mäßiger sie unter sich sind -- Wesentlich verschieden wird die Verstandeskraft seyn, wenn der Bogen der Stirn, und besonders der Horizontalradius -- über den Bogen des Quadranten herausgeht, und wenn er mit demselben parallel oder nicht parallel läuft. --
[Abbildung]
Vorstehendes Täfelchen kann meinen Gedanken einigermaßen sichtbar machen. -- Eine Stirnform nach 3. wird viel weiser seyn, als eine nach 2, und eine solche viel weiser, als eine nach 1. Die Form 1, das ist, die, so dieser am nächsten kömmt, ist sicherlich eines natürlichen Dummkopfes.
Und der allergewisseste, einfältigste Beweis, der uns täglich vor Augen liegt, ist die Form der Kinderschädel, die sich mit dem Wachsthum oder der Entwickelung ihrer Verstandeskräfte ver- ändert, welche stehen bleibt, wenn die größtentheils vorhängende Stirnform stehen bleibt. --
Daß dieß alles nun nicht Deklamation, (ein Modewort unserer untersuchenden Zeit, wo- mit man alle Wahrheit, die nicht gefällt, zu Boden gebieten will,) daß dieß nun nicht Deklama- tion -- sondern Wahrheit ist, weiß ich, denn ich habe Versuche gemacht; und auf diese Versu- che gründen sich meine physiognomischen Urtheile. --
Alles, was gegen diese Versuche gesagt wird, halt' ich, wenn's nicht genauere Versuche sind, für schlechterdings unbeantwortenswürdige Deklamation. -- Wortgeräusch ohne Wahrheit verdient diesen Namen -- Aber Wahrheit der Erfahrung mit Wärme und Freude vorgetragen -- unter dem Titel von Deklamation verächteln -- wer von euch kann das, Kinder der Wahrheit --
Kinder
Phys. Fragm.IVVersuch. D
Anmerkungen zu einer phyſiognomiſchen Abhandlung.
maͤßiger ſie unter ſich ſind — Weſentlich verſchieden wird die Verſtandeskraft ſeyn, wenn der Bogen der Stirn, und beſonders der Horizontalradius — uͤber den Bogen des Quadranten herausgeht, und wenn er mit demſelben parallel oder nicht parallel laͤuft. —
[Abbildung]
Vorſtehendes Taͤfelchen kann meinen Gedanken einigermaßen ſichtbar machen. — Eine Stirnform nach 3. wird viel weiſer ſeyn, als eine nach 2, und eine ſolche viel weiſer, als eine nach 1. Die Form 1, das iſt, die, ſo dieſer am naͤchſten koͤmmt, iſt ſicherlich eines natuͤrlichen Dummkopfes.
Und der allergewiſſeſte, einfaͤltigſte Beweis, der uns taͤglich vor Augen liegt, iſt die Form der Kinderſchaͤdel, die ſich mit dem Wachsthum oder der Entwickelung ihrer Verſtandeskraͤfte ver- aͤndert, welche ſtehen bleibt, wenn die groͤßtentheils vorhaͤngende Stirnform ſtehen bleibt. —
Daß dieß alles nun nicht Deklamation, (ein Modewort unſerer unterſuchenden Zeit, wo- mit man alle Wahrheit, die nicht gefaͤllt, zu Boden gebieten will,) daß dieß nun nicht Deklama- tion — ſondern Wahrheit iſt, weiß ich, denn ich habe Verſuche gemacht; und auf dieſe Verſu- che gruͤnden ſich meine phyſiognomiſchen Urtheile. —
Alles, was gegen dieſe Verſuche geſagt wird, halt’ ich, wenn’s nicht genauere Verſuche ſind, fuͤr ſchlechterdings unbeantwortenswuͤrdige Deklamation. — Wortgeraͤuſch ohne Wahrheit verdient dieſen Namen — Aber Wahrheit der Erfahrung mit Waͤrme und Freude vorgetragen — unter dem Titel von Deklamation veraͤchteln — wer von euch kann das, Kinder der Wahrheit —
Kinder
Phyſ. Fragm.IVVerſuch. D
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0047"n="25"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Anmerkungen zu einer phyſiognomiſchen Abhandlung.</hi></fw><lb/><hirendition="#fr">maͤßiger ſie unter ſich ſind — Weſentlich verſchieden wird die Verſtandeskraft ſeyn,<lb/>
wenn der Bogen der Stirn, und beſonders der Horizontalradius — uͤber den Bogen<lb/>
des Quadranten herausgeht, und wenn er mit demſelben parallel oder nicht parallel<lb/>
