Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lavater, Johann Caspar: Betrachtungen über die wichtigsten Stellen der Evangelien. Bd. 1: Matthäus und Markus. Dessau/Leipzig, 1783.

Bild:
<< vorherige Seite
Matthäus XXV.

3. Ueber eine lange Zeit aber kam der Herr
dieser Knechte und rechnete mit ihnen. Und als
der hinzugetreten, der die fünf Talente empfan-
gen, hat er noch fünf andere Talente vorgelegt,
und gesprochen: Herr! Du hast mir fünf Talen-
te übergeben; Siehe, ich habe damit fünf ande-
re gewonnen. Sein Herr aber spricht zu ihm:
Wohl du guter und getreuer Knecht, du bist
über wenig treu gewesen; Ich will dich über viel
setzen. Geh ein in die Freude deines Herrn. Als
aber auch der hinzugetreten, der zween Talente
empfangen, sprach er: Herr, du hast mir zwey
Talente übergeben! Siehe, ich habe mit densel-
ben zween andere gewonnen. Spricht sein Herr
zu ihm: Wohl du guter und getreuer Knecht,
du bist über wenig treu gewesen: Ich will dich
über viel setzen; Geh ein in die Freude deines
Herrn.

Nun die ungleiche Rechenschaft und das un-
gleiche Schicksal der Knechte.
Erstlich der Gu-
ten.
Wer kann sich die unbeschreibliche Freude dersel-
ben denken, wenn ihr Herr nach seiner langen Abwe-
senheit wieder da steht; Wenn sie Ihm mit dem Be-
wußtseyn entgegen gehen können: "Er wird wohl mit
"uns zufrieden seyn;" Wenn sie aus seinem Munde das
Wort hören: Guter, treuer Knecht! Wenn sie zu
höhern Verwaltungen, höherm Genusse erhoben werden.
Und wie groß muß auch die Freude des Herrn über die
Knechte seyn, an denen Er viel zu belohnen findet, Er,

der
Matthäus XXV.

3. Ueber eine lange Zeit aber kam der Herr
dieſer Knechte und rechnete mit ihnen. Und als
der hinzugetreten, der die fünf Talente empfan-
gen, hat er noch fünf andere Talente vorgelegt,
und geſprochen: Herr! Du haſt mir fünf Talen-
te übergeben; Siehe, ich habe damit fünf ande-
re gewonnen. Sein Herr aber ſpricht zu ihm:
Wohl du guter und getreuer Knecht, du biſt
über wenig treu geweſen; Ich will dich über viel
ſetzen. Geh ein in die Freude deines Herrn. Als
aber auch der hinzugetreten, der zween Talente
empfangen, ſprach er: Herr, du haſt mir zwey
Talente übergeben! Siehe, ich habe mit denſel-
ben zween andere gewonnen. Spricht ſein Herr
zu ihm: Wohl du guter und getreuer Knecht,
du biſt über wenig treu geweſen: Ich will dich
über viel ſetzen; Geh ein in die Freude deines
Herrn.

Nun die ungleiche Rechenſchaft und das un-
gleiche Schickſal der Knechte.
Erſtlich der Gu-
ten.
Wer kann ſich die unbeſchreibliche Freude derſel-
ben denken, wenn ihr Herr nach ſeiner langen Abwe-
ſenheit wieder da ſteht; Wenn ſie Ihm mit dem Be-
wußtſeyn entgegen gehen können: „Er wird wohl mit
„uns zufrieden ſeyn;„ Wenn ſie aus ſeinem Munde das
Wort hören: Guter, treuer Knecht! Wenn ſie zu
höhern Verwaltungen, höherm Genuſſe erhoben werden.
Und wie groß muß auch die Freude des Herrn über die
Knechte ſeyn, an denen Er viel zu belohnen findet, Er,

