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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 5. Leipzig, 1802.

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Genug die Caravane kam auf die Mail, verse-
hen mit derben Ziegenhaynern und großen Knütteln,
auch schienen sie Steine mitgebracht zu haben, we-
nigstens wurde mit Steinen in die Fenster canonnirt.
Der Tanzsaal wurde zuerst überfallen, und nun
entstand eine derbe Prügeley, wobey einige Bür-
ger übel zugerichtet wurden, und zwar lauter sol-
che, welche vorher die Studenten gar nicht beleidi-
get hatten: denn die Beleidiger hatten sich, aus
Furcht, die Studenten mögten ihnen unterwegs auf-
paßen, ganz klüglich abgezogen. Einige Frauen-
zimmer wurden gleichfalls mißhandelt. Nachdem
die Studenten sich nach ihrer Art Genugthuung
verschafft, und alles, was ihnen vorkam, rein zer-
schmissen hatten, so zogen sie ab, zwar nicht ganz
ohne Kopfnüsse: denn die Bürger hatten sich gleich-
falls ritterlich gehalten, und sich mit Stecken, Bier-
butellen und Gläsern, mit Stuhlbeinen und Bän-
ken, sogar mit Ofenkacheln gegen den überfallenden
Feind gewehrt.

Der Rückzug der Studenten nach der Stadt ge-
schah in aller Stille; sie gingen durch entfernte
Thore nach ihren Wohnungen, und mogten wohl
glauben, daß nun alles geendiget sey. Aber schon
denselben Abend wurde das abscheuliche Scandal
dem Prorektor der Universität angezeigt: dieser
schickte sofort den Pedell nach der Mail, und früh

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Genug die Caravane kam auf die Mail, verſe-
hen mit derben Ziegenhaynern und großen Knuͤtteln,
auch ſchienen ſie Steine mitgebracht zu haben, we-
nigſtens wurde mit Steinen in die Fenſter canonnirt.
Der Tanzſaal wurde zuerſt uͤberfallen, und nun
entſtand eine derbe Pruͤgeley, wobey einige Buͤr-
ger uͤbel zugerichtet wurden, und zwar lauter ſol-
che, welche vorher die Studenten gar nicht beleidi-
get hatten: denn die Beleidiger hatten ſich, aus
Furcht, die Studenten moͤgten ihnen unterwegs auf-
paßen, ganz kluͤglich abgezogen. Einige Frauen-
zimmer wurden gleichfalls mißhandelt. Nachdem
die Studenten ſich nach ihrer Art Genugthuung
verſchafft, und alles, was ihnen vorkam, rein zer-
ſchmiſſen hatten, ſo zogen ſie ab, zwar nicht ganz
ohne Kopfnuͤſſe: denn die Buͤrger hatten ſich gleich-
falls ritterlich gehalten, und ſich mit Stecken, Bier-
butellen und Glaͤſern, mit Stuhlbeinen und Baͤn-
ken, ſogar mit Ofenkacheln gegen den uͤberfallenden
Feind gewehrt.

Der Ruͤckzug der Studenten nach der Stadt ge-
ſchah in aller Stille; ſie gingen durch entfernte
Thore nach ihren Wohnungen, und mogten wohl
glauben, daß nun alles geendiget ſey. Aber ſchon
denſelben Abend wurde das abſcheuliche Scandal
dem Prorektor der Univerſitaͤt angezeigt: dieſer
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[51/0059] Genug die Caravane kam auf die Mail, verſe- hen mit derben Ziegenhaynern und großen Knuͤtteln, auch ſchienen ſie Steine mitgebracht zu haben, we- nigſtens wurde mit Steinen in die Fenſter canonnirt. Der Tanzſaal wurde zuerſt uͤberfallen, und nun entſtand eine derbe Pruͤgeley, wobey einige Buͤr- ger uͤbel zugerichtet wurden, und zwar lauter ſol- che, welche vorher die Studenten gar nicht beleidi- get hatten: denn die Beleidiger hatten ſich, aus Furcht, die Studenten moͤgten ihnen unterwegs auf- paßen, ganz kluͤglich abgezogen. Einige Frauen- zimmer wurden gleichfalls mißhandelt. Nachdem die Studenten ſich nach ihrer Art Genugthuung verſchafft, und alles, was ihnen vorkam, rein zer- ſchmiſſen hatten, ſo zogen ſie ab, zwar nicht ganz ohne Kopfnuͤſſe: denn die Buͤrger hatten ſich gleich- falls ritterlich gehalten, und ſich mit Stecken, Bier- butellen und Glaͤſern, mit Stuhlbeinen und Baͤn- ken, ſogar mit Ofenkacheln gegen den uͤberfallenden Feind gewehrt. Der Ruͤckzug der Studenten nach der Stadt ge- ſchah in aller Stille; ſie gingen durch entfernte Thore nach ihren Wohnungen, und mogten wohl glauben, daß nun alles geendiget ſey. Aber ſchon denſelben Abend wurde das abſcheuliche Scandal dem Prorektor der Univerſitaͤt angezeigt: dieſer ſchickte ſofort den Pedell nach der Mail, und fruͤh D2

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 5. Leipzig, 1802, S. 51. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben05_1802/59>, abgerufen am 28.04.2024.