Einen einzigen Eroberungsgeist, der mit gespannter Kraft sich hinpflanzt, hinwurzelt, wo er will, zertritt und niederwirft, wo er den Fuß hinsetzt -- Einen einzigen mit dem obern Pro- file, und ich will verloren haben -- Jch verlange nichts, als Gesicht gegen Gesicht! Umriß gegen Umriß!
Es ekelt allen meinen Lesern vor den beyden folgenden Gesichtern, nicht allein wegen der Grimasse -- in der sanftesten Lage, deren diese Gesichter fähig wären -- im süßesten Schlafe -- im friedlichsten Tode -- wer wird Weisheit eines Neutons, Reinheit eines Engels hineindenken können? Oder, wenn dieß wieder Deklamation ist -- Lieber! nur einen Neutonischen Geist, nur eine Johannesseele -- gezeigt mir nur Eine in einer solchen Form -- in einem Gesichte, das dieser Deformation fähig ist!
[Abbildung]
Weniger verzerrt die drey folgenden -- alles Leidenschaftliche abgerechnet, wenn ihr wollt -- Sie nicht einmal mit ihren Augen angesehen -- die Augen verbunden nur über solche Profile der Stirn und Nase und des Kinns mit dem Finger hingeglischt -- Kein Mensch, am wenigsten der scharfsinnige Verfasser, wird denken, wird aussprechen dürfen -- "Solch ein Gesicht könnte
doch
I.Abſchnitt.I.Fragment.
Einen einzigen Eroberungsgeiſt, der mit geſpannter Kraft ſich hinpflanzt, hinwurzelt, wo er will, zertritt und niederwirft, wo er den Fuß hinſetzt — Einen einzigen mit dem obern Pro- file, und ich will verloren haben — Jch verlange nichts, als Geſicht gegen Geſicht! Umriß gegen Umriß!
Es ekelt allen meinen Leſern vor den beyden folgenden Geſichtern, nicht allein wegen der Grimaſſe — in der ſanfteſten Lage, deren dieſe Geſichter faͤhig waͤren — im ſuͤßeſten Schlafe — im friedlichſten Tode — wer wird Weisheit eines Neutons, Reinheit eines Engels hineindenken koͤnnen? Oder, wenn dieß wieder Deklamation iſt — Lieber! nur einen Neutoniſchen Geiſt, nur eine Johannesſeele — gezeigt mir nur Eine in einer ſolchen Form — in einem Geſichte, das dieſer Deformation faͤhig iſt!
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Weniger verzerrt die drey folgenden — alles Leidenſchaftliche abgerechnet, wenn ihr wollt — Sie nicht einmal mit ihren Augen angeſehen — die Augen verbunden nur uͤber ſolche Profile der Stirn und Naſe und des Kinns mit dem Finger hingegliſcht — Kein Menſch, am wenigſten der ſcharfſinnige Verfaſſer, wird denken, wird ausſprechen duͤrfen — „Solch ein Geſicht koͤnnte
doch
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I. Abſchnitt. I. Fragment.
Einen einzigen Eroberungsgeiſt, der mit geſpannter Kraft ſich hinpflanzt, hinwurzelt, wo
er will, zertritt und niederwirft, wo er den Fuß hinſetzt — Einen einzigen mit dem obern Pro-
file, und ich will verloren haben — Jch verlange nichts, als Geſicht gegen Geſicht! Umriß gegen
Umriß!
Es ekelt allen meinen Leſern vor den beyden folgenden Geſichtern, nicht allein wegen der
Grimaſſe — in der ſanfteſten Lage, deren dieſe Geſichter faͤhig waͤren — im ſuͤßeſten Schlafe —
im friedlichſten Tode — wer wird Weisheit eines Neutons, Reinheit eines Engels hineindenken
koͤnnen? Oder, wenn dieß wieder Deklamation iſt — Lieber! nur einen Neutoniſchen Geiſt,
nur eine Johannesſeele — gezeigt mir nur Eine in einer ſolchen Form — in einem Geſichte, das
dieſer Deformation faͤhig iſt!
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Weniger verzerrt die drey folgenden — alles Leidenſchaftliche abgerechnet, wenn ihr wollt
— Sie nicht einmal mit ihren Augen angeſehen — die Augen verbunden nur uͤber ſolche Profile
der Stirn und Naſe und des Kinns mit dem Finger hingegliſcht — Kein Menſch, am wenigſten
der ſcharfſinnige Verfaſſer, wird denken, wird ausſprechen duͤrfen — „Solch ein Geſicht koͤnnte
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Lavater, Johann Caspar: Physiognomische Fragmente, zur Beförderung der Menschenkenntniß und Menschenliebe. Bd. 4. Leipzig u. a., 1778, S. 12. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_fragmente04_1778/28>, abgerufen am 23.11.2024.
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