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Lavater, Johann Caspar: Betrachtungen über die wichtigsten Stellen der Evangelien. Bd. 1: Matthäus und Markus. Dessau/Leipzig, 1783.

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Matthäus XXIV.
190.
Wo wird der Meßias erscheinen?
Matth.
XXIV. 28.

Wo das Aaß seyn wird, da werden die Adler
Luc. XVII.
37.
versammelt werden.

Eine schwehre, ungleich ausgelegte Stelle. Der
wahrscheinlichste Sinn derselben scheint mir dieser zu
seyn: "Der Meßias wird da erscheinen, wo der Anti-
&q;christ, Antimeßias seinen Sitz hat -- und der wird
&q;allbekannt -- da wo der Antimeßias mit seinem Herrn
&q;sich zum Streite gegen den Kommenden versammelt --
&q;diesen wird Er, wie ein Adler das Aaß, verschlin-
&q;gen." Und dann wäre folgendes die erläuternde Pa-
Off. Joh.
XIX. 1-21
rallelstelle: Ich habe den Himmel aufgethan gese-
hen, und siehe, ein weisses Pferd, und der dar-
auf saß, hieß der Treue und Wahrhaftige, und
Er richtet und streitet in Gerechtigkeit. Seine
Augen waren wie eine Feuerflamme und auf
seinem Haupte viele Kronen, und Er hatte ei-
nen Namen geschrieben, den Niemand weiß, denn
nur Er selbst
-- u. s. f.

Dieß sagt Jesus Seinen Jüngern von der Zerstö-
rung Jerusalems
und von dem unvermeidlichen ret-
tungslosen Untergange des jüdischen Staates. So un-
terscheidet Er ihnen diesen Zeitpunkt von dem Zeitpunkt
Seiner Wiederkunft und der herrlichen Darstellung
Seines Reiches. So warnet Er sie, in jenem Zeit-
punkte des zerstörenden Gerichtes Ihn ja nicht zu er-
warten, und sich unter keinerley Vorwand bereden zu

lassen:
Matthäus XXIV.
190.
Wo wird der Meßias erſcheinen?
Matth.
XXIV. 28.

Wo das Aaß ſeyn wird, da werden die Adler
Luc. XVII.
37.
verſammelt werden.

Eine ſchwehre, ungleich ausgelegte Stelle. Der
wahrſcheinlichſte Sinn derſelben ſcheint mir dieſer zu
ſeyn: „Der Meßias wird da erſcheinen, wo der Anti-
&q;chriſt, Antimeßias ſeinen Sitz hat — und der wird
&q;allbekannt — da wo der Antimeßias mit ſeinem Herrn
&q;ſich zum Streite gegen den Kommenden verſammelt —
&q;dieſen wird Er, wie ein Adler das Aaß, verſchlin-
&q;gen.„ Und dann wäre folgendes die erläuternde Pa-
Off. Joh.
XIX. 1-21
rallelſtelle: Ich habe den Himmel aufgethan geſe-
hen, und ſiehe, ein weiſſes Pferd, und der dar-
auf ſaß, hieß der Treue und Wahrhaftige, und
Er richtet und ſtreitet in Gerechtigkeit. Seine
Augen waren wie eine Feuerflamme und auf
ſeinem Haupte viele Kronen, und Er hatte ei-
nen Namen geſchrieben, den Niemand weiß, denn
nur Er ſelbſt
— u. ſ. f.

Dieß ſagt Jeſus Seinen Jüngern von der Zerſtö-
rung Jeruſalems
und von dem unvermeidlichen ret-
tungsloſen Untergange des jüdiſchen Staates. So un-
terſcheidet Er ihnen dieſen Zeitpunkt von dem Zeitpunkt
Seiner Wiederkunft und der herrlichen Darſtellung
Seines Reiches. So warnet Er ſie, in jenem Zeit-
punkte des zerſtörenden Gerichtes Ihn ja nicht zu er-
warten, und ſich unter keinerley Vorwand bereden zu

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[402[422]/0430] Matthäus XXIV. 190. Wo wird der Meßias erſcheinen? Wo das Aaß ſeyn wird, da werden die Adler verſammelt werden. Luc. XVII. 37. Eine ſchwehre, ungleich ausgelegte Stelle. Der wahrſcheinlichſte Sinn derſelben ſcheint mir dieſer zu ſeyn: „Der Meßias wird da erſcheinen, wo der Anti- &q;chriſt, Antimeßias ſeinen Sitz hat — und der wird &q;allbekannt — da wo der Antimeßias mit ſeinem Herrn &q;ſich zum Streite gegen den Kommenden verſammelt — &q;dieſen wird Er, wie ein Adler das Aaß, verſchlin- &q;gen.„ Und dann wäre folgendes die erläuternde Pa- rallelſtelle: Ich habe den Himmel aufgethan geſe- hen, und ſiehe, ein weiſſes Pferd, und der dar- auf ſaß, hieß der Treue und Wahrhaftige, und Er richtet und ſtreitet in Gerechtigkeit. Seine Augen waren wie eine Feuerflamme und auf ſeinem Haupte viele Kronen, und Er hatte ei- nen Namen geſchrieben, den Niemand weiß, denn nur Er ſelbſt — u. ſ. f. Off. Joh. XIX. 1-21 Dieß ſagt Jeſus Seinen Jüngern von der Zerſtö- rung Jeruſalems und von dem unvermeidlichen ret- tungsloſen Untergange des jüdiſchen Staates. So un- terſcheidet Er ihnen dieſen Zeitpunkt von dem Zeitpunkt Seiner Wiederkunft und der herrlichen Darſtellung Seines Reiches. So warnet Er ſie, in jenem Zeit- punkte des zerſtörenden Gerichtes Ihn ja nicht zu er- warten, und ſich unter keinerley Vorwand bereden zu laſſen:

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Zitationshilfe: Lavater, Johann Caspar: Betrachtungen über die wichtigsten Stellen der Evangelien. Bd. 1: Matthäus und Markus. Dessau/Leipzig, 1783, S. 402[422]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_betrachtungen01_1783/430>, abgerufen am 01.09.2024.