-- So sehr erhob Er, was klein schien, über das, was sich groß dünkte. Er erklärte den unschuldigen, demü- thigen, einfältigen, truglosen, liebevollen Kindersinn für das unumgängliche Erforderniß zum Bürgerrecht' im göttlichen Reiche. Er herzete, umfassete, küßte so viele Kleinen, so viel Ihm von frommen Müttern, die in Ihm einen Kraft- und Liebevollen Propheten ehrten, angeboten wurden. Er seegnete sie alle von Herzen; Und wen Er seegnete, der blieb geseegnet. Gott ließ keines seiner Worte auf die Erde fallen. Was Ihm lieb war, das war Gott lieb. Was Er gut hieß, war längst im Himmel gut geheissen. Sein Handauflegen war keine läre Ceremonie. Alle seine Worte und Ge- bährden waren Geist und Leben, Kraft und Wahr- heit. Er that nichts zum Schein; Alles von Her- zen. Aeltern, die ihr dieses leset, rufet eure Klei- nen her zu euch; Sagt es ihnen mit der sanftesten Liebe -- so, daß sie etwas von der Liebe und Freundlichkeit des Herrn in euerm Angesichte lesen können. "Jesus &q;hat die Kinder, die guten, sanften, demüthigen, folg- &q;samen, gelehrigen, gutherzigen, friedfertigen Kinder &q;von Herzen lieb. Er hat es gern, wenn wir euch Ihm &q;zuführen -- euch mit Ihm bekannt machen. Ihr seyd &q;theuer in seinen Augen. Kinder! Habt ein Herz zu &q;Ihm! Denkt gern und oft an Ihn:" Wenn Er da &q;stünde, was thät' ich? Wovon spräch ich am liebsten? &q;Dürft' ich mir ein gutes Wort, ein Wort der Er- &q;munterung und des Beyfalls von Ihm versprechen? &q;Würd' Er wohl auch mich herzen und seegnen!" --
Und
Matthäus XIX.
— So ſehr erhob Er, was klein ſchien, über das, was ſich groß dünkte. Er erklärte den unſchuldigen, demü- thigen, einfältigen, trugloſen, liebevollen Kinderſinn für das unumgängliche Erforderniß zum Bürgerrecht’ im göttlichen Reiche. Er herzete, umfaſſete, küßte ſo viele Kleinen, ſo viel Ihm von frommen Müttern, die in Ihm einen Kraft- und Liebevollen Propheten ehrten, angeboten wurden. Er ſeegnete ſie alle von Herzen; Und wen Er ſeegnete, der blieb geſeegnet. Gott ließ keines ſeiner Worte auf die Erde fallen. Was Ihm lieb war, das war Gott lieb. Was Er gut hieß, war längſt im Himmel gut geheiſſen. Sein Handauflegen war keine läre Ceremonie. Alle ſeine Worte und Ge- bährden waren Geiſt und Leben, Kraft und Wahr- heit. Er that nichts zum Schein; Alles von Her- zen. Aeltern, die ihr dieſes leſet, rufet eure Klei- nen her zu euch; Sagt es ihnen mit der ſanfteſten Liebe — ſo, daß ſie etwas von der Liebe und Freundlichkeit des Herrn in euerm Angeſichte leſen können. „Jeſus &q;hat die Kinder, die guten, ſanften, demüthigen, folg- &q;ſamen, gelehrigen, gutherzigen, friedfertigen Kinder &q;von Herzen lieb. Er hat es gern, wenn wir euch Ihm &q;zuführen — euch mit Ihm bekannt machen. Ihr ſeyd &q;theuer in ſeinen Augen. Kinder! Habt ein Herz zu &q;Ihm! Denkt gern und oft an Ihn:„ Wenn Er da &q;ſtünde, was thät’ ich? Wovon ſpräch ich am liebſten? &q;Dürft’ ich mir ein gutes Wort, ein Wort der Er- &q;munterung und des Beyfalls von Ihm verſprechen? &q;Würd’ Er wohl auch mich herzen und ſeegnen!„ —
Und
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0306"n="278[298]"/><fwplace="top"type="header">Matthäus <hirendition="#aq">XIX.</hi></fw><lb/>— So ſehr erhob Er, was klein ſchien, über das, was<lb/>ſich groß dünkte. Er erklärte den unſchuldigen, demü-<lb/>
thigen, einfältigen, trugloſen, liebevollen Kinderſinn<lb/>
für das unumgängliche Erforderniß zum Bürgerrecht’<lb/>
im göttlichen Reiche. Er herzete, umfaſſete, küßte ſo<lb/>
viele Kleinen, ſo viel Ihm von frommen Müttern, die<lb/>
