sich -- der Kummer verschwindet .... Jch hoffe wieder; ich ergreife die Feder, und schreibe meine Gedanken, Empfindungen, Erfahrungen, Beobachtungen, Vermuthungen hin, und fühle Drang zu schreiben und so zu schreiben, daß Nutzen und Freude quill' in jeden Verstand, jedes Herz des Wahrheitsuchenden Lesers, -- des Wahrheitsuchenden! der unbestochen vom Lob und Tadel ir- gend einer freundschaftlichen oder feindlichen Menge -- mit eignen Augen zu sehen, und mit eignem Herzen Wahrheit und Güte zu fühlen im Stand ist ... Jhr seyd's, seltene, redliche, weise Leser, für die ich schreibe. Euch bitt' ich um Geduld und Nachsicht; -- noch mehr aber um Zu- rechtweisung, wo ich irre, und am meisten um Benutzung des Wahren und Guten, was ich sage.
den 12. Nov. 1775.
[Abbildung]
Erstes
Einleitung.
ſich — der Kummer verſchwindet .... Jch hoffe wieder; ich ergreife die Feder, und ſchreibe meine Gedanken, Empfindungen, Erfahrungen, Beobachtungen, Vermuthungen hin, und fuͤhle Drang zu ſchreiben und ſo zu ſchreiben, daß Nutzen und Freude quill’ in jeden Verſtand, jedes Herz des Wahrheitſuchenden Leſers, — des Wahrheitſuchenden! der unbeſtochen vom Lob und Tadel ir- gend einer freundſchaftlichen oder feindlichen Menge — mit eignen Augen zu ſehen, und mit eignem Herzen Wahrheit und Guͤte zu fuͤhlen im Stand iſt ... Jhr ſeyd’s, ſeltene, redliche, weiſe Leſer, fuͤr die ich ſchreibe. Euch bitt’ ich um Geduld und Nachſicht; — noch mehr aber um Zu- rechtweiſung, wo ich irre, und am meiſten um Benutzung des Wahren und Guten, was ich ſage.
den 12. Nov. 1775.
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Erſtes
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Einleitung.
ſich — der Kummer verſchwindet .... Jch hoffe wieder; ich ergreife die Feder, und ſchreibe meine
Gedanken, Empfindungen, Erfahrungen, Beobachtungen, Vermuthungen hin, und fuͤhle Drang
zu ſchreiben und ſo zu ſchreiben, daß Nutzen und Freude quill’ in jeden Verſtand, jedes Herz des
Wahrheitſuchenden Leſers, — des Wahrheitſuchenden! der unbeſtochen vom Lob und Tadel ir-
gend einer freundſchaftlichen oder feindlichen Menge — mit eignen Augen zu ſehen, und mit
eignem Herzen Wahrheit und Guͤte zu fuͤhlen im Stand iſt ... Jhr ſeyd’s, ſeltene, redliche, weiſe
Leſer, fuͤr die ich ſchreibe. Euch bitt’ ich um Geduld und Nachſicht; — noch mehr aber um Zu-
rechtweiſung, wo ich irre, und am meiſten um Benutzung des Wahren und Guten, was ich ſage.
den 12. Nov. 1775.
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Lavater, Johann Caspar: Physiognomische Fragmente, zur Beförderung der Menschenkenntniß und Menschenliebe. Bd. 2. Leipzig u. a., 1776, S. 7. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_fragmente02_1776/21>, abgerufen am 16.02.2025.
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