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Lavater, Johann Caspar: Physiognomische Fragmente, zur Beförderung der Menschenkenntniß und Menschenliebe. Bd. 3. Leipzig u. a., 1777.

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Vermischte Porträte.
"des Staats sind, sich dadurch von andern unterscheiden; denn die Könige, die nicht Monarchen
"sind, haben auch ihr Abzeichen, allein dieses drückt sich durch den Gang aus." --

Herder.
Auch eine Philosophie. Seite 181-183.

"Ein Monarch, dessen Namen unsere Zeit mehr trägt, und zu tragen verdient, als das
"Zeitalter Ludwigs --

-- den uns
sein Jahrhundert mit aufbewahrt!

"Welche neue Schöpfung Europens hat er von seinem Flecke her in dreyßig kurzen Jahren
"bewürkt! -- Jn Kriegs- und Regierungskunst, in Behandlung der Religion und Einrichtung
"der Gesetze, als Apollo der Musen, und als Privatmann unter der Krone -- dem allgemeinen
"Scheine nach, das Muster der Monarchien -- welch ein Gutes gestiftet! Aufklärung, philosophi-
"schen Geist und Mäßigung vom Throne ringsum verbreitet! Orientalische, dumme Pracht,
"Schwelgerey und Luxus, der vormals oft das einzige Goldgehäge der Höfe war, wie erschreck-
"lich zertrümmert und verjaget! Fette Unwissenheit, blinden Eifer und Aberglauben überall wie
"tief verwundet! Sparsamkeit und Ordnung, Regelmäßigkeit und Fleiß, schöne Künste und ei-
"nen sogenannten Geschmack frey zu denken -- wie hoch erhoben! -- Das Jahrhundert trägt sein
"Bild, wie seine Uniform: Jahrhundert ohne Zweifel die größte Lobrede seines Namens. -- Jn-
"deß wird auch eben die Münze, das Brustbild weggekehrt, und das bloße Resultat seiner Schö-
"pfung als Menschenfreund und Philosoph betrachtet, ohne Zweifel einmal etwas mehr und an-
"ders zeigen! Zeigen vielleicht, wie durch ein natürliches Gesetz der Unvollkommenheit menschlicher
"Handlungen mit der Aufklärung -- auch eben so viel luxurirende Mattigkeit des Herzens -- mit
"Sparsamkeit ihr Zeichen und Gefolge Armuth, mit Philosophie blinder, kurzsichtiger Unglaube,
"mit Freyheit zu handeln Despotismus der Seelen unter Blumenketten -- mit dem großen Hel-
"den, Eroberer und Kriegsgeist Erstorbenheit, Römerverfassung, wie da Armeen alles waren,
"Verfall und Elend sich habe verbreiten müssen; zeigen, was Menschenliebe, Gerechtigkeit, Mäs-

sigkeit,

Vermiſchte Portraͤte.
„des Staats ſind, ſich dadurch von andern unterſcheiden; denn die Koͤnige, die nicht Monarchen
„ſind, haben auch ihr Abzeichen, allein dieſes druͤckt ſich durch den Gang aus.“ —

Herder.
Auch eine Philoſophie. Seite 181-183.

„Ein Monarch, deſſen Namen unſere Zeit mehr traͤgt, und zu tragen verdient, als das
„Zeitalter Ludwigs —

— den uns
ſein Jahrhundert mit aufbewahrt!

