Von dieser Art scheint mir nachstehender mir von Person unbekannter Kopf eines Mönchen zu seyn -- Ohne alles das hinzuzudenken, was so ein Gesicht gewiß in der lebenden Natur unerreich- bares haben muß, ists mir beynahe gewiß -- daß wenige Menschen solch einem Gesichte Achtung und Ehrfurcht werden versagen können. Der erste Blick wird uns in die Athmosphäre eines höhern Wesens hinzuzaubern scheinen. Unser tiefstes, unerklärbares, mit allem, was Natur oder Wahrheit ist, ewig harmonirendes, nie ganz auszurottendes Gefühl wird sogleich höher gespannt werden -- Hier ist mehr, als wir! werden wir sogleich zu uns selber sagen, oder nicht sagen, und doch fühlen.
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7. Es
I. Abſchnitt. IX. Fragment. Vermiſchte Gedanken
Von dieſer Art ſcheint mir nachſtehender mir von Perſon unbekannter Kopf eines Moͤnchen zu ſeyn — Ohne alles das hinzuzudenken, was ſo ein Geſicht gewiß in der lebenden Natur unerreich- bares haben muß, iſts mir beynahe gewiß — daß wenige Menſchen ſolch einem Geſichte Achtung und Ehrfurcht werden verſagen koͤnnen. Der erſte Blick wird uns in die Athmoſphaͤre eines hoͤhern Weſens hinzuzaubern ſcheinen. Unſer tiefſtes, unerklaͤrbares, mit allem, was Natur oder Wahrheit iſt, ewig harmonirendes, nie ganz auszurottendes Gefuͤhl wird ſogleich hoͤher geſpannt werden — Hier iſt mehr, als wir! werden wir ſogleich zu uns ſelber ſagen, oder nicht ſagen, und doch fuͤhlen.
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7. Es
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I. Abſchnitt. IX. Fragment. Vermiſchte Gedanken
Von dieſer Art ſcheint mir nachſtehender mir von Perſon unbekannter Kopf eines Moͤnchen
zu ſeyn — Ohne alles das hinzuzudenken, was ſo ein Geſicht gewiß in der lebenden Natur unerreich-
bares haben muß, iſts mir beynahe gewiß — daß wenige Menſchen ſolch einem Geſichte Achtung
und Ehrfurcht werden verſagen koͤnnen. Der erſte Blick wird uns in die Athmoſphaͤre eines hoͤhern
Weſens hinzuzaubern ſcheinen. Unſer tiefſtes, unerklaͤrbares, mit allem, was Natur oder Wahrheit
iſt, ewig harmonirendes, nie ganz auszurottendes Gefuͤhl wird ſogleich hoͤher geſpannt werden —
Hier iſt mehr, als wir! werden wir ſogleich zu uns ſelber ſagen, oder nicht ſagen, und doch
fuͤhlen.
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7. Es
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Lavater, Johann Caspar: Physiognomische Fragmente, zur Beförderung der Menschenkenntniß und Menschenliebe. Bd. 4. Leipzig u. a., 1778, S. 78. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_fragmente04_1778/106>, abgerufen am 24.11.2024.
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