der
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0458" n="430[450]"/>
            <fw place="top" type="header">Matthäus <hi rendition="#aq">XXV.</hi></fw><lb/>
            <p>3. <hi rendition="#fr">Ueber eine lange Zeit aber kam der Herr<lb/>
die&#x017F;er Knechte und rechnete mit ihnen. Und als<lb/>
der hinzugetreten, der die fünf Talente empfan-<lb/>
gen, hat er noch fünf andere Talente vorgelegt,<lb/>
und ge&#x017F;prochen: Herr! Du ha&#x017F;t mir fünf Talen-<lb/>
te übergeben; Siehe, ich habe damit fünf ande-<lb/>
re gewonnen. Sein Herr aber &#x017F;pricht zu ihm:<lb/>
Wohl du guter und getreuer Knecht, du bi&#x017F;t<lb/>
über wenig treu gewe&#x017F;en; Ich will dich über viel<lb/>
&#x017F;etzen. Geh ein in die Freude deines Herrn. Als<lb/>
aber auch der hinzugetreten, der zween Talente<lb/>
empfangen, &#x017F;prach er: Herr, du ha&#x017F;t mir zwey<lb/>
Talente übergeben! Siehe, ich habe mit den&#x017F;el-<lb/>
ben zween andere gewonnen. Spricht &#x017F;ein Herr<lb/>
zu ihm: Wohl du guter und getreuer Knecht,<lb/>
du bi&#x017F;t über wenig treu gewe&#x017F;en: Ich will dich<lb/>
über viel &#x017F;etzen; Geh ein in die Freude deines<lb/>
Herrn.</hi></p><lb/>
            <p>Nun die <hi rendition="#fr">ungleiche Rechen&#x017F;chaft</hi> und das <hi rendition="#fr">un-<lb/>
gleiche Schick&#x017F;al der Knechte.</hi> Er&#x017F;tlich der <hi rendition="#fr">Gu-<lb/>
ten.</hi> Wer kann &#x017F;ich die unbe&#x017F;chreibliche Freude der&#x017F;el-<lb/>
ben denken, wenn ihr Herr nach &#x017F;einer langen Abwe-<lb/>
&#x017F;enheit wieder da &#x017F;teht; Wenn &#x017F;ie Ihm mit dem Be-<lb/>
wußt&#x017F;eyn entgegen gehen können: &#x201E;Er wird wohl mit<lb/>
&#x201E;uns zufrieden &#x017F;eyn;&#x201E; Wenn &#x017F;ie aus &#x017F;einem Munde das<lb/>
Wort hören: <hi rendition="#fr">Guter, treuer Knecht!</hi> Wenn &#x017F;ie zu<lb/>
höhern Verwaltungen, höherm Genu&#x017F;&#x017F;e erhoben werden.<lb/>
Und wie groß muß auch die Freude des Herrn über die<lb/>
Knechte &#x017F;eyn, an denen Er viel zu belohnen findet, Er,<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">der</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[430[450]/0458] Matthäus XXV. 3. Ueber eine lange Zeit aber kam der Herr dieſer Knechte und rechnete mit ihnen. Und als der hinzugetreten, der die fünf Talente empfan- gen, hat er noch fünf andere Talente vorgelegt, und geſprochen: Herr! Du haſt mir fünf Talen- te übergeben; Siehe, ich habe damit fünf ande- re gewonnen. Sein Herr aber ſpricht zu ihm: Wohl du guter und getreuer Knecht, du biſt über wenig treu geweſen; Ich will dich über viel ſetzen. Geh ein in die Freude deines Herrn. Als aber auch der hinzugetreten, der zween Talente empfangen, ſprach er: Herr, du haſt mir zwey Talente übergeben! Siehe, ich habe mit denſel- ben zween andere gewonnen. Spricht ſein Herr zu ihm: Wohl du guter und getreuer Knecht, du biſt über wenig treu geweſen: Ich will dich über viel ſetzen; Geh ein in die Freude deines Herrn. Nun die ungleiche Rechenſchaft und das un- gleiche Schickſal der Knechte. Erſtlich der Gu- ten. Wer kann ſich die unbeſchreibliche Freude derſel- ben denken, wenn ihr Herr nach ſeiner langen Abwe- ſenheit wieder da ſteht; Wenn ſie Ihm mit dem Be- wußtſeyn entgegen gehen können: „Er wird wohl mit „uns zufrieden ſeyn;„ Wenn ſie aus ſeinem Munde das Wort hören: Guter, treuer Knecht! Wenn ſie zu höhern Verwaltungen, höherm Genuſſe erhoben werden. Und wie groß muß auch die Freude des Herrn über die Knechte ſeyn, an denen Er viel zu belohnen findet, Er, der

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang: Arbeitsschritte im Digitalisierungsworkflow: Vorbereitung der Bildvorlagen für die Textdigitalisierung; Bearbeitung, Konvertierung und ggf. Nachstrukturierung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Linda Kirsten, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Erbauungsschriften zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_betrachtungen01_1783
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_betrachtungen01_1783/458
Zitationshilfe: Lavater, Johann Caspar: Betrachtungen über die wichtigsten Stellen der Evangelien. Bd. 1: Matthäus und Markus. Dessau/Leipzig, 1783, S. 430[450]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_betrachtungen01_1783/458>, abgerufen am 22.11.2024.