der Stunde des Gebethes, der Dehmüthigung, der Er- wägung der evangelischen Verheissungen, Gottes erbar- mende Liebe noch so innig empfunden, noch so kräftig und glaubensvoll auf sich angewandt hätte, der Verge- bung seiner Sünden noch so sehr versichert worden zu seyn glaubte -- Gott auch mit den heissesten und aufrich- tigsten Thränen dafür gedankt hätte, und er gienge von dem Angesichte Gottes weg, vergässe der ihm geschenkten Gnade, wäre hart und unerbittlich gegen seine Beleidi- ger und Schuldner; So würde alle diese Versicherung der göttlichen Gnade -- all sein Glaube an erhaltene Vergebung -- Täuschung und Wahn seyn. Wer nicht vergiebt, dem wird nicht vergeben; Hundertmahl laßt uns dieß unwiderrufliche Wort uns selbst wiederhohlen; J[ - 2 Zeichen fehlen]. II. 13.Denen Unerbittlichen ist Gott unerbittlich. Ein un- barmherzig Gericht wird über den ergehen, der nicht Barmherzigkeit geübet hat. Und die Barm- herzigkeit rühmet sich wider das Gericht.
MatthäusXIX.
145. Ueber Ehescheidung und Ehestand.
Matth. XIX. 3-12.
Da traten zu Ihm die Pharisäer, versuchten Ihn und sprachen: Ist's auch recht, daß sich ein Mann scheide von seinem Weibe um irgend einer Ursach? Er antwortete aber und sprach zu ihnen: Habt ihr nicht gelesen: Daß, der im An- fang den Menschen gemacht hat, der machte, daß
Ein
Matthäus XVIII.
der Stunde des Gebethes, der Dehmüthigung, der Er- wägung der evangeliſchen Verheiſſungen, Gottes erbar- mende Liebe noch ſo innig empfunden, noch ſo kräftig und glaubensvoll auf ſich angewandt hätte, der Verge- bung ſeiner Sünden noch ſo ſehr verſichert worden zu ſeyn glaubte — Gott auch mit den heiſſeſten und aufrich- tigſten Thränen dafür gedankt hätte, und er gienge von dem Angeſichte Gottes weg, vergäſſe der ihm geſchenkten Gnade, wäre hart und unerbittlich gegen ſeine Beleidi- ger und Schuldner; So würde alle dieſe Verſicherung der göttlichen Gnade — all ſein Glaube an erhaltene Vergebung — Täuſchung und Wahn ſeyn. Wer nicht vergiebt, dem wird nicht vergeben; Hundertmahl laßt uns dieß unwiderrufliche Wort uns ſelbſt wiederhohlen; J[ – 2 Zeichen fehlen]. II. 13.Denen Unerbittlichen iſt Gott unerbittlich. Ein un- barmherzig Gericht wird über den ergehen, der nicht Barmherzigkeit geübet hat. Und die Barm- herzigkeit rühmet ſich wider das Gericht.
MatthäusXIX.
145. Ueber Eheſcheidung und Eheſtand.
Matth. XIX. 3-12.
