῦ πνεύματος ἁγιου genitus) ita ſibi attrahit, ut Dei
„opus ipſa micans in facie majeſtas et oculorum ful-
„gor inſinuet atque declaret. — Niſi enim habuiſſet et

in
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0556" n="436"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">IX.</hi> Ab&#x017F;chnitt. <hi rendition="#aq">II.</hi> Fragment.</hi></fw><lb/>
Ge&#x017F;ell&#x017F;chaften, die man Sekten heißt, vom Gei&#x017F;te der Ge&#x017F;ell&#x017F;chaft in ihren Mienen &#x2014; Sollte die<lb/>
gei&#x017F;treich&#x017F;te Ge&#x017F;ell&#x017F;chaft der Ge&#x017F;albten Gottes keinen eignen unentlehnten Charakter haben? Je mehr<lb/>
Glauben und Liebe zu Chri&#x017F;tus &#x2014; gewiß de&#x017F;to mehr eigentliche Mienen von ihm! Vielleicht aber,<lb/>
wer ganz glaubt und liebt, kennt Chri&#x017F;tus nicht nach dem Flei&#x017F;che, und will ihn nicht kennen &#x2014;<lb/>
oder zittert, einen Entwurf zu wagen. Wagt&#x2019;s doch keiner die volle Sonne zu mahlen!<note xml:id="a55" next="#a56" place="foot" n="*)"><cb/><lb/><p>Wer alles, was von Chri&#x017F;tusbildern vernu&#x0364;nftiges<lb/>
und unvernu&#x0364;nftiges bis 1685 ge&#x017F;chrieben worden, bey-<lb/>
&#x017F;ammen finden will, der le&#x017F;e <hi rendition="#aq">M. Ioh. Reiskii exercita-<lb/>
tiones hi&#x017F;toricas de imaginibus Ie&#x017F;u Chri&#x017F;ti quotquot<lb/>
vulgo circumferuntur etc. Ienae, typis Ioh. Iac. Bau-<lb/>
hoferi. Anno MDCLXXXV.</hi> Die&#x017F;er Verfa&#x017F;&#x017F;er giebt<lb/>
&#x017F;ich &#x017F;ehr viele Mu&#x0364;he &#x2014; alles was fu&#x0364;r und wider die<lb/>
&#x017F;ogenannten <hi rendition="#aq">imagines</hi> &#x1F00;&#x03C7;&#x03B5;&#x03B9;&#x03C1;&#x03BF;&#x03C0;&#x03BF;&#x03B9;&#x03B7;&#x03C4;&#x03BF;&#x03C5;&#x03C2; und &#x03C7;&#x03B5;&#x03B9;&#x03C1;&#x03BF;&#x03C0;&#x03BF;&#x03B9;&#x03B7;-<lb/>
&#x03C4;&#x03BF;&#x03C5;&#x03C2; &#x2014; Statu&#x0364;en und Mu&#x0364;nzen ge&#x017F;chrieben und ge&#x017F;agt<lb/>
worden i&#x017F;t, zu &#x017F;ammeln &#x2014; von welchen allen er mit<lb/>
unendlicher Gelehr&#x017F;amkeit bewei&#x017F;t, daß &#x017F;ie una&#x0364;cht &#x017F;eyn.</p><lb/><p>Er hat einige Kupfer&#x017F;tiche von Chri&#x017F;tusmu&#x0364;nzen der<lb/>
er&#x017F;ten Cla&#x017F;&#x017F;e, oder des er&#x017F;ten Zeitalters, mit allen Jn-<lb/>
&#x017F;criptionen und Zubeho&#x0364;rde &#x2014; die aber &#x017F;o ab&#x017F;cheulich<lb/>
&#x017F;ind, daß der er&#x017F;te Anblick jedem Men&#x017F;chen, der ein Men-<lb/>
&#x017F;chenauge hat, alle weitere Unter&#x017F;uchung er&#x017F;paren wird,<lb/>
und jeder &#x017F;agen muß: <hi rendition="#fr">Kein Zug von Chri&#x017F;tus!</hi><lb/>
Be&#x017F;chreibungen von die&#x017F;en Chri&#x017F;tusbildern finden &#x017F;ich<lb/>
keine &#x2014; ausgenommen die bekannten Briefe von <hi rendition="#fr">Len-<lb/>
tulus</hi> und <hi rendition="#fr">Nicephorus</hi> &#x2014; wohl aber &#x017F;ehr viele angeb-<lb/>
liche Wunderge&#x017F;chichten von der Kraft einiger der&#x017F;elben,<lb/>
welche fu&#x0364;r &#x017F;eine Ab&#x017F;icht gar bequem &#x017F;ind.<lb/>
Noch le&#x017F;enswu&#x0364;rdiger &#x017F;ind <hi rendition="#aq">Noctes Chri&#x017F;tianae aucto-<lb/>
re Ioanne Fechtio Exercit. X. p. 359-388.</hi><lb/>
Aus die&#x017F;em letztern will ich doch einige Stellen her&#x017F;e-<lb/>
tzen, die nicht in der unermeßlich gelehrten Weitla&#x0364;uftig-<lb/>
keit vergraben zu &#x017F;eyn verdienen. <hi rendition="#aq">&#x201E;Ornabant humanam<lb/>
&#x201E;in Chri&#x017F;to naturam eximia animi, corporisque dona,<lb/>
