157. Schatzungspfenning oder Schalkheit und Weisheit neben einander.
Matth. XXII. 15-23.
Da giengen die Pharisäer hin, und hielten einen Rath, wie sie Ihn fiengen in seiner Rede; Und sandten zu Ihm ihre Jünger, sammt Hero- dis Dienern, und sprachen: Meister! Wir wis- sen, daß du wahrhaftig bist, und lehrest den Weg Gottes recht, und du fragest nach niemand; Denn du achtest nicht das Ansehen der Menschen; Darum sag' uns, was dünket dich: Ist's recht, daß man dem Kayser Zins gebe oder nicht? Da nun Jesus merkete ihre Schalkheit, sprach Er: Ihr Heuchler, was versuchet ihr mich? Weiset Mir die Zinsmünze. Und sie reichten Ihm ei- nen Groschen dar. Und Er sprach zu ihnen: Weß ist das Bild und die Ueberschrift? Sie spra- chen zu Ihm: Des Kaysers. Da sprach Er zu ihnen; So gebet dem Kayser was des Kaysers ist -- und Gotte was Gottes ist. Da sie das höreten, verwunderten sie sich; Und liessen Ihn und giengen davon.
1. Wer mit guter Miene an einen guten Menschen eine Frage thut, nicht um seiner Belehrung willen; Nicht um einen andern zu belehren, sondern um ihn ins Garn zu locken, ihn in Verlegenheit zu setzen -- um eine Ant- wort von Ihm heraus zu listeln, die ihm zum Scha-
den
Matthäus XXII.
157. Schatzungspfenning oder Schalkheit und Weisheit neben einander.
Matth. XXII. 15-23.
Da giengen die Phariſäer hin, und hielten einen Rath, wie ſie Ihn fiengen in ſeiner Rede; Und ſandten zu Ihm ihre Jünger, ſammt Hero- dis Dienern, und ſprachen: Meiſter! Wir wiſ- ſen, daß du wahrhaftig biſt, und lehreſt den Weg Gottes recht, und du frageſt nach niemand; Denn du achteſt nicht das Anſehen der Menſchen; Darum ſag’ uns, was dünket dich: Iſt’s recht, daß man dem Kayſer Zins gebe oder nicht? Da nun Jeſus merkete ihre Schalkheit, ſprach Er: Ihr Heuchler, was verſuchet ihr mich? Weiſet Mir die Zinsmünze. Und ſie reichten Ihm ei- nen Groſchen dar. Und Er ſprach zu ihnen: Weß iſt das Bild und die Ueberſchrift? Sie ſpra- chen zu Ihm: Des Kayſers. Da ſprach Er zu ihnen; So gebet dem Kayſer was des Kayſers iſt — und Gotte was Gottes iſt. Da ſie das höreten, verwunderten ſie ſich; Und lieſſen Ihn und giengen davon.
1. Wer mit guter Miene an einen guten Menſchen eine Frage thut, nicht um ſeiner Belehrung willen; Nicht um einen andern zu belehren, ſondern um ihn ins Garn zu locken, ihn in Verlegenheit zu ſetzen — um eine Ant- wort von Ihm heraus zu liſteln, die ihm zum Scha-
den
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[334[354]/0362]
Matthäus XXII.
157.
Schatzungspfenning
oder
Schalkheit und Weisheit neben einander.
Da giengen die Phariſäer hin, und hielten
einen Rath, wie ſie Ihn fiengen in ſeiner Rede;
Und ſandten zu Ihm ihre Jünger, ſammt Hero-
dis Dienern, und ſprachen: Meiſter! Wir wiſ-
ſen, daß du wahrhaftig biſt, und lehreſt den Weg
Gottes recht, und du frageſt nach niemand;
Denn du achteſt nicht das Anſehen der Menſchen;
Darum ſag’ uns, was dünket dich: Iſt’s recht,
daß man dem Kayſer Zins gebe oder nicht? Da
nun Jeſus merkete ihre Schalkheit, ſprach Er:
Ihr Heuchler, was verſuchet ihr mich? Weiſet
Mir die Zinsmünze. Und ſie reichten Ihm ei-
nen Groſchen dar. Und Er ſprach zu ihnen:
Weß iſt das Bild und die Ueberſchrift? Sie ſpra-
chen zu Ihm: Des Kayſers. Da ſprach Er zu
ihnen; So gebet dem Kayſer was des Kayſers
iſt — und Gotte was Gottes iſt. Da ſie das
höreten, verwunderten ſie ſich; Und lieſſen Ihn
und giengen davon.
1. Wer mit guter Miene an einen guten Menſchen
eine Frage thut, nicht um ſeiner Belehrung willen; Nicht
um einen andern zu belehren, ſondern um ihn ins Garn
zu locken, ihn in Verlegenheit zu ſetzen — um eine Ant-
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Lavater, Johann Caspar: Betrachtungen über die wichtigsten Stellen der Evangelien. Bd. 1: Matthäus und Markus. Dessau/Leipzig, 1783, S. 334[354]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_betrachtungen01_1783/362>, abgerufen am 23.11.2024.
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