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Lavater, Johann Caspar: Physiognomische Fragmente, zur Beförderung der Menschenkenntniß und Menschenliebe. Bd. 2. Leipzig u. a., 1776.

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XVIII. Fragment. Zerstörte menschliche Natur. Rüdgerodt.
kraft -- und etwas rohes, hartes, determinirtes -- mithin leicht an Bosheit gränzendes Wesen
gesehen; wohl verstanden, wenn keine besänftigenden Züge zugleich mit vorhanden waren.
b) Der obere Theil des Profils ist immer weniger oder doch langsamer Veränderungen
bey Verschlimmerung oder Verbesserung des Charakters ausgesetzt, als der untere.
c) Man muß sich hüten, zu viel, oder alles aus bloßen Silhouetten errathen zu wollen.
d) Der Umriß des Hinterhaupts zeigt Stoßkraft und Gefühllosigkeit.
e) Die Linie 3. wäre noch boshafter mit weniger Verstand.
f) Die Linie 4. starrsinniger mit weniger Erfindungskraft.
g) Die Linie 5. verschlagner und eigensinniger -- mehr Eigensinn, zu leiden, als zu würken.
h) Die Linie 6. dummer Starrsinn.
i) Die Linie 7. dummer, schwacher Starrsinn.
k) Die Linie 8. schwächster Eigensinn, oder Eigensinn, höchst dummer Schwäche ...
l) Zuletzt bitt' ich noch den furchtbaren Umriß von der Unterlippe bis zum Ohre zu bemer-
ken. --

Und dann -- o ihr Aeltern, Lehrer, Erzieher, Menschenfreunde -- dann -- Euch nicht
zu entsetzen, wenn ihr an Kindern, Knaben, Jünglingen -- Anlagen zu solcher Bildung wahr-
nehmet -- Jhr könnet die herrlichsten, thätigsten, edelsten Menschen aus ihnen bilden. Weisheit
von oben wird's Euch lehren; Euch lehren, daß Gott den Menschen schlecht und recht macht; und
daß er's ist, der Mensch, der sich durch List und Kunst verderbt!

[Abbildung]
Neunzehn-
XVIII. Fragment. Zerſtoͤrte menſchliche Natur. Ruͤdgerodt.
kraft — und etwas rohes, hartes, determinirtes — mithin leicht an Bosheit graͤnzendes Weſen
geſehen; wohl verſtanden, wenn keine beſaͤnftigenden Zuͤge zugleich mit vorhanden waren.
b) Der obere Theil des Profils iſt immer weniger oder doch langſamer Veraͤnderungen
bey Verſchlimmerung oder Verbeſſerung des Charakters ausgeſetzt, als der untere.
c) Man muß ſich huͤten, zu viel, oder alles aus bloßen Silhouetten errathen zu wollen.
d) Der Umriß des Hinterhaupts zeigt Stoßkraft und Gefuͤhlloſigkeit.
e) Die Linie 3. waͤre noch boshafter mit weniger Verſtand.
f) Die Linie 4. ſtarrſinniger mit weniger Erfindungskraft.
g) Die Linie 5. verſchlagner und eigenſinniger — mehr Eigenſinn, zu leiden, als zu wuͤrken.
h) Die Linie 6. dummer Starrſinn.
i) Die Linie 7. dummer, ſchwacher Starrſinn.
k) Die Linie 8. ſchwaͤchſter Eigenſinn, oder Eigenſinn, hoͤchſt dummer Schwaͤche ...
l) Zuletzt bitt' ich noch den furchtbaren Umriß von der Unterlippe bis zum Ohre zu bemer-
ken. —

Und dann — o ihr Aeltern, Lehrer, Erzieher, Menſchenfreunde — dann — Euch nicht
zu entſetzen, wenn ihr an Kindern, Knaben, Juͤnglingen — Anlagen zu ſolcher Bildung wahr-
nehmet — Jhr koͤnnet die herrlichſten, thaͤtigſten, edelſten Menſchen aus ihnen bilden. Weisheit
von oben wird’s Euch lehren; Euch lehren, daß Gott den Menſchen ſchlecht und recht macht; und
daß er’s iſt, der Menſch, der ſich durch Liſt und Kunſt verderbt!

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Neunzehn-
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[196/0290] XVIII. Fragment. Zerſtoͤrte menſchliche Natur. Ruͤdgerodt. kraft — und etwas rohes, hartes, determinirtes — mithin leicht an Bosheit graͤnzendes Weſen geſehen; wohl verſtanden, wenn keine beſaͤnftigenden Zuͤge zugleich mit vorhanden waren. b) Der obere Theil des Profils iſt immer weniger oder doch langſamer Veraͤnderungen bey Verſchlimmerung oder Verbeſſerung des Charakters ausgeſetzt, als der untere. c) Man muß ſich huͤten, zu viel, oder alles aus bloßen Silhouetten errathen zu wollen. d) Der Umriß des Hinterhaupts zeigt Stoßkraft und Gefuͤhlloſigkeit. e) Die Linie 3. waͤre noch boshafter mit weniger Verſtand. f) Die Linie 4. ſtarrſinniger mit weniger Erfindungskraft. g) Die Linie 5. verſchlagner und eigenſinniger — mehr Eigenſinn, zu leiden, als zu wuͤrken. h) Die Linie 6. dummer Starrſinn. i) Die Linie 7. dummer, ſchwacher Starrſinn. k) Die Linie 8. ſchwaͤchſter Eigenſinn, oder Eigenſinn, hoͤchſt dummer Schwaͤche ... l) Zuletzt bitt' ich noch den furchtbaren Umriß von der Unterlippe bis zum Ohre zu bemer- ken. — Und dann — o ihr Aeltern, Lehrer, Erzieher, Menſchenfreunde — dann — Euch nicht zu entſetzen, wenn ihr an Kindern, Knaben, Juͤnglingen — Anlagen zu ſolcher Bildung wahr- nehmet — Jhr koͤnnet die herrlichſten, thaͤtigſten, edelſten Menſchen aus ihnen bilden. Weisheit von oben wird’s Euch lehren; Euch lehren, daß Gott den Menſchen ſchlecht und recht macht; und daß er’s iſt, der Menſch, der ſich durch Liſt und Kunſt verderbt! [Abbildung] Neunzehn-

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Zitationshilfe: Lavater, Johann Caspar: Physiognomische Fragmente, zur Beförderung der Menschenkenntniß und Menschenliebe. Bd. 2. Leipzig u. a., 1776, S. 196. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_fragmente02_1776/290>, abgerufen am 22.11.2024.