Er sey uns Anfang und Ende! Sein Ausspruch gelte uns über alle, über die tiefste und erhabenste menschliche Weisheit, sey uns Ende alles Widersprechens. Auf seine Entscheidung soll Alles ankommen. An Ihn soll von jedem menschlichen Lehrer und Führer -- von Ihm soll an keinen andern appellirt werden. Seiner Apo- stel Wort gelte uns wie sein Wort -- Sein Wort wie Gottes Wort; Fern sey es von uns, irgend einem Menschen anzuhängen, unser Christenthum, unsern Glau- ben, unsre Hofnung, unsre Tugend dem Ansehen irgend1. Kor. VII. 23. Gal. V. 1. eines Menschen zu unterwerfen. Wir sind theuer er- kauft. Knechte der Menschen wollen wir nicht werden. O Christ laß dich nicht binden! Du bist frey! Einer ist dein Herr. Untersuche, prüfe, entscheide mit seinem Worte -- laß dir nichts aufbürden, was Er nicht fordert! -- Laß dir nichts wegnehmen -- nichts unerheblich, gleichgültig machen, was Ihm wichtig ist. Rühme sich niemand der Menschen. Denn Al-1. Kor. III. 21-23. les ist euer. Es sey Paulus oder Apollo; Es sey Kephas oder die Welt; Es sey das Leben oder der Tod; Es sey das Gegenwärtige oder das Zukünftige! Alles ist euer!
Und ferne von christlichen Lehrern sey Herrschsucht, Gewissenstyranney! Wer sich überbrüderliches Ansehen und Gewalt anmaßt, wer willkührliche Glaubens- und Lebensvorschriften von sich ausstellt und blinde Annah- me und Befolgung derselben fodert -- der versündigt sich an den Majestätsrechten des Meßias; Er macht sich zum Herrn, da er Knecht seyn sollte.
Der
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Warnung vor Ehrſucht und Herrſchſucht.
Er ſey uns Anfang und Ende! Sein Ausſpruch gelte uns über alle, über die tiefſte und erhabenſte menſchliche Weisheit, ſey uns Ende alles Widerſprechens. Auf ſeine Entſcheidung ſoll Alles ankommen. An Ihn ſoll von jedem menſchlichen Lehrer und Führer — von Ihm ſoll an keinen andern appellirt werden. Seiner Apo- ſtel Wort gelte uns wie ſein Wort — Sein Wort wie Gottes Wort; Fern ſey es von uns, irgend einem Menſchen anzuhängen, unſer Chriſtenthum, unſern Glau- ben, unſre Hofnung, unſre Tugend dem Anſehen irgend1. Kor. VII. 23. Gal. V. 1. eines Menſchen zu unterwerfen. Wir ſind theuer er- kauft. Knechte der Menſchen wollen wir nicht werden. O Chriſt laß dich nicht binden! Du biſt frey! Einer iſt dein Herr. Unterſuche, prüfe, entſcheide mit ſeinem Worte — laß dir nichts aufbürden, was Er nicht fordert! — Laß dir nichts wegnehmen — nichts unerheblich, gleichgültig machen, was Ihm wichtig iſt. Rühme ſich niemand der Menſchen. Denn Al-1. Kor. III. 21-23. les iſt euer. Es ſey Paulus oder Apollo; Es ſey Kephas oder die Welt; Es ſey das Leben oder der Tod; Es ſey das Gegenwärtige oder das Zukünftige! Alles iſt euer!
Und ferne von chriſtlichen Lehrern ſey Herrſchſucht, Gewiſſenstyranney! Wer ſich überbrüderliches Anſehen und Gewalt anmaßt, wer willkührliche Glaubens- und Lebensvorſchriften von ſich ausſtellt und blinde Annah- me und Befolgung derſelben fodert — der verſündigt ſich an den Majeſtätsrechten des Meßias; Er macht ſich zum Herrn, da er Knecht ſeyn ſollte.
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[355[375]/0383]
Warnung vor Ehrſucht und Herrſchſucht.
Er ſey uns Anfang und Ende! Sein Ausſpruch gelte
uns über alle, über die tiefſte und erhabenſte menſchliche
Weisheit, ſey uns Ende alles Widerſprechens. Auf
ſeine Entſcheidung ſoll Alles ankommen. An Ihn ſoll
von jedem menſchlichen Lehrer und Führer — von Ihm
ſoll an keinen andern appellirt werden. Seiner Apo-
ſtel Wort gelte uns wie ſein Wort — Sein Wort wie
Gottes Wort; Fern ſey es von uns, irgend einem
Menſchen anzuhängen, unſer Chriſtenthum, unſern Glau-
ben, unſre Hofnung, unſre Tugend dem Anſehen irgend
eines Menſchen zu unterwerfen. Wir ſind theuer er-
kauft. Knechte der Menſchen wollen wir nicht
werden. O Chriſt laß dich nicht binden! Du biſt
frey! Einer iſt dein Herr. Unterſuche, prüfe, entſcheide
mit ſeinem Worte — laß dir nichts aufbürden, was
Er nicht fordert! — Laß dir nichts wegnehmen — nichts
unerheblich, gleichgültig machen, was Ihm wichtig iſt.
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les iſt euer. Es ſey Paulus oder Apollo; Es ſey
Kephas oder die Welt; Es ſey das Leben oder
der Tod; Es ſey das Gegenwärtige oder das
Zukünftige! Alles iſt euer!
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1. Kor. III.
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Und ferne von chriſtlichen Lehrern ſey Herrſchſucht,
Gewiſſenstyranney! Wer ſich überbrüderliches Anſehen
und Gewalt anmaßt, wer willkührliche Glaubens- und
Lebensvorſchriften von ſich ausſtellt und blinde Annah-
me und Befolgung derſelben fodert — der verſündigt
ſich an den Majeſtätsrechten des Meßias; Er macht ſich
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Lavater, Johann Caspar: Betrachtungen über die wichtigsten Stellen der Evangelien. Bd. 1: Matthäus und Markus. Dessau/Leipzig, 1783, S. 355[375]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_betrachtungen01_1783/383>, abgerufen am 23.11.2024.
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