solche Geschichten lachen -- oder dem Antichristischen Geist unserer Zeit nachsprechen kannst -- "die Apostel &q;beriefen sich nie auf Visionen, göttliche Erscheinun- gen!" -- Kannst du in das Reich Gottes gehören, von dem hier einige Strahlen durchscheinen?
135. Verschweigung der Geschichte.
Da sie vom Berge herabgiengen, gebot ih- nen Jesus und sprach: Ihr sollet dies GesichtMatth. XVII. 9. Niemanden sagen, bis des Menschen Sohn von den Todten auferstanden ist. Merkwürdig, daß unser Herr den tiefen Eindruck, den seine Herrlichkeit auf das Innerste seiner drey vertrautesten Jünger gemacht haben mußte, sogleich wieder durch die Vorstellung von seinem Leiden und Tode zu mildern und zu schwächen sucht; Obgleich er diese schreckende Idee mit der fröhli- chen von seiner Auferstehung immer aufs genauste zu verbinden pflegt. -- Warum aber verbeut Jesus die- sen dreyen, von dieser merkwürdigen Erscheinung nichts zu sagen, bis nach seiner Auferstehung -- -- -- Nicht nur überhaupt, weil er sie mehr zu ruhiger Ueberle- gung und innerer Beherzigung des Gesehenen, als zur Ausbreitung und Verschwazung desselben bilden und gewöhnen wollte -- sondern auch, weil diese Erzählung, sie mögte geglaubt oder nicht geglaubt worden seyn -- seinem grossen Auftrage, den er hatte, als Mensch zu leiden und zu sterben, entgegen gewesen wäre. Seine Auferstehung von den Todten sollte für alle Welt das seyn, was diese Verherrlichung in Absicht auf seine
Jün-
Verſchweigung der Geſchichte.
ſolche Geſchichten lachen — oder dem Antichriſtiſchen Geiſt unſerer Zeit nachſprechen kannſt — „die Apoſtel &q;beriefen ſich nie auf Viſionen, göttliche Erſcheinun- gen!„ — Kannſt du in das Reich Gottes gehören, von dem hier einige Strahlen durchſcheinen?
135. Verſchweigung der Geſchichte.
Da ſie vom Berge herabgiengen, gebot ih- nen Jeſus und ſprach: Ihr ſollet dies GeſichtMatth. XVII. 9. Niemanden ſagen, bis des Menſchen Sohn von den Todten auferſtanden iſt. Merkwürdig, daß unſer Herr den tiefen Eindruck, den ſeine Herrlichkeit auf das Innerſte ſeiner drey vertrauteſten Jünger gemacht haben mußte, ſogleich wieder durch die Vorſtellung von ſeinem Leiden und Tode zu mildern und zu ſchwächen ſucht; Obgleich er dieſe ſchreckende Idee mit der fröhli- chen von ſeiner Auferſtehung immer aufs genauſte zu verbinden pflegt. — Warum aber verbeut Jeſus die- ſen dreyen, von dieſer merkwürdigen Erſcheinung nichts zu ſagen, bis nach ſeiner Auferſtehung — — — Nicht nur überhaupt, weil er ſie mehr zu ruhiger Ueberle- gung und innerer Beherzigung des Geſehenen, als zur Ausbreitung und Verſchwazung deſſelben bilden und gewöhnen wollte — ſondern auch, weil dieſe Erzählung, ſie mögte geglaubt oder nicht geglaubt worden ſeyn — ſeinem groſſen Auftrage, den er hatte, als Menſch zu leiden und zu ſterben, entgegen geweſen wäre. Seine Auferſtehung von den Todten ſollte für alle Welt das ſeyn, was dieſe Verherrlichung in Abſicht auf ſeine
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[235[255]/0263]
Verſchweigung der Geſchichte.
ſolche Geſchichten lachen — oder dem Antichriſtiſchen
Geiſt unſerer Zeit nachſprechen kannſt — „die Apoſtel
&q;beriefen ſich nie auf Viſionen, göttliche Erſcheinun-
gen!„ — Kannſt du in das Reich Gottes gehören,
von dem hier einige Strahlen durchſcheinen?
135.
Verſchweigung der Geſchichte.
Da ſie vom Berge herabgiengen, gebot ih-
nen Jeſus und ſprach: Ihr ſollet dies Geſicht
Niemanden ſagen, bis des Menſchen Sohn von
den Todten auferſtanden iſt. Merkwürdig, daß
unſer Herr den tiefen Eindruck, den ſeine Herrlichkeit auf
das Innerſte ſeiner drey vertrauteſten Jünger gemacht
haben mußte, ſogleich wieder durch die Vorſtellung von
ſeinem Leiden und Tode zu mildern und zu ſchwächen
ſucht; Obgleich er dieſe ſchreckende Idee mit der fröhli-
chen von ſeiner Auferſtehung immer aufs genauſte zu
verbinden pflegt. — Warum aber verbeut Jeſus die-
ſen dreyen, von dieſer merkwürdigen Erſcheinung nichts
zu ſagen, bis nach ſeiner Auferſtehung — — — Nicht
nur überhaupt, weil er ſie mehr zu ruhiger Ueberle-
gung und innerer Beherzigung des Geſehenen, als zur
Ausbreitung und Verſchwazung deſſelben bilden und
gewöhnen wollte — ſondern auch, weil dieſe Erzählung,
ſie mögte geglaubt oder nicht geglaubt worden ſeyn —
ſeinem groſſen Auftrage, den er hatte, als Menſch zu
leiden und zu ſterben, entgegen geweſen wäre. Seine
Auferſtehung von den Todten ſollte für alle Welt das
ſeyn, was dieſe Verherrlichung in Abſicht auf ſeine
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Matth.
XVII. 9.
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Lavater, Johann Caspar: Betrachtungen über die wichtigsten Stellen der Evangelien. Bd. 1: Matthäus und Markus. Dessau/Leipzig, 1783, S. 235[255]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_betrachtungen01_1783/263>, abgerufen am 28.11.2024.
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