den Saamen der Wahrheit, wie der Weg den Saamen des Säers. Er ist sogleich wieder verwehet. -- Der aber auf das Steinigte gesäet ist, ist ein Bild des- sen, der das Wort höret und dasselbe alsobald mit Freuden aufnimmt. Aber er hat nicht Wur- zel in ihm, sondern er ist wetterwendisch; Wenn sich Trübsal oder Verfolgung erhebt, um des Worts willen; So ärgert er sich bald. Der Wankelmüthige findet alles bedenklich, schwehr, un- übersteiglich. Er wirft jegliche Last sogleich ab. Wes- sen Sinn so beschaffen ist, der ist ein unweiser Zuhörer. Der Saamen aber unter die Dornen gesaet, ist ein Bild des Worts, das auch gut aufgcnommen, aber von den Sorgen dieser Welt, und den Täuschun- gen, dem lockenden Reize des Reichthums er- stickt und fruchtlos geworden. Der aber in das gute Land gesäete Saamen, ist ein Bild des Worts, das mit Aufmerksamkeit gehört, mit Verstand, Sinn und Geschmack zu Herzen genommen worden, und dann auch Frucht bringt, hundertfältig, sechszigfäl- tig, dreyßigfältig. Was ist also die Probe rechter Aufmerksamkeit? -- Die vielfältige Frucht! Der hat recht gehört, der gelernet hat, das Gehörte mit Treu und Freude vollbringen. Seelig sind die das Wort Got- Jac. I. 22-25.tes hören und es bewahren. Seyd Thäter des Worts und nicht Hörer allein, damit ihr euch selbst betrieget; Denn so jemand ist ein Hörer des Wortes und nicht ein Thäter, der ist gleich ei- nem Manne, der sein leiblich Angesicht im Spie-
gel
Matthäus XIII.
den Saamen der Wahrheit, wie der Weg den Saamen des Säers. Er iſt ſogleich wieder verwehet. — Der aber auf das Steinigte geſäet iſt, iſt ein Bild deſ- ſen, der das Wort höret und daſſelbe alſobald mit Freuden aufnimmt. Aber er hat nicht Wur- zel in ihm, ſondern er iſt wetterwendiſch; Wenn ſich Trübſal oder Verfolgung erhebt, um des Worts willen; So ärgert er ſich bald. Der Wankelmüthige findet alles bedenklich, ſchwehr, un- überſteiglich. Er wirft jegliche Laſt ſogleich ab. Weſ- ſen Sinn ſo beſchaffen iſt, der iſt ein unweiſer Zuhörer. Der Saamen aber unter die Dornen geſaet, iſt ein Bild des Worts, das auch gut aufgcnommen, aber von den Sorgen dieſer Welt, und den Täuſchun- gen, dem lockenden Reize des Reichthums er- ſtickt und fruchtlos geworden. Der aber in das gute Land geſäete Saamen, iſt ein Bild des Worts, das mit Aufmerkſamkeit gehört, mit Verſtand, Sinn und Geſchmack zu Herzen genommen worden, und dann auch Frucht bringt, hundertfältig, ſechszigfäl- tig, dreyßigfältig. Was iſt alſo die Probe rechter Aufmerkſamkeit? — Die vielfältige Frucht! Der hat recht gehört, der gelernet hat, das Gehörte mit Treu und Freude vollbringen. Seelig ſind die das Wort Got- Jac. I. 22-25.tes hören und es bewahren. Seyd Thäter des Worts und nicht Hörer allein, damit ihr euch ſelbſt betrieget; Denn ſo jemand iſt ein Hörer des Wortes und nicht ein Thäter, der iſt gleich ei- nem Manne, der ſein leiblich Angeſicht im Spie-
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[186[206]/0214]
Matthäus XIII.
den Saamen der Wahrheit, wie der Weg den Saamen
des Säers. Er iſt ſogleich wieder verwehet. — Der
aber auf das Steinigte geſäet iſt, iſt ein Bild deſ-
ſen, der das Wort höret und daſſelbe alſobald
mit Freuden aufnimmt. Aber er hat nicht Wur-
zel in ihm, ſondern er iſt wetterwendiſch; Wenn
ſich Trübſal oder Verfolgung erhebt, um des
Worts willen; So ärgert er ſich bald. Der
Wankelmüthige findet alles bedenklich, ſchwehr, un-
überſteiglich. Er wirft jegliche Laſt ſogleich ab. Weſ-
ſen Sinn ſo beſchaffen iſt, der iſt ein unweiſer Zuhörer.
Der Saamen aber unter die Dornen geſaet, iſt ein
Bild des Worts, das auch gut aufgcnommen, aber
von den Sorgen dieſer Welt, und den Täuſchun-
gen, dem lockenden Reize des Reichthums er-
ſtickt und fruchtlos geworden. Der aber in das
gute Land geſäete Saamen, iſt ein Bild des Worts,
das mit Aufmerkſamkeit gehört, mit Verſtand, Sinn
und Geſchmack zu Herzen genommen worden, und dann
auch Frucht bringt, hundertfältig, ſechszigfäl-
tig, dreyßigfältig. Was iſt alſo die Probe rechter
Aufmerkſamkeit? — Die vielfältige Frucht! Der hat
recht gehört, der gelernet hat, das Gehörte mit Treu und
Freude vollbringen. Seelig ſind die das Wort Got-
tes hören und es bewahren. Seyd Thäter des
Worts und nicht Hörer allein, damit ihr euch
ſelbſt betrieget; Denn ſo jemand iſt ein Hörer des
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I. 22-25.
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Lavater, Johann Caspar: Betrachtungen über die wichtigsten Stellen der Evangelien. Bd. 1: Matthäus und Markus. Dessau/Leipzig, 1783, S. 186[206]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_betrachtungen01_1783/214>, abgerufen am 21.11.2024.
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