in Ihm einen Kraft- und Liebevollen Propheten ehrten,<lb/>
angeboten wurden. Er ſeegnete ſie alle von Herzen;<lb/>
Und wen <hirendition="#fr">Er</hi>ſeegnete, der blieb geſeegnet. Gott ließ<lb/>
keines ſeiner Worte auf die Erde fallen. Was Ihm<lb/>
lieb war, das war Gott lieb. Was Er gut hieß, war<lb/>
längſt im Himmel gut geheiſſen. Sein Handauflegen<lb/>
war keine läre Ceremonie. Alle ſeine Worte und Ge-<lb/>
bährden waren Geiſt und Leben, Kraft und Wahr-<lb/>
heit. Er that nichts zum Schein; Alles von Her-<lb/>
zen. Aeltern, die ihr dieſes leſet, rufet eure Klei-<lb/>
nen her zu euch; Sagt es ihnen mit der ſanfteſten Liebe<lb/>—ſo, daß ſie etwas von der Liebe und Freundlichkeit<lb/>
des Herrn in euerm Angeſichte leſen können. <hirendition="#fr">„Jeſus</hi><lb/>&q;hat die Kinder, die guten, ſanften, demüthigen, folg-<lb/>&q;ſamen, gelehrigen, gutherzigen, friedfertigen Kinder<lb/>&q;von Herzen lieb. Er hat es gern, wenn wir euch Ihm<lb/>&q;zuführen — euch mit Ihm bekannt machen. Ihr ſeyd<lb/>&q;theuer in ſeinen Augen. Kinder! Habt ein Herz zu<lb/>&q;Ihm! Denkt gern und oft an Ihn:„ Wenn Er da<lb/>&q;ſtünde, was thät’ ich? Wovon ſpräch ich am liebſten?<lb/>&q;Dürft’ ich mir ein gutes Wort, ein Wort der Er-<lb/>&q;munterung und des Beyfalls von Ihm verſprechen?<lb/>&q;Würd’ Er wohl auch mich herzen und ſeegnen!„—<lb/><fwplace="bottom"type="catch">Und</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[278[298]/0306]
Matthäus XIX.
— So ſehr erhob Er, was klein ſchien, über das, was
ſich groß dünkte. Er erklärte den unſchuldigen, demü-
thigen, einfältigen, trugloſen, liebevollen Kinderſinn
für das unumgängliche Erforderniß zum Bürgerrecht’
im göttlichen Reiche. Er herzete, umfaſſete, küßte ſo
viele Kleinen, ſo viel Ihm von frommen Müttern, die
in Ihm einen Kraft- und Liebevollen Propheten ehrten,
angeboten wurden. Er ſeegnete ſie alle von Herzen;
Und wen Er ſeegnete, der blieb geſeegnet. Gott ließ
keines ſeiner Worte auf die Erde fallen. Was Ihm
lieb war, das war Gott lieb. Was Er gut hieß, war
längſt im Himmel gut geheiſſen. Sein Handauflegen
war keine läre Ceremonie. Alle ſeine Worte und Ge-
bährden waren Geiſt und Leben, Kraft und Wahr-
heit. Er that nichts zum Schein; Alles von Her-
zen. Aeltern, die ihr dieſes leſet, rufet eure Klei-
nen her zu euch; Sagt es ihnen mit der ſanfteſten Liebe
— ſo, daß ſie etwas von der Liebe und Freundlichkeit
des Herrn in euerm Angeſichte leſen können. „Jeſus
&q;hat die Kinder, die guten, ſanften, demüthigen, folg-
&q;ſamen, gelehrigen, gutherzigen, friedfertigen Kinder
&q;von Herzen lieb. Er hat es gern, wenn wir euch Ihm
&q;zuführen — euch mit Ihm bekannt machen. Ihr ſeyd
&q;theuer in ſeinen Augen. Kinder! Habt ein Herz zu
&q;Ihm! Denkt gern und oft an Ihn:„ Wenn Er da
&q;ſtünde, was thät’ ich? Wovon ſpräch ich am liebſten?
&q;Dürft’ ich mir ein gutes Wort, ein Wort der Er-
&q;munterung und des Beyfalls von Ihm verſprechen?
&q;Würd’ Er wohl auch mich herzen und ſeegnen!„ —
Und
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang:
Arbeitsschritte im Digitalisierungsworkflow: Vorbereitung der Bildvorlagen für die Textdigitalisierung; Bearbeitung, Konvertierung und ggf. Nachstrukturierung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription
Lavater, Johann Caspar: Betrachtungen über die wichtigsten Stellen der Evangelien. Bd. 1: Matthäus und Markus. Dessau/Leipzig, 1783, S. 278[298]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_betrachtungen01_1783/306>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.