„Welche neue Schoͤpfung Europens hat er von ſeinem Flecke her in dreyßig kurzen Jahren
„bewuͤrkt! — Jn Kriegs- und Regierungskunſt, in Behandlung der Religion und Einrichtung
„der Geſetze, als Apollo der Muſen, und als Privatmann unter der Krone — dem allgemeinen
„Scheine nach, das Muſter der Monarchien — welch ein Gutes geſtiftet! Aufklaͤrung, philoſophi-
„ſchen Geiſt und Maͤßigung vom Throne ringsum verbreitet! Orientaliſche, dumme Pracht,
„Schwelgerey und Luxus, der vormals oft das einzige Goldgehaͤge der Hoͤfe war, wie erſchreck-
„lich zertruͤmmert und verjaget! Fette Unwiſſenheit, blinden Eifer und Aberglauben uͤberall wie
„tief verwundet! Sparſamkeit und Ordnung, Regelmaͤßigkeit und Fleiß, ſchoͤne Kuͤnſte und ei-
„nen ſogenannten Geſchmack frey zu denken — wie hoch erhoben! — Das Jahrhundert traͤgt ſein
„Bild, wie ſeine Uniform: Jahrhundert ohne Zweifel die groͤßte Lobrede ſeines Namens. — Jn-
„deß wird auch eben die Muͤnze, das Bruſtbild weggekehrt, und das bloße Reſultat ſeiner Schoͤ-
„pfung als Menſchenfreund und Philoſoph betrachtet, ohne Zweifel einmal etwas mehr und an-
„ders zeigen! Zeigen vielleicht, wie durch ein natuͤrliches Geſetz der Unvollkommenheit menſchlicher
„Handlungen mit der Aufklaͤrung — auch eben ſo viel luxurirende Mattigkeit des Herzens — mit
„Sparſamkeit ihr Zeichen und Gefolge Armuth, mit Philoſophie blinder, kurzſichtiger Unglaube,
„mit Freyheit zu handeln Deſpotismus der Seelen unter Blumenketten — mit dem großen Hel-
„den, Eroberer und Kriegsgeiſt Erſtorbenheit, Roͤmerverfaſſung, wie da Armeen alles waren,
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[351/0571] Vermiſchte Portraͤte. „des Staats ſind, ſich dadurch von andern unterſcheiden; denn die Koͤnige, die nicht Monarchen „ſind, haben auch ihr Abzeichen, allein dieſes druͤckt ſich durch den Gang aus.“ — Herder. Auch eine Philoſophie. Seite 181-183. „Ein Monarch, deſſen Namen unſere Zeit mehr traͤgt, und zu tragen verdient, als das „Zeitalter Ludwigs — — den uns ſein Jahrhundert mit aufbewahrt! „Welche neue Schoͤpfung Europens hat er von ſeinem Flecke her in dreyßig kurzen Jahren „bewuͤrkt! — Jn Kriegs- und Regierungskunſt, in Behandlung der Religion und Einrichtung „der Geſetze, als Apollo der Muſen, und als Privatmann unter der Krone — dem allgemeinen „Scheine nach, das Muſter der Monarchien — welch ein Gutes geſtiftet! Aufklaͤrung, philoſophi- „ſchen Geiſt und Maͤßigung vom Throne ringsum verbreitet! Orientaliſche, dumme Pracht, „Schwelgerey und Luxus, der vormals oft das einzige Goldgehaͤge der Hoͤfe war, wie erſchreck- „lich zertruͤmmert und verjaget! Fette Unwiſſenheit, blinden Eifer und Aberglauben uͤberall wie „tief verwundet! Sparſamkeit und Ordnung, Regelmaͤßigkeit und Fleiß, ſchoͤne Kuͤnſte und ei- „nen ſogenannten Geſchmack frey zu denken — wie hoch erhoben! — Das Jahrhundert traͤgt ſein „Bild, wie ſeine Uniform: Jahrhundert ohne Zweifel die groͤßte Lobrede ſeines Namens. — Jn- „deß wird auch eben die Muͤnze, das Bruſtbild weggekehrt, und das bloße Reſultat ſeiner Schoͤ- „pfung als Menſchenfreund und Philoſoph betrachtet, ohne Zweifel einmal etwas mehr und an- „ders zeigen! Zeigen vielleicht, wie durch ein natuͤrliches Geſetz der Unvollkommenheit menſchlicher „Handlungen mit der Aufklaͤrung — auch eben ſo viel luxurirende Mattigkeit des Herzens — mit „Sparſamkeit ihr Zeichen und Gefolge Armuth, mit Philoſophie blinder, kurzſichtiger Unglaube, „mit Freyheit zu handeln Deſpotismus der Seelen unter Blumenketten — mit dem großen Hel- „den, Eroberer und Kriegsgeiſt Erſtorbenheit, Roͤmerverfaſſung, wie da Armeen alles waren, „Verfall und Elend ſich habe verbreiten muͤſſen; zeigen, was Menſchenliebe, Gerechtigkeit, Maͤſ- ſigkeit,

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Zitationshilfe: Lavater, Johann Caspar: Physiognomische Fragmente, zur Beförderung der Menschenkenntniß und Menschenliebe. Bd. 3. Leipzig u. a., 1777, S. 351. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_fragmente03_1777/571>, abgerufen am 24.11.2024.