&#x201E;quae ex divina imagine, prae&#x017F;ervante materiam ge-<lb/><cb/>
&#x201E;nerandam ab omni vitio &#x017F;piritu &#x017F;ancto, formata &#x017F;ue-<lb/>
&#x201E;rat, profluxerunt. Utpote animi mundities peccare<lb/>
&#x201E;pror&#x017F;us ne&#x017F;cia. E&#x017F;. LIII. 10. Dan. IX. 24. Immortali-<lb/>
&#x201E;tas animae interna, Rom. VI. 23. quamquam morti<lb/>
&#x201E;&#x017F;e&#x017F;e liberrima voluntate &#x017F;ubjecerit. Ioh. X. 17. 18. Cor-<lb/>
&#x201E;poris incorruptibilitas. P&#x017F;. XVI. 10. Et formae ele-<lb/>
&#x201E;gantia, in qua &#x017F;ine dubio factum divina manu Ada-<lb/>
&#x201E;mum &#x017F;uperavit. P&#x017F;. XLV. 3. Et&#x017F;i illa temporis &#x017F;uc-<lb/>
&#x201E;ce&#x017F;&#x017F;u injuriis externis ce&#x017F;&#x017F;erit, deformitatique no&#x017F;tri<lb/>
&#x201E;cau&#x017F;&#x017F;a locum reliquerit. E&#x017F;. LIII.</hi> 3. Seite 293.<lb/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/><hi rendition="#aq">&#x201E;Solum autem virtus vel per pulcrum corpus appa-<lb/>
&#x201E;ret, et in carne efflore&#x017F;cit, moderationis &#x017F;peciem<lb/>
&#x201E;amabilem o&#x017F;tendens, quando mores tamquam lux<lb/>
&#x201E;quaedam in forma re&#x017F;plenduerint. &#x2014; Neque etiam<lb/>
&#x201E;vel Deum ip&#x017F;um, qui pulcerrimus e&#x017F;t, et virtutem,<lb/>
&#x201E;quae proximo a Deo gradu pulcritudinem participat,<lb/>
&#x201E;pulcra imaginari animo no&#x017F;tro po&#x017F;&#x017F;umus, ni&#x017F;i ad mo-<lb/>
&#x201E;dum corporum aptam nobilitatum divinarum aut par-<lb/>
&#x201E;tium virtutis figuram, cum quadam naturae eorum-<lb/>
&#x201E;dem &#x017F;uavitate intellectui qua&#x017F;i prae&#x017F;entemus.</hi> Seite<lb/>
362. 363. &#x2014; <hi rendition="#aq">&#x201E;Nihil ob&#x017F;tat, quin dicamus, eo magis<lb/>
&#x201E;ceteris omnibus formo&#x017F;iorem &#x017F;ui&#x017F;&#x017F;e Chri&#x017F;tum, quo<lb/>
&#x201E;minus proprii et nativi vitii, quo caeteri abundant,<lb/>
&#x201E;in &#x017F;e&#x017F;e po&#x017F;&#x017F;edit.</hi> S. 371. <hi rendition="#aq">Qui non ex viro, &#x017F;ed Deo<lb/>
&#x201E;natus e&#x017F;t, is et pulcritudinem Dei, &#x017F;ecundum eam<lb/>
&#x201E;partem, qua ex Deo natus e&#x017F;t, (e&#x017F;t autem Chri&#x017F;tus<lb/>
&#x201E;juxta corpus etiam ex</hi> &#x1F10;&#x03C0;&#x03B5;&#x03BB;&#x03AD;&#x03C5;&#x03C3;&#x03B5;&#x03C9;&#x03C2; &#x03BA;&#x03B1;&#x1F76; &#x1F10;&#x03C0;&#x03B9;&#x03C3;&#x03BA;&#x03B9;&#x03AC;&#x03C3;&#x03B5;&#x03C9;&#x03C2;<lb/>
&#x201E;&#x03C4;&#x03BF;&#x1FE6; &#x03C0;&#x03BD;&#x03B5;&#x03CD;&#x03BC;&#x03B1;&#x03C4;&#x03BF;&#x03C2; &#x1F01;&#x03B3;&#x03B9;&#x03BF;&#x03C5; <hi rendition="#aq">genitus) ita &#x017F;ibi attrahit, ut Dei<lb/>
&#x201E;opus ip&#x017F;a micans in facie maje&#x017F;tas et oculorum ful-<lb/>
&#x201E;gor in&#x017F;inuet atque declaret. &#x2014; <hi rendition="#i">Ni&#x017F;i enim habui&#x017F;&#x017F;et et</hi></hi></p><lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">in</hi></hi></fw></note></p><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#b">Drittes</hi> </fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[436/0556] IX. Abſchnitt. II. Fragment. Geſellſchaften, die man Sekten heißt, vom Geiſte der Geſellſchaft in ihren Mienen — Sollte die geiſtreichſte Geſellſchaft der Geſalbten Gottes keinen eignen unentlehnten Charakter haben? Je mehr Glauben und Liebe zu Chriſtus — gewiß deſto mehr eigentliche Mienen von ihm! Vielleicht aber, wer ganz glaubt und liebt, kennt Chriſtus nicht nach dem Fleiſche, und will ihn nicht kennen — oder zittert, einen Entwurf