existiren können, noch existiren sollen: so lange der- gleichen Verbindungen, Kränzchen, Landsmann- schaften etc. nicht in renommistische Klicken ausar- ten, und so den Zweck der Universitäterey selbst hin- dern, soll und muß man sie toleriren, damit nicht Etwas schlimmeres entstehe, wenn man sie zer- stört.
Aber von Seiten der Universität, oder vielmehr von Seiten des Curatoriums zu Berlin dachte man anders, und verbot die Kränzchen bey schweren Strafen. Herr Prof. Meckel stellte während sei- nes Prorektorats keine Inquisition gegen die Kränz- chen an, aber Herr Jakob that dieses, und die Studenten glaubten, er allein sey die Ursache der ihnen so unangenehmen Untersuchung, und warfen einen Vaturianischen Haß auf ihn, der sich durch allerley ziemlich derbe Explosionen äußerte.
Der Prorektor ließ sich nicht irre machen, und verordnete am schwarzen Bret, daß alle Senioren und andre bey den Kränzchen Chargirten sich bin- nen acht Tagen angeben, die Gesetze der Verbin- dungen nebst den Degen und Rappieren extradiren, und ein Verzeichniß aller Verbündeten stellen soll- ten: widrigenfalls würde man wider sie streng nach den Gesetzen verfahren: die Klicken und alle Theil- nehmer an denselben seyen hinlänglich bekannt etc.
Laukh. Leben 5ter Theil. U
exiſtiren koͤnnen, noch exiſtiren ſollen: ſo lange der- gleichen Verbindungen, Kraͤnzchen, Landsmann- ſchaften etc. nicht in renommiſtiſche Klicken ausar- ten, und ſo den Zweck der Univerſitaͤterey ſelbſt hin- dern, ſoll und muß man ſie toleriren, damit nicht Etwas ſchlimmeres entſtehe, wenn man ſie zer- ſtoͤrt.
Aber von Seiten der Univerſitaͤt, oder vielmehr von Seiten des Curatoriums zu Berlin dachte man anders, und verbot die Kraͤnzchen bey ſchweren Strafen. Herr Prof. Meckel ſtellte waͤhrend ſei- nes Prorektorats keine Inquiſition gegen die Kraͤnz- chen an, aber Herr Jakob that dieſes, und die Studenten glaubten, er allein ſey die Urſache der ihnen ſo unangenehmen Unterſuchung, und warfen einen Vaturianiſchen Haß auf ihn, der ſich durch allerley ziemlich derbe Exploſionen aͤußerte.
Der Prorektor ließ ſich nicht irre machen, und verordnete am ſchwarzen Bret, daß alle Senioren und andre bey den Kraͤnzchen Chargirten ſich bin- nen acht Tagen angeben, die Geſetze der Verbin- dungen nebſt den Degen und Rappieren extradiren, und ein Verzeichniß aller Verbuͤndeten ſtellen ſoll- ten: widrigenfalls wuͤrde man wider ſie ſtreng nach den Geſetzen verfahren: die Klicken und alle Theil- nehmer an denſelben ſeyen hinlaͤnglich bekannt etc.
Laukh. Leben 5ter Theil. U
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exiſtiren koͤnnen, noch exiſtiren ſollen: ſo lange der-
gleichen Verbindungen, Kraͤnzchen, Landsmann-
ſchaften etc. nicht in renommiſtiſche Klicken ausar-
ten, und ſo den Zweck der Univerſitaͤterey ſelbſt hin-
dern, ſoll und muß man ſie toleriren, damit nicht
Etwas ſchlimmeres entſtehe, wenn man ſie zer-
ſtoͤrt.
Aber von Seiten der Univerſitaͤt, oder vielmehr
von Seiten des Curatoriums zu Berlin dachte man
anders, und verbot die Kraͤnzchen bey ſchweren
Strafen. Herr Prof. Meckel ſtellte waͤhrend ſei-
nes Prorektorats keine Inquiſition gegen die Kraͤnz-
chen an, aber Herr Jakob that dieſes, und die
Studenten glaubten, er allein ſey die Urſache
der ihnen ſo unangenehmen Unterſuchung, und
warfen einen Vaturianiſchen Haß auf ihn, der ſich
durch allerley ziemlich derbe Exploſionen aͤußerte.
Der Prorektor ließ ſich nicht irre machen, und
verordnete am ſchwarzen Bret, daß alle Senioren
und andre bey den Kraͤnzchen Chargirten ſich bin-
nen acht Tagen angeben, die Geſetze der Verbin-
dungen nebſt den Degen und Rappieren extradiren,
und ein Verzeichniß aller Verbuͤndeten ſtellen ſoll-
ten: widrigenfalls wuͤrde man wider ſie ſtreng nach
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nehmer an denſelben ſeyen hinlaͤnglich bekannt etc.
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 5. Leipzig, 1802, S. 305. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben05_1802/313>, abgerufen am 25.11.2024.
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