alles in Ihm sich findet, was in allen guten, grossen, ein- zelnen Menschen zerstreuet sich fand -- und das sowohl in Ansehung seines Charakters, als seines Schicksals -- der wird kein Wort mehr drüber verlicren -- Ob ge- wisse Stellen nur accommodirt oder angewandt seyn? -- Denn das ist auffallend, und dem Freunde der Wahrheit unendlich wichtig: Daß Alles Gute, Göttliche, Grosse, was von Menschen und von Gott gesagt werden kann, von Ihm und Ihm allein, zugleich gesagt wer- den kann. Dieser Gedanke verdiente wohl ein besonde- res Buch, und vielleicht ist nichts, das dem Sucher der Wahrheit mehr Freude und Gewißheit brächte, als Versuche -- Was sich alles von Christo sagen lasse? Al- les auf Ihn allein zugleich anwenden lasse? Alles sich in Ihm vereinige?
Man durchgehe, zum Beyspiel, einmal alle hundert und funfzig Psalmen, und ziehe alles aus, was der Dich- ter von sich, (in so fern er nicht als Sünder spricht) von seinen Schicksalen, seinen Hofnungen sagt -- Man stelle alles zusammen, was er von dem guten Cha- rakter und Schicksalen anderer sagt. Was er von Gott und über Gott sagt -- alles, alles -- läßt sich, nach der Aehnlichkeit dessen, was das Neue Testament ausdrücklich von Ihm behauptet, von Christus sagen -- Sonst von keinem Könige, keinem Helden, keinem Se- her, keinem Weisen -- kurz, weder von irgend einem Gott, noch irgend einem Menschen. Alles, alles zu- sammen und zugleich, was sich von Christus, wenn die evangelische Geschichte wahr ist, sagen lässt.
Nur
Matthäus I.
alles in Ihm ſich findet, was in allen guten, groſſen, ein- zelnen Menſchen zerſtreuet ſich fand — und das ſowohl in Anſehung ſeines Charakters, als ſeines Schickſals — der wird kein Wort mehr drüber verlicren — Ob ge- wiſſe Stellen nur accommodirt oder angewandt ſeyn? — Denn das iſt auffallend, und dem Freunde der Wahrheit unendlich wichtig: Daß Alles Gute, Göttliche, Groſſe, was von Menſchen und von Gott geſagt werden kann, von Ihm und Ihm allein, zugleich geſagt wer- den kann. Dieſer Gedanke verdiente wohl ein beſonde- res Buch, und vielleicht iſt nichts, das dem Sucher der Wahrheit mehr Freude und Gewißheit brächte, als Verſuche — Was ſich alles von Chriſto ſagen laſſe? Al- les auf Ihn allein zugleich anwenden laſſe? Alles ſich in Ihm vereinige?
Man durchgehe, zum Beyſpiel, einmal alle hundert und funfzig Pſalmen, und ziehe alles aus, was der Dich- ter von ſich, (in ſo fern er nicht als Sünder ſpricht) von ſeinen Schickſalen, ſeinen Hofnungen ſagt — Man ſtelle alles zuſammen, was er von dem guten Cha- rakter und Schickſalen anderer ſagt. Was er von Gott und über Gott ſagt — alles, alles — läßt ſich, nach der Aehnlichkeit deſſen, was das Neue Teſtament ausdrücklich von Ihm behauptet, von Chriſtus ſagen — Sonſt von keinem Könige, keinem Helden, keinem Se- her, keinem Weiſen — kurz, weder von irgend einem Gott, noch irgend einem Menſchen. Alles, alles zu- ſammen und zugleich, was ſich von Chriſtus, wenn die evangeliſche Geſchichte wahr iſt, ſagen läſſt.
Nur
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[8[28]/0036]
Matthäus I.
alles in Ihm ſich findet, was in allen guten, groſſen, ein-
zelnen Menſchen zerſtreuet ſich fand — und das ſowohl
in Anſehung ſeines Charakters, als ſeines Schickſals
— der wird kein Wort mehr drüber verlicren — Ob ge-
wiſſe Stellen nur accommodirt oder angewandt ſeyn? —
Denn das iſt auffallend, und dem Freunde der Wahrheit
unendlich wichtig: Daß Alles Gute, Göttliche, Groſſe,
was von Menſchen und von Gott geſagt werden
kann, von Ihm und Ihm allein, zugleich geſagt wer-
den kann. Dieſer Gedanke verdiente wohl ein beſonde-
res Buch, und vielleicht iſt nichts, das dem Sucher
der Wahrheit mehr Freude und Gewißheit brächte, als
Verſuche — Was ſich alles von Chriſto ſagen laſſe? Al-
les auf Ihn allein zugleich anwenden laſſe? Alles ſich
in Ihm vereinige?
Man durchgehe, zum Beyſpiel, einmal alle hundert
und funfzig Pſalmen, und ziehe alles aus, was der Dich-
ter von ſich, (in ſo fern er nicht als Sünder ſpricht)
von ſeinen Schickſalen, ſeinen Hofnungen ſagt —
Man ſtelle alles zuſammen, was er von dem guten Cha-
rakter und Schickſalen anderer ſagt. Was er von
Gott und über Gott ſagt — alles, alles — läßt ſich,
nach der Aehnlichkeit deſſen, was das Neue Teſtament
ausdrücklich von Ihm behauptet, von Chriſtus ſagen —
Sonſt von keinem Könige, keinem Helden, keinem Se-
her, keinem Weiſen — kurz, weder von irgend einem
Gott, noch irgend einem Menſchen. Alles, alles zu-
ſammen und zugleich, was ſich von Chriſtus, wenn
die evangeliſche Geſchichte wahr iſt, ſagen läſſt.
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Lavater, Johann Caspar: Betrachtungen über die wichtigsten Stellen der Evangelien. Bd. 1: Matthäus und Markus. Dessau/Leipzig, 1783, S. 8[28]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_betrachtungen01_1783/36>, abgerufen am 24.11.2024.
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