zu wagen. Wagt’s doch keiner die volle Sonne zu mahlen! *) Drittes *) Wer alles, was von Chriſtusbildern vernuͤnftiges und unvernuͤnftiges bis 1685 geſchrieben worden, bey- ſammen finden will, der leſe M. Ioh. Reiskii exercita- tiones hiſtoricas de imaginibus Ieſu Chriſti quotquot vulgo circumferuntur etc. Ienae, typis Ioh. Iac. Bau- hoferi. Anno MDCLXXXV. Dieſer Verfaſſer giebt ſich ſehr viele Muͤhe — alles was fuͤr und wider die ſogenannten imagines ἀχειροποιητους und χειροποιη- τους — Statuͤen und Muͤnzen geſchrieben und geſagt worden iſt, zu ſammeln — von welchen allen er mit unendlicher Gelehrſamkeit beweiſt, daß ſie unaͤcht ſeyn. Er hat einige Kupferſtiche von Chriſtusmuͤnzen der erſten Claſſe, oder des erſten Zeitalters, mit allen Jn- ſcriptionen und Zubehoͤrde — die aber ſo abſcheulich ſind, daß der erſte Anblick jedem Menſchen, der ein Men- ſchenauge hat, alle weitere Unterſuchung erſparen wird, und jeder ſagen muß: Kein Zug von Chriſtus! Beſchreibungen von dieſen Chriſtusbildern finden ſich keine — ausgenommen die bekannten Briefe von Len- tulus und Nicephorus — wohl aber ſehr viele angeb- liche Wundergeſchichten von der Kraft einiger derſelben, welche fuͤr ſeine Abſicht gar bequem ſind. Noch leſenswuͤrdiger ſind Noctes Chriſtianae aucto- re Ioanne Fechtio Exercit. X. p. 359-388. Aus dieſem letztern will ich doch einige Stellen herſe- tzen, die nicht in der unermeßlich gelehrten Weitlaͤuftig- keit vergraben zu ſeyn verdienen. „Ornabant humanam „in Chriſto naturam eximia animi, corporisque dona, „quae ex divina imagine, praeſervante materiam ge- „nerandam ab omni vitio ſpiritu ſancto, formata ſue- „rat, profluxerunt. Utpote animi mundities peccare „prorſus neſcia. Eſ. LIII. 10. Dan. IX. 24. Immortali- „tas animae interna, Rom. VI. 23. quamquam morti „ſeſe liberrima voluntate ſubjecerit. Ioh. X. 17. 18. Cor- „poris incorruptibilitas. Pſ. XVI. 10. Et formae ele- „gantia, in qua ſine dubio factum divina manu Ada- „mum ſuperavit. Pſ. XLV. 3. Etſi illa temporis ſuc- „ceſſu injuriis externis ceſſerit, deformitatique noſtri „cauſſa locum reliquerit. Eſ. LIII. 3. Seite 293. „Solum autem virtus vel per pulcrum corpus appa- „ret, et in carne effloreſcit, moderationis ſpeciem „amabilem oſtendens, quando mores tamquam lux „quaedam in forma reſplenduerint. — Neque etiam „vel Deum ipſum, qui pulcerrimus eſt, et virtutem, „quae proximo a Deo gradu pulcritudinem participat, „pulcra imaginari animo noſtro poſſumus, niſi ad mo- „dum corporum aptam nobilitatum divinarum aut par- „tium virtutis figuram, cum quadam naturae eorum- „dem ſuavitate intellectui quaſi praeſentemus. Seite 362. 363. — „Nihil obſtat, quin dicamus, eo magis „ceteris omnibus formoſiorem ſuiſſe Chriſtum, quo „minus proprii et nativi vitii, quo caeteri abundant, „in ſeſe poſſedit. S. 371. Qui non ex viro, ſed Deo „natus eſt, is et pulcritudinem Dei, ſecundum eam „partem, qua ex Deo natus eſt, (eſt autem Chriſtus „juxta corpus etiam ex ἐπελέυσεως καὶ ἐπισκιάσεως „τοῦ πνεύματος ἁγιου genitus) ita ſibi attrahit, ut Dei „opus ipſa micans in facie majeſtas et oculorum ful- „gor inſinuet atque declaret. — Niſi enim habuiſſet et in

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_fragmente04_1778
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_fragmente04_1778/556
Zitationshilfe: Lavater, Johann Caspar: Physiognomische Fragmente, zur Beförderung der Menschenkenntniß und Menschenliebe. Bd. 4. Leipzig u. a., 1778, S. 436. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_fragmente04_1778/556>, abgerufen am 21.05.2024.