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Lavater, Johann Caspar: Physiognomische Fragmente, zur Beförderung der Menschenkenntniß und Menschenliebe. Bd. 3. Leipzig u. a., 1777.

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Ueber griechische Gesichter.
Tafel D.
Neun griechische Gesichter. Hippokrates .... Solon.
5. Tafel des
III. Bandes.

Hier noch neun andere vermischte Gesichter -- bey weitem, leider nicht so gearbeitet,
wie ichs wünschte -- und ich meyne, daß nun von Jdealisiren keine Rede seyn werde.
Sie sind offenbar alle -- mit Einem Worte, verkleinstädtelt.

Hippokrates; nichts mehr von der Großheit des vorigen. Etwas von der Gemeinheit
seiner Stirn. Gescheute, aber nicht zartfühlende Nase.
Zaleucus -- herrliche Stirn und Nase. Auch der Bogen der Augenbraune läßt Größe
vermuthen. Der Mund gut und weise.
Cimon -- etwas wollüstiger, als der vorige; größere Stirn; untenher nicht so große
Nase. Der Mund voll Güte; aber der Hals kleinlich.
Homer -- im Augenliede und in der breiten Nase wenigstens Homer.
Sibilla in der Höhe und Reinheit der Stirn; der Spitze der Nase, dem einfachen Auge,
und auch zum Theil noch im Munde, der zwar gegen die Nase verzeichnet ist -- einfacher Adel und
übergewöhnliche Größe.
Plato -- ein weises, empfindendes Gesicht, aber nicht Plato. Der Mund voll Erfah-
rungsweisheit. Stirn sehr Jdeenempfänglich -- Die Nase fruchtbares Genie.
Hesiod; Stirn und Nase -- voll heller Klugheit, Ueberschauung -- O Fürsten mit allen
Schätzen und allen Vortheilen, erkauft Euch solche Stirnen und Nasen zu Ministern! Nur darf die
Nasenspitze etwas beschnittner seyn. Klagt mich an, wenn eine solche Stirn und Nase nicht über-
schauend mitherrschen kann; nicht Mittler seyn kann zwischen Euch und dem Volke.
Pittacus -- mehr gedrängte Kraft, als Lichthelle! viel Adel im Munde.
Solon -- Stirn entscheidend für hellen; Uebergang zur Nase für tiefen, Nase für klu-
gen
Verstand. Der Untertheil des Gesichtes gedehnt und bürgerlich.
E. Zween
G 3
Ueber griechiſche Geſichter.
Tafel D.
Neun griechiſche Geſichter. Hippokrates .... Solon.
5. Tafel des
III. Bandes.

Hier noch neun andere vermiſchte Geſichter — bey weitem, leider nicht ſo gearbeitet,
wie ichs wuͤnſchte — und ich meyne, daß nun von Jdealiſiren keine Rede ſeyn werde.
Sie ſind offenbar alle — mit Einem Worte, verkleinſtaͤdtelt.

Hippokrates; nichts mehr von der Großheit des vorigen. Etwas von der Gemeinheit
ſeiner Stirn. Geſcheute, aber nicht zartfuͤhlende Naſe.
Zaleucus — herrliche Stirn und Naſe. Auch der Bogen der Augenbraune laͤßt Groͤße
vermuthen. Der Mund gut und weiſe.
Cimon — etwas wolluͤſtiger, als der vorige; groͤßere Stirn; untenher nicht ſo große
Naſe. Der Mund voll Guͤte; aber der Hals kleinlich.
Homer — im Augenliede und in der breiten Naſe wenigſtens Homer.
Sibilla in der Hoͤhe und Reinheit der Stirn; der Spitze der Naſe, dem einfachen Auge,
und auch zum Theil noch im Munde, der zwar gegen die Naſe verzeichnet iſt — einfacher Adel und
uͤbergewoͤhnliche Groͤße.
Plato — ein weiſes, empfindendes Geſicht, aber nicht Plato. Der Mund voll Erfah-
rungsweisheit. Stirn ſehr Jdeenempfaͤnglich — Die Naſe fruchtbares Genie.
Heſiod; Stirn und Naſe — voll heller Klugheit, Ueberſchauung — O Fuͤrſten mit allen
Schaͤtzen und allen Vortheilen, erkauft Euch ſolche Stirnen und Naſen zu Miniſtern! Nur darf die
Naſenſpitze etwas beſchnittner ſeyn. Klagt mich an, wenn eine ſolche Stirn und Naſe nicht uͤber-
ſchauend mitherrſchen kann; nicht Mittler ſeyn kann zwiſchen Euch und dem Volke.
Pittacus — mehr gedraͤngte Kraft, als Lichthelle! viel Adel im Munde.
Solon — Stirn entſcheidend fuͤr hellen; Uebergang zur Naſe fuͤr tiefen, Naſe fuͤr klu-
gen
Verſtand. Der Untertheil des Geſichtes gedehnt und buͤrgerlich.
E. Zween
G 3
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[53/0079] Ueber griechiſche Geſichter. Tafel D. Neun griechiſche Geſichter. Hippokrates .... Solon. Hier noch neun andere vermiſchte Geſichter — bey weitem, leider nicht ſo gearbeitet, wie ichs wuͤnſchte — und ich meyne, daß nun von Jdealiſiren keine Rede ſeyn werde. Sie ſind offenbar alle — mit Einem Worte, verkleinſtaͤdtelt. Hippokrates; nichts mehr von der Großheit des vorigen. Etwas von der Gemeinheit ſeiner Stirn. Geſcheute, aber nicht zartfuͤhlende Naſe. Zaleucus — herrliche Stirn und Naſe. Auch der Bogen der Augenbraune laͤßt Groͤße vermuthen. Der Mund gut und weiſe. Cimon — etwas wolluͤſtiger, als der vorige; groͤßere Stirn; untenher nicht ſo große Naſe. Der Mund voll Guͤte; aber der Hals kleinlich. Homer — im Augenliede und in der breiten Naſe wenigſtens Homer. Sibilla in der Hoͤhe und Reinheit der Stirn; der Spitze der Naſe, dem einfachen Auge, und auch zum Theil noch im Munde, der zwar gegen die Naſe verzeichnet iſt — einfacher Adel und uͤbergewoͤhnliche Groͤße. Plato — ein weiſes, empfindendes Geſicht, aber nicht Plato. Der Mund voll Erfah- rungsweisheit. Stirn ſehr Jdeenempfaͤnglich — Die Naſe fruchtbares Genie. Heſiod; Stirn und Naſe — voll heller Klugheit, Ueberſchauung — O Fuͤrſten mit allen Schaͤtzen und allen Vortheilen, erkauft Euch ſolche Stirnen und Naſen zu Miniſtern! Nur darf die Naſenſpitze etwas beſchnittner ſeyn. Klagt mich an, wenn eine ſolche Stirn und Naſe nicht uͤber- ſchauend mitherrſchen kann; nicht Mittler ſeyn kann zwiſchen Euch und dem Volke. Pittacus — mehr gedraͤngte Kraft, als Lichthelle! viel Adel im Munde. Solon — Stirn entſcheidend fuͤr hellen; Uebergang zur Naſe fuͤr tiefen, Naſe fuͤr klu- gen Verſtand. Der Untertheil des Geſichtes gedehnt und buͤrgerlich. E. Zween G 3

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Zitationshilfe: Lavater, Johann Caspar: Physiognomische Fragmente, zur Beförderung der Menschenkenntniß und Menschenliebe. Bd. 3. Leipzig u. a., 1777, S. 53. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_fragmente03_1777/79>, abgerufen am 22.11.2024.