Da traten zu Ihm die Phariſäer, verſuchten Ihn und ſprachen: Iſt’s auch recht, daß ſich ein Mann ſcheide von ſeinem Weibe um irgend einer Urſach? Er antwortete aber und ſprach zu ihnen: Habt ihr nicht geleſen: Daß, der im An- fang den Menſchen gemacht hat, der machte, daß
Ein
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0302"n="274[294]"/><fwplace="top"type="header">Matthäus <hirendition="#aq">XVIII.</hi></fw><lb/>
der Stunde des Gebethes, der Dehmüthigung, der Er-<lb/>
wägung der evangeliſchen Verheiſſungen, Gottes erbar-<lb/>
mende Liebe noch ſo innig empfunden, noch ſo kräftig<lb/>
und glaubensvoll auf ſich angewandt hätte, der Verge-<lb/>
bung ſeiner Sünden noch ſo ſehr verſichert worden zu<lb/>ſeyn glaubte — Gott auch mit den heiſſeſten und aufrich-<lb/>
tigſten Thränen dafür gedankt hätte, und er gienge von<lb/>
dem Angeſichte Gottes weg, vergäſſe der ihm geſchenkten<lb/>
Gnade, wäre hart und unerbittlich gegen ſeine Beleidi-<lb/>
ger und Schuldner; So würde alle dieſe Verſicherung<lb/>
der göttlichen Gnade — all ſein Glaube an erhaltene<lb/>
Vergebung — Täuſchung und Wahn ſeyn. Wer nicht<lb/>
vergiebt, dem wird nicht vergeben; Hundertmahl laßt<lb/>
uns dieß unwiderrufliche Wort uns ſelbſt wiederhohlen;<lb/><noteplace="left">J<gapunit="chars"quantity="2"/>. <hirendition="#aq">II.</hi> 13.</note>Denen Unerbittlichen iſt Gott unerbittlich. <hirendition="#fr">Ein un-<lb/>
barmherzig Gericht wird über den ergehen, der<lb/>
nicht Barmherzigkeit geübet hat. Und die Barm-<lb/>
herzigkeit rühmet ſich wider das Gericht.</hi></p></div></div><lb/><divn="2"><head><hirendition="#g">Matthäus</hi><hirendition="#aq">XIX.</hi></head><lb/><divn="3"><head>145.<lb/>
Ueber Eheſcheidung und Eheſtand.</head><lb/><noteplace="left">Matth.<lb/><hirendition="#aq">XIX.</hi> 3-12.</note><p><hirendition="#fr">Da traten zu Ihm die Phariſäer, verſuchten<lb/>
Ihn und ſprachen: Iſt’s auch recht, daß ſich<lb/>
ein Mann ſcheide von ſeinem Weibe um irgend<lb/>
einer Urſach? Er antwortete aber und ſprach zu<lb/>
ihnen: Habt ihr nicht geleſen: Daß, der im An-<lb/>
fang den Menſchen gemacht hat, der machte, daß</hi><lb/><fwplace="bottom"type="catch"><hirendition="#fr">Ein</hi></fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[274[294]/0302]
Matthäus XVIII.
der Stunde des Gebethes, der Dehmüthigung, der Er-
wägung der evangeliſchen Verheiſſungen, Gottes erbar-
mende Liebe noch ſo innig empfunden, noch ſo kräftig
und glaubensvoll auf ſich angewandt hätte, der Verge-
bung ſeiner Sünden noch ſo ſehr verſichert worden zu
ſeyn glaubte — Gott auch mit den heiſſeſten und aufrich-
tigſten Thränen dafür gedankt hätte, und er gienge von
dem Angeſichte Gottes weg, vergäſſe der ihm geſchenkten
Gnade, wäre hart und unerbittlich gegen ſeine Beleidi-
ger und Schuldner; So würde alle dieſe Verſicherung
der göttlichen Gnade — all ſein Glaube an erhaltene
Vergebung — Täuſchung und Wahn ſeyn. Wer nicht
vergiebt, dem wird nicht vergeben; Hundertmahl laßt
uns dieß unwiderrufliche Wort uns ſelbſt wiederhohlen;
Denen Unerbittlichen iſt Gott unerbittlich. Ein un-
barmherzig Gericht wird über den ergehen, der
nicht Barmherzigkeit geübet hat. Und die Barm-
herzigkeit rühmet ſich wider das Gericht.
J__. II. 13.
Matthäus XIX.
145.
Ueber Eheſcheidung und Eheſtand.
Da traten zu Ihm die Phariſäer, verſuchten
Ihn und ſprachen: Iſt’s auch recht, daß ſich
ein Mann ſcheide von ſeinem Weibe um irgend
einer Urſach? Er antwortete aber und ſprach zu
ihnen: Habt ihr nicht geleſen: Daß, der im An-
fang den Menſchen gemacht hat, der machte, daß
Ein
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang:
Arbeitsschritte im Digitalisierungsworkflow: Vorbereitung der Bildvorlagen für die Textdigitalisierung; Bearbeitung, Konvertierung und ggf. Nachstrukturierung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription
Lavater, Johann Caspar: Betrachtungen über die wichtigsten Stellen der Evangelien. Bd. 1: Matthäus und Markus. Dessau/Leipzig, 1783, S. 274[294]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_betrachtungen01_1783/302>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.