Lieber gar keine Gesetze, als solche, welche man nicht streng halten machen kann, oder nicht mag. Il vaut mieux de ne faire point de loix, que d'en faire des impuissantes, sagt Montesquieu, und er hat Recht. Un magistrat, qui menace toujours, mais qui n'y donnes pas de poids, se fait mepriser, sagt der Verfasser des Buchs: sur les moeurs,*) und er hat auch sehr Recht, wie die leidige Erfah- rung täglich beweiset.
Eins hat indessen der Prorektor, Herr Jakob, recht gut gemacht, und jederman, selbst die Stu- denten, danken ihm dafür. Er hat die häßlichen Hallischen Bordelle, oder die Hurenlöcher zerstört, wo die jungen Leute in den Grund verderbt wur- den. Die schändlichen Halter solcher infamen Wirth- schaften zogen die Herren an sich, indem sie ihre feile Waare stets ankündigten, und aufs Beste her- ausstrichen. Sie standen sich auch recht gut da- bey, konnten jubeln nach Herzenslust, konnten alles mitmachen, und achteten kein Geld, da sie dergleichen sehr leicht verdienen konnten. Aber seit- dem die Wirthschaften aufgehört haben, geht es diesen Priestern und Priesterinnen der niedrigen
*)Duclos.
Quid leges ſine moribus Vanae prot[i]ciunt?
Lieber gar keine Geſetze, als ſolche, welche man nicht ſtreng halten machen kann, oder nicht mag. Il vaut mieux de ne faire point de loix, que d'en faire des impuiſſantes, ſagt Montesquieu, und er hat Recht. Un magiſtrat, qui menace toujours, mais qui n'y donnes pas de poids, ſe fait mépriſer, ſagt der Verfaſſer des Buchs: ſur les moeurs,*) und er hat auch ſehr Recht, wie die leidige Erfah- rung taͤglich beweiſet.
Eins hat indeſſen der Prorektor, Herr Jakob, recht gut gemacht, und jederman, ſelbſt die Stu- denten, danken ihm dafuͤr. Er hat die haͤßlichen Halliſchen Bordelle, oder die Hurenloͤcher zerſtoͤrt, wo die jungen Leute in den Grund verderbt wur- den. Die ſchaͤndlichen Halter ſolcher infamen Wirth- ſchaften zogen die Herren an ſich, indem ſie ihre feile Waare ſtets ankuͤndigten, und aufs Beſte her- ausſtrichen. Sie ſtanden ſich auch recht gut da- bey, konnten jubeln nach Herzensluſt, konnten alles mitmachen, und achteten kein Geld, da ſie dergleichen ſehr leicht verdienen konnten. Aber ſeit- dem die Wirthſchaften aufgehoͤrt haben, geht es dieſen Prieſtern und Prieſterinnen der niedrigen
*)Duclos.
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Quid leges ſine moribus
Vanae proticiunt?
Lieber gar keine Geſetze, als ſolche, welche man
nicht ſtreng halten machen kann, oder nicht mag.
Il vaut mieux de ne faire point de loix, que d'en
faire des impuiſſantes, ſagt Montesquieu, und er
hat Recht. Un magiſtrat, qui menace toujours,
mais qui n'y donnes pas de poids, ſe fait mépriſer,
ſagt der Verfaſſer des Buchs: ſur les moeurs, *)
und er hat auch ſehr Recht, wie die leidige Erfah-
rung taͤglich beweiſet.
Eins hat indeſſen der Prorektor, Herr Jakob,
recht gut gemacht, und jederman, ſelbſt die Stu-
denten, danken ihm dafuͤr. Er hat die haͤßlichen
Halliſchen Bordelle, oder die Hurenloͤcher zerſtoͤrt,
wo die jungen Leute in den Grund verderbt wur-
den. Die ſchaͤndlichen Halter ſolcher infamen Wirth-
ſchaften zogen die Herren an ſich, indem ſie ihre
feile Waare ſtets ankuͤndigten, und aufs Beſte her-
ausſtrichen. Sie ſtanden ſich auch recht gut da-
bey, konnten jubeln nach Herzensluſt, konnten
alles mitmachen, und achteten kein Geld, da ſie
dergleichen ſehr leicht verdienen konnten. Aber ſeit-
dem die Wirthſchaften aufgehoͤrt haben, geht es
dieſen Prieſtern und Prieſterinnen der niedrigen
*) Duclos.
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 5. Leipzig, 1802, S. 309. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben05_1802/317>, abgerufen am 24.11.2024.
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