Und damit wir bey bloßen Silhouetten stehen bleiben, welche unser Verfasser mit einem unerklärbaren, beynahe gänzlichen Stillschweigen übergeht, als ob keine Zeile davon in unsern Fragmenten stünde; wird er sich je getrauen, vor irgend einem Menschen, oder auch nur in der Stille seines Cabinets -- beym Anblick einer Menge Silhouetten den Gedanken auszusprechen -- den er so ohne und gegen alle Beweise, und gegen seine eigenen Grundsätze -- hinsetzt -- "Talente "und Gaben des Geistes haben keine Zeichen in den festen Theilen des Kopfes" -- das heißt mit andern Worten -- "willkührlich und ohne alle innere Ursache hat der eine scharfeckigte, der andre "stumpfe Stirnknochen -- Es ist nur Zufall, (in einer Welt, wo nichts durch Zufall geschieht) -- Eine "eckigte Stirn und eine runde -- eine flache und eine gewölbte können dieselben Talente, dieselben "Geistesgaben in demselben Grade beherbergen?" -- Was ist dagegen zu sagen? Nichts, als Siehe! Siehe! -- und dann entscheide.
Des IV. Bandes I. Tafel Gs. 4 männliche Silhouetten.
Hier 4. Silhouetten, 3. etwas gewandt, kein ganz Profil also -- alle fehlerhaft vielleicht; aber -- doch das thut hier nichts -- nur so, wie sie noch da sind -- die Form ist immer wahr oder charakteristisch genug -- Der Mund von 1. ist verschnitten -- und wird dadurch sehr unter den Ausdruck des Originals erniedriget -- aber wir sprechen von den festen Theilen; von der Stirne; vom Umrisse der Nase -- wenn die nicht Talente, große
Talente,
I.Abſchnitt.I.Fragment.
[Abbildung]
Und damit wir bey bloßen Silhouetten ſtehen bleiben, welche unſer Verfaſſer mit einem unerklaͤrbaren, beynahe gaͤnzlichen Stillſchweigen uͤbergeht, als ob keine Zeile davon in unſern Fragmenten ſtuͤnde; wird er ſich je getrauen, vor irgend einem Menſchen, oder auch nur in der Stille ſeines Cabinets — beym Anblick einer Menge Silhouetten den Gedanken auszuſprechen — den er ſo ohne und gegen alle Beweiſe, und gegen ſeine eigenen Grundſaͤtze — hinſetzt — „Talente „und Gaben des Geiſtes haben keine Zeichen in den feſten Theilen des Kopfes“ — das heißt mit andern Worten — „willkuͤhrlich und ohne alle innere Urſache hat der eine ſcharfeckigte, der andre „ſtumpfe Stirnknochen — Es iſt nur Zufall, (in einer Welt, wo nichts durch Zufall geſchieht) — Eine „eckigte Stirn und eine runde — eine flache und eine gewoͤlbte koͤnnen dieſelben Talente, dieſelben „Geiſtesgaben in demſelben Grade beherbergen?“ — Was iſt dagegen zu ſagen? Nichts, als Siehe! Siehe! — und dann entſcheide.
Des IV. Bandes I. Tafel Gs. 4 maͤnnliche Silhouetten.
Hier 4. Silhouetten, 3. etwas gewandt, kein ganz Profil alſo — alle fehlerhaft vielleicht; aber — doch das thut hier nichts — nur ſo, wie ſie noch da ſind — die Form iſt immer wahr oder charakteriſtiſch genug — Der Mund von 1. iſt verſchnitten — und wird dadurch ſehr unter den Ausdruck des Originals erniedriget — aber wir ſprechen von den feſten Theilen; von der Stirne; vom Umriſſe der Naſe — wenn die nicht Talente, große
Talente,
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I. Abſchnitt. I. Fragment.
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Und damit wir bey bloßen Silhouetten ſtehen bleiben, welche unſer Verfaſſer mit einem
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Stille ſeines Cabinets — beym Anblick einer Menge Silhouetten den Gedanken auszuſprechen —
den er ſo ohne und gegen alle Beweiſe, und gegen ſeine eigenen Grundſaͤtze — hinſetzt — „Talente
„und Gaben des Geiſtes haben keine Zeichen in den feſten Theilen des Kopfes“ — das heißt mit
andern Worten — „willkuͤhrlich und ohne alle innere Urſache hat der eine ſcharfeckigte, der andre
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„eckigte Stirn und eine runde — eine flache und eine gewoͤlbte koͤnnen dieſelben Talente, dieſelben
„Geiſtesgaben in demſelben Grade beherbergen?“ — Was iſt dagegen zu ſagen? Nichts, als
Siehe! Siehe! — und dann entſcheide.
Hier 4. Silhouetten, 3. etwas gewandt, kein ganz Profil alſo — alle fehlerhaft
vielleicht; aber — doch das thut hier nichts — nur ſo, wie ſie noch da ſind — die Form
iſt immer wahr oder charakteriſtiſch genug — Der Mund von 1. iſt verſchnitten — und
wird dadurch ſehr unter den Ausdruck des Originals erniedriget — aber wir ſprechen
von den feſten Theilen; von der Stirne; vom Umriſſe der Naſe — wenn die nicht Talente, große
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Lavater, Johann Caspar: Physiognomische Fragmente, zur Beförderung der Menschenkenntniß und Menschenliebe. Bd. 4. Leipzig u. a., 1778, S. 16. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_fragmente04_1778/32>, abgerufen am 28.11.2024.
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