laͤuft.</hi>—</p><lb/><figure/><p>Vorſtehendes Taͤfelchen kann meinen Gedanken einigermaßen ſichtbar machen. — Eine<lb/>
Stirnform nach 3. wird viel weiſer ſeyn, als eine nach 2, und eine ſolche viel weiſer, als eine nach<lb/>
1. Die Form 1, das iſt, die, ſo dieſer am naͤchſten koͤmmt, iſt ſicherlich eines natuͤrlichen<lb/>
Dummkopfes.</p><lb/><p>Und der allergewiſſeſte, einfaͤltigſte Beweis, der uns taͤglich vor Augen liegt, iſt die Form<lb/>
der Kinderſchaͤdel, die ſich mit dem Wachsthum oder der Entwickelung ihrer Verſtandeskraͤfte ver-<lb/>
aͤndert, welche ſtehen bleibt, wenn die groͤßtentheils vorhaͤngende Stirnform ſtehen bleibt. —</p><lb/><p>Daß dieß alles nun nicht <hirendition="#fr">Deklamation,</hi> (ein Modewort unſerer unterſuchenden Zeit, wo-<lb/>
mit man alle Wahrheit, die nicht gefaͤllt, zu Boden gebieten will,) daß dieß nun nicht Deklama-<lb/>
tion —ſondern <hirendition="#fr">Wahrheit</hi> iſt, weiß ich, denn ich habe Verſuche gemacht; und auf dieſe <hirendition="#fr">Verſu-<lb/>
che</hi> gruͤnden ſich meine <hirendition="#fr">phyſiognomiſchen Urtheile.</hi>—</p><lb/><p>Alles, was gegen dieſe Verſuche geſagt wird, halt’ ich, wenn’s nicht <hirendition="#fr">genauere Verſuche</hi><lb/>ſind, fuͤr ſchlechterdings unbeantwortenswuͤrdige <hirendition="#fr">Deklamation.</hi>— Wortgeraͤuſch ohne Wahrheit<lb/>
verdient dieſen Namen — Aber Wahrheit der Erfahrung mit Waͤrme und Freude vorgetragen —<lb/>
unter dem Titel von Deklamation veraͤchteln — wer von euch kann das, Kinder der Wahrheit —<lb/><fwplace="bottom"type="sig"><hirendition="#fr">Phyſ. Fragm.</hi><hirendition="#aq">IV</hi><hirendition="#fr">Verſuch.</hi> D</fw><fwplace="bottom"type="catch">Kinder</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[25/0047]
Anmerkungen zu einer phyſiognomiſchen Abhandlung.
maͤßiger ſie unter ſich ſind — Weſentlich verſchieden wird die Verſtandeskraft ſeyn,
wenn der Bogen der Stirn, und beſonders der Horizontalradius — uͤber den Bogen
des Quadranten herausgeht, und wenn er mit demſelben parallel oder nicht parallel
laͤuft. —
[Abbildung]
Vorſtehendes Taͤfelchen kann meinen Gedanken einigermaßen ſichtbar machen. — Eine
Stirnform nach 3. wird viel weiſer ſeyn, als eine nach 2, und eine ſolche viel weiſer, als eine nach
1. Die Form 1, das iſt, die, ſo dieſer am naͤchſten koͤmmt, iſt ſicherlich eines natuͤrlichen
Dummkopfes.
Und der allergewiſſeſte, einfaͤltigſte Beweis, der uns taͤglich vor Augen liegt, iſt die Form
der Kinderſchaͤdel, die ſich mit dem Wachsthum oder der Entwickelung ihrer Verſtandeskraͤfte ver-
aͤndert, welche ſtehen bleibt, wenn die groͤßtentheils vorhaͤngende Stirnform ſtehen bleibt. —
Daß dieß alles nun nicht Deklamation, (ein Modewort unſerer unterſuchenden Zeit, wo-
mit man alle Wahrheit, die nicht gefaͤllt, zu Boden gebieten will,) daß dieß nun nicht Deklama-
tion — ſondern Wahrheit iſt, weiß ich, denn ich habe Verſuche gemacht; und auf dieſe Verſu-
che gruͤnden ſich meine phyſiognomiſchen Urtheile. —
Alles, was gegen dieſe Verſuche geſagt wird, halt’ ich, wenn’s nicht genauere Verſuche
ſind, fuͤr ſchlechterdings unbeantwortenswuͤrdige Deklamation. — Wortgeraͤuſch ohne Wahrheit
verdient dieſen Namen — Aber Wahrheit der Erfahrung mit Waͤrme und Freude vorgetragen —
unter dem Titel von Deklamation veraͤchteln — wer von euch kann das, Kinder der Wahrheit —
Kinder
Phyſ. Fragm. IV Verſuch. D
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Lavater, Johann Caspar: Physiognomische Fragmente, zur Beförderung der Menschenkenntniß und Menschenliebe. Bd. 4. Leipzig u. a., 1778, S. 25. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_fragmente04_1778/47>, abgerufen am 16.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.