Rechtschaffner, den die Pharisäer nicht verfolgten und quälten und ermordeten, wenn sie nur konnten? Beym Herrn der Herrlichkeit, bey ihrem eigensten Retter und König, bey dem reinsten, unschuldigsten, weisesten, recht- schaffensten aller Menschen fiengen sie an, wurden seine Verräther und Todschläger -- und mit verrathen -- überantworten, tödten, kreuzigen, geisseln Seiner Ge- sandten fuhren sie fort. Der Gekreuzigte, und wer sei- nem Leben Zeugniß gab, der war das Ziel ihrer unver- söhnlichsten Rache. Ich bitte meine Leser in dieser Ab- sicht nur das III. IV. V. VII. XII. XXI. XXII. XXIII. XXIV. Kapitel des Geschichtbuchs der Apostel zu lesen.
Abel war der Erste, Zacharias, vielleicht der, von dessen Ermordung uns das zweyte Buch der Chro- nick Nachricht giebt -- war der Letzte ermordete Ge-2. Chron. XXIV. 21. 22. rechte, von dem uns die Geschichtbücher des alten Bun- des erzählen. Und zwischen diesen Beyden -- wie manche gerechte Propheten, Heilige Gottes, deren Blut um Rache schrie!
Alles dieses unschuldig vergossenen Blutes machte sich das Pharisäergeschlecht durch die Vollendung der Bos- heit und Hartnäckigkeit ihrer Väter schuldig. Sie bil- ligten, sie versiegelten die Mordthaten ihrer Väter, und darum wurden auch diese an ihnen heimgesuchet und ge- rächet. Das Strafgericht, welches über die damahls lebende Generation oder Geschlechte der Juden einbrach, war Vergeltung aller Gräuel, der sich die Nation je schul- dig gemacht hatte.
175.
A a 2
Erfüllung des Maaſſes der ꝛc.
Rechtſchaffner, den die Phariſäer nicht verfolgten und quälten und ermordeten, wenn ſie nur konnten? Beym Herrn der Herrlichkeit, bey ihrem eigenſten Retter und König, bey dem reinſten, unſchuldigſten, weiſeſten, recht- ſchaffenſten aller Menſchen fiengen ſie an, wurden ſeine Verräther und Todſchläger — und mit verrathen — überantworten, tödten, kreuzigen, geiſſeln Seiner Ge- ſandten fuhren ſie fort. Der Gekreuzigte, und wer ſei- nem Leben Zeugniß gab, der war das Ziel ihrer unver- ſöhnlichſten Rache. Ich bitte meine Leſer in dieſer Ab- ſicht nur das III. IV. V. VII. XII. XXI. XXII. XXIII. XXIV. Kapitel des Geſchichtbuchs der Apoſtel zu leſen.
Abel war der Erſte, Zacharias, vielleicht der, von deſſen Ermordung uns das zweyte Buch der Chro- nick Nachricht giebt — war der Letzte ermordete Ge-2. Chron. XXIV. 21. 22. rechte, von dem uns die Geſchichtbücher des alten Bun- des erzählen. Und zwiſchen dieſen Beyden — wie manche gerechte Propheten, Heilige Gottes, deren Blut um Rache ſchrie!
Alles dieſes unſchuldig vergoſſenen Blutes machte ſich das Phariſäergeſchlecht durch die Vollendung der Bos- heit und Hartnäckigkeit ihrer Väter ſchuldig. Sie bil- ligten, ſie verſiegelten die Mordthaten ihrer Väter, und darum wurden auch dieſe an ihnen heimgeſuchet und ge- rächet. Das Strafgericht, welches über die damahls lebende Generation oder Geſchlechte der Juden einbrach, war Vergeltung aller Gräuel, der ſich die Nation je ſchul- dig gemacht hatte.
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[371[391]/0399]
Erfüllung des Maaſſes der ꝛc.
Rechtſchaffner, den die Phariſäer nicht verfolgten und
quälten und ermordeten, wenn ſie nur konnten? Beym
Herrn der Herrlichkeit, bey ihrem eigenſten Retter und
König, bey dem reinſten, unſchuldigſten, weiſeſten, recht-
ſchaffenſten aller Menſchen fiengen ſie an, wurden ſeine
Verräther und Todſchläger — und mit verrathen —
überantworten, tödten, kreuzigen, geiſſeln Seiner Ge-
ſandten fuhren ſie fort. Der Gekreuzigte, und wer ſei-
nem Leben Zeugniß gab, der war das Ziel ihrer unver-
ſöhnlichſten Rache. Ich bitte meine Leſer in dieſer Ab-
ſicht nur das III. IV. V. VII. XII. XXI. XXII. XXIII.
XXIV. Kapitel des Geſchichtbuchs der Apoſtel zu leſen.
Abel war der Erſte, Zacharias, vielleicht der,
von deſſen Ermordung uns das zweyte Buch der Chro-
nick Nachricht giebt — war der Letzte ermordete Ge-
rechte, von dem uns die Geſchichtbücher des alten Bun-
des erzählen. Und zwiſchen dieſen Beyden — wie manche
gerechte Propheten, Heilige Gottes, deren Blut um
Rache ſchrie!
2. Chron.
XXIV.
21. 22.
Alles dieſes unſchuldig vergoſſenen Blutes machte
ſich das Phariſäergeſchlecht durch die Vollendung der Bos-
heit und Hartnäckigkeit ihrer Väter ſchuldig. Sie bil-
ligten, ſie verſiegelten die Mordthaten ihrer Väter, und
darum wurden auch dieſe an ihnen heimgeſuchet und ge-
rächet. Das Strafgericht, welches über die damahls
lebende Generation oder Geſchlechte der Juden einbrach,
war Vergeltung aller Gräuel, der ſich die Nation je ſchul-
dig gemacht hatte.
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Lavater, Johann Caspar: Betrachtungen über die wichtigsten Stellen der Evangelien. Bd. 1: Matthäus und Markus. Dessau/Leipzig, 1783, S. 371[391]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_betrachtungen01_1783/399>, abgerufen am 23.11.2024.
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