So bald ein höherer, weiserer Wille uns vorleuchtet; Sehet, liebe Brüder, die Gesinnungen, die uns Chri- stus ähnlich, und zu dem würdigsten, grössesten, erha- bensten Bürgern des Himmels, zu den edelsten Reichsge- nossen Gottes machen. Solch ein Sinn bringt uns dem Herrn am nächsten -- giebt uns das Recht, einst, so nahe wie möglich bey Ihm zu stehen, und, wie Johan- nes an seiner Brust zu ruhen. Solche Kinder herze- einst der große Kinderfreund Jesus Christus, hochge- lobt in Ewigkeit!
140. Aergerniß der Schwachen. Ehrfurcht für die Geringen.
Matth. XVIII. 6-11.
Wer aber ärgert dieser geringsten Einen, die an Mich glauben, dem wäre besser, daß ein Mühlestein an seinen Hals gehängt, und er er- säuft würde im Meer, da es am tiefsten ist -- Wehe der Welt, des Aergernisses halber, denn es ist nothwendig, daß Aergernisse kommen! Aber wehe dem Menschen, durch welchen Aer- gerniß kommt. So aber deine Hand oder dein Fuß dich ärgert; So hau ihn ab und wirf ihn von dir. Es ist dir besser, daß du lahm, oder ein Krüppel in das Leben eingehest, denn daß du zwo Hände, und zween Füße habest, und in das ewige Feuer geworfen werdest. -- Die Pa- rallelstelle bey Markus drückt sich so aus: In das Marc. IX. 14.ewige Feuer, da ihr Wurm nicht stirbet, und
ihr
Matthäus XVIII.
So bald ein höherer, weiſerer Wille uns vorleuchtet; Sehet, liebe Brüder, die Geſinnungen, die uns Chri- ſtus ähnlich, und zu dem würdigſten, gröſſeſten, erha- benſten Bürgern des Himmels, zu den edelſten Reichsge- noſſen Gottes machen. Solch ein Sinn bringt uns dem Herrn am nächſten — giebt uns das Recht, einſt, ſo nahe wie möglich bey Ihm zu ſtehen, und, wie Johan- nes an ſeiner Bruſt zu ruhen. Solche Kinder herze- einſt der große Kinderfreund Jeſus Chriſtus, hochge- lobt in Ewigkeit!
140. Aergerniß der Schwachen. Ehrfurcht für die Geringen.
Matth. XVIII. 6-11.
Wer aber ärgert dieſer geringſten Einen, die an Mich glauben, dem wäre beſſer, daß ein Mühleſtein an ſeinen Hals gehängt, und er er- ſäuft würde im Meer, da es am tiefſten iſt — Wehe der Welt, des Aergerniſſes halber, denn es iſt nothwendig, daß Aergerniſſe kommen! Aber wehe dem Menſchen, durch welchen Aer- gerniß kommt. So aber deine Hand oder dein Fuß dich ärgert; So hau ihn ab und wirf ihn von dir. Es iſt dir beſſer, daß du lahm, oder ein Krüppel in das Leben eingeheſt, denn daß du zwo Hände, und zween Füße habeſt, und in das ewige Feuer geworfen werdeſt. — Die Pa- rallelſtelle bey Markus drückt ſich ſo aus: In das Marc. IX. 14.ewige Feuer, da ihr Wurm nicht ſtirbet, und
ihr
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[258[278]/0286]
Matthäus XVIII.
So bald ein höherer, weiſerer Wille uns vorleuchtet;
Sehet, liebe Brüder, die Geſinnungen, die uns Chri-
ſtus ähnlich, und zu dem würdigſten, gröſſeſten, erha-
benſten Bürgern des Himmels, zu den edelſten Reichsge-
noſſen Gottes machen. Solch ein Sinn bringt uns dem
Herrn am nächſten — giebt uns das Recht, einſt, ſo
nahe wie möglich bey Ihm zu ſtehen, und, wie Johan-
nes an ſeiner Bruſt zu ruhen. Solche Kinder herze-
einſt der große Kinderfreund Jeſus Chriſtus, hochge-
lobt in Ewigkeit!
140.
Aergerniß der Schwachen. Ehrfurcht für
die Geringen.
Wer aber ärgert dieſer geringſten Einen,
die an Mich glauben, dem wäre beſſer, daß ein
Mühleſtein an ſeinen Hals gehängt, und er er-
ſäuft würde im Meer, da es am tiefſten iſt —
Wehe der Welt, des Aergerniſſes halber, denn
es iſt nothwendig, daß Aergerniſſe kommen!
Aber wehe dem Menſchen, durch welchen Aer-
gerniß kommt. So aber deine Hand oder dein
Fuß dich ärgert; So hau ihn ab und wirf ihn
von dir. Es iſt dir beſſer, daß du lahm, oder
ein Krüppel in das Leben eingeheſt, denn daß
du zwo Hände, und zween Füße habeſt, und in
das ewige Feuer geworfen werdeſt. — Die Pa-
rallelſtelle bey Markus drückt ſich ſo aus: In das
ewige Feuer, da ihr Wurm nicht ſtirbet, und
ihr
Marc.
IX. 14.
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Lavater, Johann Caspar: Betrachtungen über die wichtigsten Stellen der Evangelien. Bd. 1: Matthäus und Markus. Dessau/Leipzig, 1783, S. 258[278]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_betrachtungen01_1783/286>, abgerufen am 26.11.2024.
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