gehen in Galiläam, da werdet ihr Ihn sehen. Siehe ich hab' es euch gesaget. Und sie gien- gen eilend zum Grabe hinaus, mit Furcht und großer Freude, und liefen, daß sie es seinen Jün- gern verkündigten. Und da sie giengen, seinen Jüngern zu verkündigen; Siehe da begegnete ihnen Jesus und sprach: Seyd gegrüsset. Und sie traten zu Ihm, und grieffen an seine Füße, und fielen vor Ihm nieder. Da sprach Jesus zu ihnen: Fürchtet euch nicht; Gehet hin und ver- kündigt es meinen Brüdern, daß sie gehen in Galiläam, daselbst werden sie mich sehen.
1. Nicht die Auferstehung Christi, -- denn von die- ser war vermuthlich kein menschliches Auge Zeuge, -- sondern die Geschichte einiger Erscheinungen des Auf- erstandenen wird uns erzählt, so erzählt, daß jeder, der aus der Wahrheit ist, die Stimme der Wahrheit nicht verkennen kann. Die letzten beym Kreuz und beym Grabe Jesu wollen wieder die Ersten seyn, dem Geliebten Ver- storbenen die letzte und erste Ehre zu erweisen. Welch einen schwehren, langen, dunklen Sabbath hatten sie zu feyren gehabt! Kaum mochten sie den Sonntag Mor- gen erleben -- die frommen Marien eilen mit ihrer Salbe und Geräthschaft, unbekümmert um alle Ur- theile der Welt, in höchster weiblicher Herzenseinfalt zu dem Grabe. Das einzige Besorgniß, das ihnen auf- stieß, war: "Wer wälzet uns den Stein von des &q;Grabes Thür?" Aber dieser Sorge war schon vor- gebogen -- Schon hatte ein Bothe des Himmels, daß
die
Matthäus XXVIII.
gehen in Galiläam, da werdet ihr Ihn ſehen. Siehe ich hab’ es euch geſaget. Und ſie gien- gen eilend zum Grabe hinaus, mit Furcht und großer Freude, und liefen, daß ſie es ſeinen Jün- gern verkündigten. Und da ſie giengen, ſeinen Jüngern zu verkündigen; Siehe da begegnete ihnen Jeſus und ſprach: Seyd gegrüſſet. Und ſie traten zu Ihm, und grieffen an ſeine Füße, und fielen vor Ihm nieder. Da ſprach Jeſus zu ihnen: Fürchtet euch nicht; Gehet hin und ver- kündigt es meinen Brüdern, daß ſie gehen in Galiläam, daſelbſt werden ſie mich ſehen.
1. Nicht die Auferſtehung Chriſti, — denn von die- ſer war vermuthlich kein menſchliches Auge Zeuge, — ſondern die Geſchichte einiger Erſcheinungen des Auf- erſtandenen wird uns erzählt, ſo erzählt, daß jeder, der aus der Wahrheit iſt, die Stimme der Wahrheit nicht verkennen kann. Die letzten beym Kreuz und beym Grabe Jeſu wollen wieder die Erſten ſeyn, dem Geliebten Ver- ſtorbenen die letzte und erſte Ehre zu erweiſen. Welch einen ſchwehren, langen, dunklen Sabbath hatten ſie zu feyren gehabt! Kaum mochten ſie den Sonntag Mor- gen erleben — die frommen Marien eilen mit ihrer Salbe und Geräthſchaft, unbekümmert um alle Ur- theile der Welt, in höchſter weiblicher Herzenseinfalt zu dem Grabe. Das einzige Beſorgniß, das ihnen auf- ſtieß, war: „Wer wälzet uns den Stein von des &q;Grabes Thür?„ Aber dieſer Sorge war ſchon vor- gebogen — Schon hatte ein Bothe des Himmels, daß
die
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Matthäus XXVIII.
gehen in Galiläam, da werdet ihr Ihn ſehen.
Siehe ich hab’ es euch geſaget. Und ſie gien-
gen eilend zum Grabe hinaus, mit Furcht und
großer Freude, und liefen, daß ſie es ſeinen Jün-
gern verkündigten. Und da ſie giengen, ſeinen
Jüngern zu verkündigen; Siehe da begegnete
ihnen Jeſus und ſprach: Seyd gegrüſſet. Und
ſie traten zu Ihm, und grieffen an ſeine Füße,
und fielen vor Ihm nieder. Da ſprach Jeſus zu
ihnen: Fürchtet euch nicht; Gehet hin und ver-
kündigt es meinen Brüdern, daß ſie gehen in
Galiläam, daſelbſt werden ſie mich ſehen.
1. Nicht die Auferſtehung Chriſti, — denn von die-
ſer war vermuthlich kein menſchliches Auge Zeuge, —
ſondern die Geſchichte einiger Erſcheinungen des Auf-
erſtandenen wird uns erzählt, ſo erzählt, daß jeder, der
aus der Wahrheit iſt, die Stimme der Wahrheit nicht
verkennen kann. Die letzten beym Kreuz und beym Grabe
Jeſu wollen wieder die Erſten ſeyn, dem Geliebten Ver-
ſtorbenen die letzte und erſte Ehre zu erweiſen. Welch
einen ſchwehren, langen, dunklen Sabbath hatten ſie
zu feyren gehabt! Kaum mochten ſie den Sonntag Mor-
gen erleben — die frommen Marien eilen mit ihrer
Salbe und Geräthſchaft, unbekümmert um alle Ur-
theile der Welt, in höchſter weiblicher Herzenseinfalt zu
dem Grabe. Das einzige Beſorgniß, das ihnen auf-
ſtieß, war: „Wer wälzet uns den Stein von des
&q;Grabes Thür?„ Aber dieſer Sorge war ſchon vor-
gebogen — Schon hatte ein Bothe des Himmels, daß
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Lavater, Johann Caspar: Betrachtungen über die wichtigsten Stellen der Evangelien. Bd. 1: Matthäus und Markus. Dessau/Leipzig, 1783, S. 538[558]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_betrachtungen01_1783/566>, abgerufen am 25.11.2024.
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