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Lavater, Johann Caspar: Betrachtungen über die wichtigsten Stellen der Evangelien. Bd. 1: Matthäus und Markus. Dessau/Leipzig, 1783.

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Gemeinschaftliches Gebeth. Christus etc.
Ob wir noch an ein Evangelium glauben -- da kaum
eine Spuhr von Befolgung dieser weisen Regel anzu-
treffen ist!

143.
Gemeinschaftliches Gebeth. Christus Gegen-
wart bey den Seinigen.

Wo Zween unter euch auf Erden zusam-Matth.
XVIII.
19. 20.

men stimmen, oder Eins werden auf Erden,
warum sie auch bitten werden, das soll ihnen
wiederfahren von meinem Vater im Himmel.
Denn wo Zween oder Drey in meinem Namen
versammelt sind, daselbst bin Ich in ihrer Mit-
te.
Welch ein Wort! Ach wer glaubt's und stürzt
nicht vor Freuden anbethend auf sein Angesicht nieder!
Wer freut sich dieses Wortes nicht, wie eines gefunde-
nen unschätzbaren Schatzes! Wer eilt nicht, wenn
dieß Wort ihm Wahrheit ist, so Wahrheit, als hätt'
er schon selbst mehrmahlen den Versuch gemacht -- ei-
nen Freund, einen Bruder zu suchen, mit dem er sich
in einer dringenden Noth zum herzlichen, gemeinschaft-
lichen Gebethe vereinigen kann! Aber, ja, läugnen wol-
len wir es nicht, daß es sehr schwehr ist, einen gleichge-
sinnten, gleichbedürftigen, gleichgläubigen Bether und
Mitverehrer Christi zu finden. Sind zwey sehr selten,
wie viel seltner drey und noch mehr! Gesetzt aber; Sie
liessen sich finden; Eine schwehre, heisse Noth läg' auf
Zween oder Dreyen; Die Natur versagte ihnen alle
Hülfe, und alle Hoffnung zur Hülfe; Gesetzt, der Fall

wär',
R 5

Gemeinſchaftliches Gebeth. Chriſtus ꝛc.
Ob wir noch an ein Evangelium glauben — da kaum
eine Spuhr von Befolgung dieſer weiſen Regel anzu-
treffen iſt!

143.
Gemeinſchaftliches Gebeth. Chriſtus Gegen-
wart bey den Seinigen.

Wo Zween unter euch auf Erden zuſam-Matth.
XVIII.
19. 20.

men ſtimmen, oder Eins werden auf Erden,
warum ſie auch bitten werden, das ſoll ihnen
wiederfahren von meinem Vater im Himmel.
Denn wo Zween oder Drey in meinem Namen
verſammelt ſind, daſelbſt bin Ich in ihrer Mit-
te.
Welch ein Wort! Ach wer glaubt’s und ſtürzt
nicht vor Freuden anbethend auf ſein Angeſicht nieder!
Wer freut ſich dieſes Wortes nicht, wie eines gefunde-
nen unſchätzbaren Schatzes! Wer eilt nicht, wenn
dieß Wort ihm Wahrheit iſt, ſo Wahrheit, als hätt’
er ſchon ſelbſt mehrmahlen den Verſuch gemacht — ei-
nen Freund, einen Bruder zu ſuchen, mit dem er ſich
in einer dringenden Noth zum herzlichen, gemeinſchaft-
lichen Gebethe vereinigen kann! Aber, ja, läugnen wol-
len wir es nicht, daß es ſehr ſchwehr iſt, einen gleichge-
ſinnten, gleichbedürftigen, gleichgläubigen Bether und
Mitverehrer Chriſti zu finden. Sind zwey ſehr ſelten,
wie viel ſeltner drey und noch mehr! Geſetzt aber; Sie
lieſſen ſich finden; Eine ſchwehre, heiſſe Noth läg’ auf
Zween oder Dreyen; Die Natur verſagte ihnen alle
Hülfe, und alle Hoffnung zur Hülfe; Geſetzt, der Fall

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[265[285]/0293] Gemeinſchaftliches Gebeth. Chriſtus ꝛc. Ob wir noch an ein Evangelium glauben — da kaum eine Spuhr von Befolgung dieſer weiſen Regel anzu- treffen iſt! 143. Gemeinſchaftliches Gebeth. Chriſtus Gegen- wart bey den Seinigen. Wo Zween unter euch auf Erden zuſam- men ſtimmen, oder Eins werden auf Erden, warum ſie auch bitten werden, das ſoll ihnen wiederfahren von meinem Vater im Himmel. Denn wo Zween oder Drey in meinem Namen verſammelt ſind, daſelbſt bin Ich in ihrer Mit- te. Welch ein Wort! Ach wer glaubt’s und ſtürzt nicht vor Freuden anbethend auf ſein Angeſicht nieder! Wer freut ſich dieſes Wortes nicht, wie eines gefunde- nen unſchätzbaren Schatzes! Wer eilt nicht, wenn dieß Wort ihm Wahrheit iſt, ſo Wahrheit, als hätt’ er ſchon ſelbſt mehrmahlen den Verſuch gemacht — ei- nen Freund, einen Bruder zu ſuchen, mit dem er ſich in einer dringenden Noth zum herzlichen, gemeinſchaft- lichen Gebethe vereinigen kann! Aber, ja, läugnen wol- len wir es nicht, daß es ſehr ſchwehr iſt, einen gleichge- ſinnten, gleichbedürftigen, gleichgläubigen Bether und Mitverehrer Chriſti zu finden. Sind zwey ſehr ſelten, wie viel ſeltner drey und noch mehr! Geſetzt aber; Sie lieſſen ſich finden; Eine ſchwehre, heiſſe Noth läg’ auf Zween oder Dreyen; Die Natur verſagte ihnen alle Hülfe, und alle Hoffnung zur Hülfe; Geſetzt, der Fall wär’, Matth. XVIII. 19. 20. R 5

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Zitationshilfe: Lavater, Johann Caspar: Betrachtungen über die wichtigsten Stellen der Evangelien. Bd. 1: Matthäus und Markus. Dessau/Leipzig, 1783, S. 265[285]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_betrachtungen01_1783/293>, abgerufen am 25.11.2024.