Nicht als wär' es Menschenwort, sondern als dem Wort Gottes. Er setzte sich über alle unausweichlich schiefen Urtheile weg -- und fragte nicht: "Was werden Men- &q;schen sagen?" -- "Ist's meines Vaters Willen und &q;Plane gemäß?" -- das war seine einzige Frage.
4. Wie unendlich weit unser Herr von dem ent- fernt war, womit sich das Volk itzt in seinen Gedan- ken beschäftigte -- wie sein Herz von aller eiteln Pracht- sucht und königlichem Stolz rein war, erhellet nicht nur überhaupt aus der Einfalt seines Aufzugs, sondern vor- nehmlich aus der Gemüthsbewegung, die in Ihm vor- gieng, da Er der Stadt Jerusalem nahe kam ... Schöneres, Edleres, Rührenderes, eines ächten Kö- nigs Würdigeres, läßt sich nichts gedenken. -- Laßt Luc. XIX. 37-44.uns die Parallelstelle aus Lukas anführen: Als Er itzt zur Steige des Oehlbergs nahete, fieng die gan- ze Menge der Jünger an, mit Freuden und lauter Stimme Gott zu loben, von wegen aller Thaten die sie gesehen hatten. Das Volk, das Joh. XII. 17bey Ihm war, (heiß'ts bey Johannes) zeugete, daß Er den Lazarus aus dem Grabe gerufen, und ihn von den Todten auferwecket habe. Darum lief Ihm auch viel Volks entgegen, die- weil sie gehöret hatten, daß Er dieses Zeichen gethan habe. -- Und sie sprachen: Gebene- deyet sey der König, (der König Israels, sagt Marc. XI. 10.Johannes) und Markus Gebenedeyt (willkom- men und hochgepriesen) sey das Reich, das da kommt in dem Namen des Herrn (das Reich) unsers Va-
ters
Matthäus XXI.
Nicht als wär’ es Menſchenwort, ſondern als dem Wort Gottes. Er ſetzte ſich über alle unausweichlich ſchiefen Urtheile weg — und fragte nicht: „Was werden Men- &q;ſchen ſagen?„ — „Iſt’s meines Vaters Willen und &q;Plane gemäß?„ — das war ſeine einzige Frage.
4. Wie unendlich weit unſer Herr von dem ent- fernt war, womit ſich das Volk itzt in ſeinen Gedan- ken beſchäftigte — wie ſein Herz von aller eiteln Pracht- ſucht und königlichem Stolz rein war, erhellet nicht nur überhaupt aus der Einfalt ſeines Aufzugs, ſondern vor- nehmlich aus der Gemüthsbewegung, die in Ihm vor- gieng, da Er der Stadt Jeruſalem nahe kam ... Schöneres, Edleres, Rührenderes, eines ächten Kö- nigs Würdigeres, läßt ſich nichts gedenken. — Laßt Luc. XIX. 37-44.uns die Parallelſtelle aus Lukas anführen: Als Er itzt zur Steige des Oehlbergs nahete, fieng die gan- ze Menge der Jünger an, mit Freuden und lauter Stimme Gott zu loben, von wegen aller Thaten die ſie geſehen hatten. Das Volk, das Joh. XII. 17bey Ihm war, (heiß’ts bey Johannes) zeugete, daß Er den Lazarus aus dem Grabe gerufen, und ihn von den Todten auferwecket habe. Darum lief Ihm auch viel Volks entgegen, die- weil ſie gehöret hatten, daß Er dieſes Zeichen gethan habe. — Und ſie ſprachen: Gebene- deyet ſey der König, (der König Iſraels, ſagt Marc. XI. 10.Johannes) und Markus Gebenedeyt (willkom- men und hochgeprieſen) ſey das Reich, das da kommt in dem Namen des Herrn (das Reich) unſers Va-
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Matthäus XXI.
Nicht als wär’ es Menſchenwort, ſondern als dem Wort
Gottes. Er ſetzte ſich über alle unausweichlich ſchiefen
Urtheile weg — und fragte nicht: „Was werden Men-
&q;ſchen ſagen?„ — „Iſt’s meines Vaters Willen und
&q;Plane gemäß?„ — das war ſeine einzige Frage.
4. Wie unendlich weit unſer Herr von dem ent-
fernt war, womit ſich das Volk itzt in ſeinen Gedan-
ken beſchäftigte — wie ſein Herz von aller eiteln Pracht-
ſucht und königlichem Stolz rein war, erhellet nicht nur
überhaupt aus der Einfalt ſeines Aufzugs, ſondern vor-
nehmlich aus der Gemüthsbewegung, die in Ihm vor-
gieng, da Er der Stadt Jeruſalem nahe kam ...
Schöneres, Edleres, Rührenderes, eines ächten Kö-
nigs Würdigeres, läßt ſich nichts gedenken. — Laßt
uns die Parallelſtelle aus Lukas anführen: Als Er itzt
zur Steige des Oehlbergs nahete, fieng die gan-
ze Menge der Jünger an, mit Freuden und
lauter Stimme Gott zu loben, von wegen aller
Thaten die ſie geſehen hatten. Das Volk, das
bey Ihm war, (heiß’ts bey Johannes) zeugete,
daß Er den Lazarus aus dem Grabe gerufen,
und ihn von den Todten auferwecket habe.
Darum lief Ihm auch viel Volks entgegen, die-
weil ſie gehöret hatten, daß Er dieſes Zeichen
gethan habe. — Und ſie ſprachen: Gebene-
deyet ſey der König, (der König Iſraels, ſagt
Johannes) und Markus Gebenedeyt (willkom-
men und hochgeprieſen) ſey das Reich, das da kommt
in dem Namen des Herrn (das Reich) unſers Va-
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Luc. XIX.
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Joh. XII. 17
Marc. XI.
10.
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Lavater, Johann Caspar: Betrachtungen über die wichtigsten Stellen der Evangelien. Bd. 1: Matthäus und Markus. Dessau/Leipzig, 1783, S. 302[322]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_betrachtungen01_1783/330>, abgerufen am 24.11.2024.
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