in seiner Kirche; erweckt unthätige Menschen zu einer edeln nützlichen Thätigkeit. Er gieng zu verschiedenen, früheren und späteren Zeiten aus, offenbarte sich manch- mal, und auf mancherley Weise.
2. Keiner, den Gott beruft und der arbeitet, sei- ne Kräfte zum Nutzen anderer braucht, soll unbelohnt bleiben. Es wird jeglicher empfangen, was ihm ver- heissen ist, und was ihm gebührt.
3. Es stehet in Gottes freyer Willkühr, denen, die er später zu seiner Erkenntniß und Verehrung beruft, eben so zu belohnen, wie die, welche Er am frühesten berufen hatte. Wenn die Schuld nicht am Berufenen liegt; Wenn er, so bald Gottes Ruf an ihn ergehet, willig und bereit ist, zu gehorchen; Wenn er keinen An- stand nimmt, sogleich Hand an das Werk zu legen, das Gott ihm aufträgt, wenn er auf die Frage: Warum stehest du müßig? Sagen kann: "Darum, daß mich &q;Niemand gedinget hat?" So kann er denen an Ehre und Glückseeligkeit gleich kommen, die früher berufen worden.
4. Die früher Berufenen, wenn sie das empfangen, was ihnen verheissen ward, haben keine gegründete Ur- sache zur Unzufriedenheit, wenn Gott die später Berufe- nen so, wie sie belohnet -- oder ihnen mehr giebt, als man erwarten konnte.
5. Der ist neidisch, der einem Mitknechte seinen Lohn, seine Ehre von Gott, nicht gern gönnt.
6. Gott hat ungebundene Vollmacht mit dem, was sein ist, zu thun, was Er will. Er kann geben, wie
Er
Matthäus XX.
in ſeiner Kirche; erweckt unthätige Menſchen zu einer edeln nützlichen Thätigkeit. Er gieng zu verſchiedenen, früheren und ſpäteren Zeiten aus, offenbarte ſich manch- mal, und auf mancherley Weiſe.
2. Keiner, den Gott beruft und der arbeitet, ſei- ne Kräfte zum Nutzen anderer braucht, ſoll unbelohnt bleiben. Es wird jeglicher empfangen, was ihm ver- heiſſen iſt, und was ihm gebührt.
3. Es ſtehet in Gottes freyer Willkühr, denen, die er ſpäter zu ſeiner Erkenntniß und Verehrung beruft, eben ſo zu belohnen, wie die, welche Er am früheſten berufen hatte. Wenn die Schuld nicht am Berufenen liegt; Wenn er, ſo bald Gottes Ruf an ihn ergehet, willig und bereit iſt, zu gehorchen; Wenn er keinen An- ſtand nimmt, ſogleich Hand an das Werk zu legen, das Gott ihm aufträgt, wenn er auf die Frage: Warum ſteheſt du müßig? Sagen kann: „Darum, daß mich &q;Niemand gedinget hat?„ So kann er denen an Ehre und Glückſeeligkeit gleich kommen, die früher berufen worden.
4. Die früher Berufenen, wenn ſie das empfangen, was ihnen verheiſſen ward, haben keine gegründete Ur- ſache zur Unzufriedenheit, wenn Gott die ſpäter Berufe- nen ſo, wie ſie belohnet — oder ihnen mehr giebt, als man erwarten konnte.
5. Der iſt neidiſch, der einem Mitknechte ſeinen Lohn, ſeine Ehre von Gott, nicht gern gönnt.
6. Gott hat ungebundene Vollmacht mit dem, was ſein iſt, zu thun, was Er will. Er kann geben, wie
Er
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[294[314]/0322]
Matthäus XX.
in ſeiner Kirche; erweckt unthätige Menſchen zu einer
edeln nützlichen Thätigkeit. Er gieng zu verſchiedenen,
früheren und ſpäteren Zeiten aus, offenbarte ſich manch-
mal, und auf mancherley Weiſe.
2. Keiner, den Gott beruft und der arbeitet, ſei-
ne Kräfte zum Nutzen anderer braucht, ſoll unbelohnt
bleiben. Es wird jeglicher empfangen, was ihm ver-
heiſſen iſt, und was ihm gebührt.
3. Es ſtehet in Gottes freyer Willkühr, denen, die
er ſpäter zu ſeiner Erkenntniß und Verehrung beruft,
eben ſo zu belohnen, wie die, welche Er am früheſten
berufen hatte. Wenn die Schuld nicht am Berufenen
liegt; Wenn er, ſo bald Gottes Ruf an ihn ergehet,
willig und bereit iſt, zu gehorchen; Wenn er keinen An-
ſtand nimmt, ſogleich Hand an das Werk zu legen, das
Gott ihm aufträgt, wenn er auf die Frage: Warum
ſteheſt du müßig? Sagen kann: „Darum, daß mich
&q;Niemand gedinget hat?„ So kann er denen an Ehre und
Glückſeeligkeit gleich kommen, die früher berufen worden.
4. Die früher Berufenen, wenn ſie das empfangen,
was ihnen verheiſſen ward, haben keine gegründete Ur-
ſache zur Unzufriedenheit, wenn Gott die ſpäter Berufe-
nen ſo, wie ſie belohnet — oder ihnen mehr giebt, als
man erwarten konnte.
5. Der iſt neidiſch, der einem Mitknechte ſeinen
Lohn, ſeine Ehre von Gott, nicht gern gönnt.
6. Gott hat ungebundene Vollmacht mit dem, was
ſein iſt, zu thun, was Er will. Er kann geben, wie
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Lavater, Johann Caspar: Betrachtungen über die wichtigsten Stellen der Evangelien. Bd. 1: Matthäus und Markus. Dessau/Leipzig, 1783, S. 294[314]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_betrachtungen01_1783/322>, abgerufen am 24.11.2024.
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