Grund überspannter Erwartungen bey den Unter- thanen statt, welcher meistens höchst falsch ist. Die vorige Regierung wird durchaus als fehlerhaft be- trachtet, und alle unter derselben getroffnen An- stalten fürchterlich heruntergemacht. Als Friedrich der zweyte von Preußen starb, mußte seine lange glückliche, mit so vieler Weisheit geführte Staats- administration die schrofste aber auch zugleich die unbilligste Critik paßiren: man tadelte sogar die Einrichtungen seines Militairs, Einrichtungen, die noch kein Monarch vor ihm getroffen hatte, und worin ihm nur seine Nachfolger nachahmen können. Aber bald kamen die guten Preußen von ihrem Irrthum zurück.
Friedrich Wilhelm II. ein Fürst, dessen Feh- ler bekannt sind, dessen vortrefliche Eigenschaften aber alle seine Flecken bey weitem überwogen. Dieß bedachte aber der große Haufe nicht, und sahe bloß die Fehler seines guten Königes, und die Schrift- steller haben nie ihre Federn mehr entwürdiget, und sich ärger unter den Troß der Lästerer und Calum- nianten gemischt, als in Rücksicht auf diesen Für- sten -- hat man doch sogar einen Saul den dicken, König im Kanonenlande, erschei- nen sehen!! Aber Friedrich Wilhelms II. Anstal- ten waren fast alle meisterhaft, und sein Nachfol- ger der jetzige König, hätte die Kunst zu regieren
Grund uͤberſpannter Erwartungen bey den Unter- thanen ſtatt, welcher meiſtens hoͤchſt falſch iſt. Die vorige Regierung wird durchaus als fehlerhaft be- trachtet, und alle unter derſelben getroffnen An- ſtalten fuͤrchterlich heruntergemacht. Als Friedrich der zweyte von Preußen ſtarb, mußte ſeine lange gluͤckliche, mit ſo vieler Weisheit gefuͤhrte Staats- adminiſtration die ſchrofſte aber auch zugleich die unbilligſte Critik paßiren: man tadelte ſogar die Einrichtungen ſeines Militairs, Einrichtungen, die noch kein Monarch vor ihm getroffen hatte, und worin ihm nur ſeine Nachfolger nachahmen koͤnnen. Aber bald kamen die guten Preußen von ihrem Irrthum zuruͤck.
Friedrich Wilhelm II. ein Fuͤrſt, deſſen Feh- ler bekannt ſind, deſſen vortrefliche Eigenſchaften aber alle ſeine Flecken bey weitem uͤberwogen. Dieß bedachte aber der große Haufe nicht, und ſahe bloß die Fehler ſeines guten Koͤniges, und die Schrift- ſteller haben nie ihre Federn mehr entwuͤrdiget, und ſich aͤrger unter den Troß der Laͤſterer und Calum- nianten gemiſcht, als in Ruͤckſicht auf dieſen Fuͤr- ſten — hat man doch ſogar einen Saul den dicken, Koͤnig im Kanonenlande, erſchei- nen ſehen!! Aber Friedrich Wilhelms II. Anſtal- ten waren faſt alle meiſterhaft, und ſein Nachfol- ger der jetzige Koͤnig, haͤtte die Kunſt zu regieren
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Grund uͤberſpannter Erwartungen bey den Unter-
thanen ſtatt, welcher meiſtens hoͤchſt falſch iſt. Die
vorige Regierung wird durchaus als fehlerhaft be-
trachtet, und alle unter derſelben getroffnen An-
ſtalten fuͤrchterlich heruntergemacht. Als Friedrich
der zweyte von Preußen ſtarb, mußte ſeine lange
gluͤckliche, mit ſo vieler Weisheit gefuͤhrte Staats-
adminiſtration die ſchrofſte aber auch zugleich die
unbilligſte Critik paßiren: man tadelte ſogar die
Einrichtungen ſeines Militairs, Einrichtungen,
die noch kein Monarch vor ihm getroffen hatte,
und worin ihm nur ſeine Nachfolger nachahmen
koͤnnen. Aber bald kamen die guten Preußen von
ihrem Irrthum zuruͤck.
Friedrich Wilhelm II. ein Fuͤrſt, deſſen Feh-
ler bekannt ſind, deſſen vortrefliche Eigenſchaften
aber alle ſeine Flecken bey weitem uͤberwogen. Dieß
bedachte aber der große Haufe nicht, und ſahe bloß
die Fehler ſeines guten Koͤniges, und die Schrift-
ſteller haben nie ihre Federn mehr entwuͤrdiget, und
ſich aͤrger unter den Troß der Laͤſterer und Calum-
nianten gemiſcht, als in Ruͤckſicht auf dieſen Fuͤr-
ſten — hat man doch ſogar einen Saul den
dicken, Koͤnig im Kanonenlande, erſchei-
nen ſehen!! Aber Friedrich Wilhelms II. Anſtal-
ten waren faſt alle meiſterhaft, und ſein Nachfol-
ger der jetzige Koͤnig, haͤtte die Kunſt zu regieren
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 5. Leipzig, 1802, S. 27. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben05_1802/35>, abgerufen am 28.11.2024.
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