Und wenn endlich dieß Mohrenprofil, alle mögliche Bildung voraus gesetzt, je im Stande ist, eine so feine und witzreiche Abhandlung über, für oder wider die Physiognomik zu schreiben, wie die, die wir vor uns haben, weg mit aller Physiognomik -- wenigstens mit meiner --
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Des IV. Ban- des III. Tafel. H ... r.
Noch ein anderes Beyspiel -- fast zum Ueberfluß. Aber in diesem wichtigen Punkte will ich lieber überflüßig, als mangelhaft seyn, weil ich, die Wahrheit zu ge- stehen, denselben dergestalt abthun und ins reine bringen möchte, daß weder unser An- tagonist, noch irgend ein anderer weiser und redlicher Mann sich weiter getraute, diese Behauptung, daß Talente sich nicht in den festen Theilen des Körpers zeigen -- wieder auf seine Zunge oder in seine Feder aufzunehmen.
Hier eine Silhouette in dem ruhigsten, festesten, leidenschaftlosesten Zustande des Origi- nals -- Wenn eine so gewölbte, so scharf ausgehende, so frey geräumige, so bey ihrer eckigten Endung über den Untertheil des Gesichtes vorhängende Stirn -- eine Stirn dieses Verhältnisses ihrer Perpendikularhöhe zu ihrer Grundlinie -- wenn solche Augenbraunen -- wenn dieses alles
nicht
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Anmerkungen zu einer phyſiognomiſchen Abhandlung.
Und wenn endlich dieß Mohrenprofil, alle moͤgliche Bildung voraus geſetzt, je im Stande iſt, eine ſo feine und witzreiche Abhandlung uͤber, fuͤr oder wider die Phyſiognomik zu ſchreiben, wie die, die wir vor uns haben, weg mit aller Phyſiognomik — wenigſtens mit meiner —
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Des IV. Ban- des III. Tafel. H ... r.
Noch ein anderes Beyſpiel — faſt zum Ueberfluß. Aber in dieſem wichtigen Punkte will ich lieber uͤberfluͤßig, als mangelhaft ſeyn, weil ich, die Wahrheit zu ge- ſtehen, denſelben dergeſtalt abthun und ins reine bringen moͤchte, daß weder unſer An- tagoniſt, noch irgend ein anderer weiſer und redlicher Mann ſich weiter getraute, dieſe Behauptung, daß Talente ſich nicht in den feſten Theilen des Koͤrpers zeigen — wieder auf ſeine Zunge oder in ſeine Feder aufzunehmen.
Hier eine Silhouette in dem ruhigſten, feſteſten, leidenſchaftloſeſten Zuſtande des Origi- nals — Wenn eine ſo gewoͤlbte, ſo ſcharf ausgehende, ſo frey geraͤumige, ſo bey ihrer eckigten Endung uͤber den Untertheil des Geſichtes vorhaͤngende Stirn — eine Stirn dieſes Verhaͤltniſſes ihrer Perpendikularhoͤhe zu ihrer Grundlinie — wenn ſolche Augenbraunen — wenn dieſes alles
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[21/0043]
Anmerkungen zu einer phyſiognomiſchen Abhandlung.
Und wenn endlich dieß Mohrenprofil, alle moͤgliche Bildung voraus geſetzt, je im Stande
iſt, eine ſo feine und witzreiche Abhandlung uͤber, fuͤr oder wider die Phyſiognomik zu ſchreiben, wie
die, die wir vor uns haben, weg mit aller Phyſiognomik — wenigſtens mit meiner —
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Noch ein anderes Beyſpiel — faſt zum Ueberfluß. Aber in dieſem wichtigen
Punkte will ich lieber uͤberfluͤßig, als mangelhaft ſeyn, weil ich, die Wahrheit zu ge-
ſtehen, denſelben dergeſtalt abthun und ins reine bringen moͤchte, daß weder unſer An-
tagoniſt, noch irgend ein anderer weiſer und redlicher Mann ſich weiter getraute, dieſe Behauptung,
daß Talente ſich nicht in den feſten Theilen des Koͤrpers zeigen — wieder auf ſeine Zunge
oder in ſeine Feder aufzunehmen.
Hier eine Silhouette in dem ruhigſten, feſteſten, leidenſchaftloſeſten Zuſtande des Origi-
nals — Wenn eine ſo gewoͤlbte, ſo ſcharf ausgehende, ſo frey geraͤumige, ſo bey ihrer eckigten
Endung uͤber den Untertheil des Geſichtes vorhaͤngende Stirn — eine Stirn dieſes Verhaͤltniſſes
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Lavater, Johann Caspar: Physiognomische Fragmente, zur Beförderung der Menschenkenntniß und Menschenliebe. Bd. 4. Leipzig u. a., 1778, S. 21. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_fragmente04_1778/43>, abgerufen am 22.11.2024.
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