Lavater, Johann Caspar: Physiognomische Fragmente, zur Beförderung der Menschenkenntniß und Menschenliebe. Bd. 1. Leipzig u. a., 1775.
10. Sulzer. "Es ist eine nicht erkannte aber gewisse Wahrheit, daß unter allen Gegenständen, die "für *) Sollte wohl heißen: Bemerkbarkeit. E 2
10. Sulzer. „Es iſt eine nicht erkannte aber gewiſſe Wahrheit, daß unter allen Gegenſtaͤnden, die „fuͤr *) Sollte wohl heißen: Bemerkbarkeit. E 2
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <cit> <quote> <pb facs="#f0051" n="27"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b"><hi rendition="#g">fuͤr die Phyſiognomik</hi>.</hi> </fw><lb/> <p> <hi rendition="#aq">„In ira et odio labium inferius ſuper ſuperius eleuatur; frons deſcendit ad-<lb/> „tracta et rugis caperatur.</hi> </p><lb/> <p> <hi rendition="#aq">„Contemtus inaequalem habet vultum, vt alter oculus pene claudatur, alter<lb/> „deſpiciat.</hi> </p><lb/> <p> <hi rendition="#aq">„In terrore muſculi validiſſime os et oculos aperiunt, manusque eleuantur.</hi> </p><lb/> <p> <hi rendition="#et"> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#i">„Hinc naſcitur Phyſiognomia.</hi> </hi> </hi> </p><lb/> <p><hi rendition="#aq">„Recte perſpectum eſt non dudum, plerosque quidem dominantes adfectus in<lb/> „vultu inſpecto legi, vt laetum hominem et jocoſum: triſtem et ſeuerum: ſuper-<lb/> „bum: mitem et benignum: inuidum: innocentem et pudicum, humilem, vno ver-<lb/> „bo fere omnes etiam compoſitos adfectus aut ſuborta vitia, indeque natas virtutes<lb/> „manifeſtis in vultu et vniuerſo corpore ſignis ſe prodentes diſtinguas. Id fit, quia muſcu-<lb/> „li, qui ſunt adfectus alicuius characteriſtici, in eo homine, in quo is adfectus dominatur,<lb/> „frequentius agunt, vt neceſſe eſt frequentius contrahi irae muſculos in homine irato.<lb/> „Ita fit denique repetito vſu, vt ii muſculi inualeſcant et reliquis in eo temperamento<lb/> „otiantibus potentius ſe eſſerant, ideoque etiam, poſtquam adfectus animi ſe remiſit,<lb/> „tamen aliqua pars characteris regnantis adfectus in facie ſuperſit.“ <hi rendition="#i">Elementa Phy-<lb/> ſiologiae Tom. V. p.</hi></hi> 590. 591.</p> </quote> <bibl/> </cit> </div><lb/> <div n="3"> <head> <hi rendition="#b">10.<lb/><hi rendition="#g">Sulzer</hi>.</hi> </head><lb/> <cit> <quote>„Es iſt eine nicht erkannte aber gewiſſe Wahrheit, daß unter allen Gegenſtaͤnden, die<lb/> „das Auge reizen, der Menſch in allen Abſichten der intereſſanteſte iſt. Er iſt das hoͤchſte, und<lb/> „unbegreiflichſte Wunder der Natur, die einen Klumpen todter Materie ſo zu bilden gewußt hat,<lb/> „daß er Leben, Thaͤtigkeit, Gedanken, Empfindungen und einen ſittlichen Character ſehen laͤßt.<lb/> „Daß wir nicht beym Anblick eines Menſchen voll Bewunderung und Erſtaunen ſtille ſtehen,<lb/> „kommt bloß daher, daß die unablaͤßige Gewohnheit den groͤßten Wundern ihre Merkwuͤrdig-<lb/> „keit<note place="foot" n="*)">Sollte wohl heißen: <hi rendition="#fr">Bemerkbarkeit.</hi></note> benimmt. Daher hat die menſchliche Geſtalt, und das Angeſicht des Menſchen ſelbſt<lb/> <fw place="bottom" type="sig">E 2</fw><fw place="bottom" type="catch">„fuͤr</fw><lb/></quote> </cit> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [27/0051]
fuͤr die Phyſiognomik.
„In ira et odio labium inferius ſuper ſuperius eleuatur; frons deſcendit ad-
„tracta et rugis caperatur.
„Contemtus inaequalem habet vultum, vt alter oculus pene claudatur, alter
„deſpiciat.
„In terrore muſculi validiſſime os et oculos aperiunt, manusque eleuantur.
„Hinc naſcitur Phyſiognomia.
„Recte perſpectum eſt non dudum, plerosque quidem dominantes adfectus in
„vultu inſpecto legi, vt laetum hominem et jocoſum: triſtem et ſeuerum: ſuper-
„bum: mitem et benignum: inuidum: innocentem et pudicum, humilem, vno ver-
„bo fere omnes etiam compoſitos adfectus aut ſuborta vitia, indeque natas virtutes
„manifeſtis in vultu et vniuerſo corpore ſignis ſe prodentes diſtinguas. Id fit, quia muſcu-
„li, qui ſunt adfectus alicuius characteriſtici, in eo homine, in quo is adfectus dominatur,
„frequentius agunt, vt neceſſe eſt frequentius contrahi irae muſculos in homine irato.
„Ita fit denique repetito vſu, vt ii muſculi inualeſcant et reliquis in eo temperamento
„otiantibus potentius ſe eſſerant, ideoque etiam, poſtquam adfectus animi ſe remiſit,
„tamen aliqua pars characteris regnantis adfectus in facie ſuperſit.“ Elementa Phy-
ſiologiae Tom. V. p. 590. 591.
10.
Sulzer.
„Es iſt eine nicht erkannte aber gewiſſe Wahrheit, daß unter allen Gegenſtaͤnden, die
„das Auge reizen, der Menſch in allen Abſichten der intereſſanteſte iſt. Er iſt das hoͤchſte, und
„unbegreiflichſte Wunder der Natur, die einen Klumpen todter Materie ſo zu bilden gewußt hat,
„daß er Leben, Thaͤtigkeit, Gedanken, Empfindungen und einen ſittlichen Character ſehen laͤßt.
„Daß wir nicht beym Anblick eines Menſchen voll Bewunderung und Erſtaunen ſtille ſtehen,
„kommt bloß daher, daß die unablaͤßige Gewohnheit den groͤßten Wundern ihre Merkwuͤrdig-
„keit *) benimmt. Daher hat die menſchliche Geſtalt, und das Angeſicht des Menſchen ſelbſt
„fuͤr
*) Sollte wohl heißen: Bemerkbarkeit.
E 2
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |