Vom ewigen Sprechen durchgearbeitet sind diese Wangen, diese Redemuskeln, die betret- nen Wege, auf denen Götter und Heroen zu den Sterblichen herabsteigen; der willige Mund, der nur die Pforte solcher Erscheinungen ist, scheint kindisch zu lallen, hat alle Naivetät der ersten Unschuld; und die Hülle der Haare und des Barts, verbirgt und verehrwürdiget den Um- fang des Haupts.
Zwecklos, leidenschaftlos ruht dieser Mann dahin, er ist um sein selbst willen da, und die Welt, die ihn erfüllt, ist ihm Beschäfftigung und Belohnung.
[Abbildung]
FF.Anson.
XVII. Fragment. Phyſiognomiſche Uebungen
Vom ewigen Sprechen durchgearbeitet ſind dieſe Wangen, dieſe Redemuskeln, die betret- nen Wege, auf denen Goͤtter und Heroen zu den Sterblichen herabſteigen; der willige Mund, der nur die Pforte ſolcher Erſcheinungen iſt, ſcheint kindiſch zu lallen, hat alle Naivetaͤt der erſten Unſchuld; und die Huͤlle der Haare und des Barts, verbirgt und verehrwuͤrdiget den Um- fang des Haupts.
Zwecklos, leidenſchaftlos ruht dieſer Mann dahin, er iſt um ſein ſelbſt willen da, und die Welt, die ihn erfuͤllt, iſt ihm Beſchaͤfftigung und Belohnung.
[Abbildung]
FF.Anſon.
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XVII. Fragment. Phyſiognomiſche Uebungen
Vom ewigen Sprechen durchgearbeitet ſind dieſe Wangen, dieſe Redemuskeln, die betret-
nen Wege, auf denen Goͤtter und Heroen zu den Sterblichen herabſteigen; der willige Mund,
der nur die Pforte ſolcher Erſcheinungen iſt, ſcheint kindiſch zu lallen, hat alle Naivetaͤt der
erſten Unſchuld; und die Huͤlle der Haare und des Barts, verbirgt und verehrwuͤrdiget den Um-
fang des Haupts.
Zwecklos, leidenſchaftlos ruht dieſer Mann dahin, er iſt um ſein ſelbſt willen da, und
die Welt, die ihn erfuͤllt, iſt ihm Beſchaͤfftigung und Belohnung.
[Abbildung]
FF. Anſon.
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Lavater, Johann Caspar: Physiognomische Fragmente, zur Beförderung der Menschenkenntniß und Menschenliebe. Bd. 1. Leipzig u. a., 1775, S. 246. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_fragmente01_1775/374>, abgerufen am 21.11.2024.
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