Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 5. Leipzig, 1802.

Bild:
<< vorherige Seite

auch leben." Blox ist die ganze Sache rein abge-
than. Ich hab einen gekannt, der schickte alle
Monate, allemal auf den ersten, zwölf Laubtha-
ler an den Prorektor praenumerando: denn jeden
Sonntag, Mittwoch und Freytag mußte er ei-
nen durchhauen, das war so sein Gesetz.

Der Mensch brachte seine Abgeschmaktheiten
mit einer so zuversichtlichen Miene vor, daß die
ganze Gesellschaft herzlich über den Gecken lachen
mußte, aber niemand glaubte dem Gewäsche: denn
unsre Hallenser lassen sich nicht gerne etwas auflü-
gen.

Gegen Abend kam mein Hannchen, sahe daß
ich bezahlte, was ich geben ließ, visitirte mir also
die Taschen, und da sie fand, daß ich Geld hatte,
fing sie ordentlich an, mit mir zu expostuliren,
daß ich ihr dasselbe verhehlt hätte. Ich erklärte ihr
die Art, wie ich zu einem Thaler gekommen war,
aber ich hatte große Mühe, sie völlig zu überzeu-
gen.

Ich wohnte in der Märkerstraße bey dem Schnei-
der Baum, welcher mir für zwanzig Thaler alte
zerbrechliche Möbel überlassen hatte. Ich hätte
freylich weit bessere für so viel Geld haben können,
wenn ich im Stande gewesen wäre, baar zu bezah-
len: aber da ich auf Credit nehmen mußte, und
Herr Baum mir versprach, vor Ostern kein Geld

Laukh. Leben 5ter Theil. B

auch leben.“ Blox iſt die ganze Sache rein abge-
than. Ich hab einen gekannt, der ſchickte alle
Monate, allemal auf den erſten, zwoͤlf Laubtha-
ler an den Prorektor praenumerando: denn jeden
Sonntag, Mittwoch und Freytag mußte er ei-
nen durchhauen, das war ſo ſein Geſetz.

Der Menſch brachte ſeine Abgeſchmaktheiten
mit einer ſo zuverſichtlichen Miene vor, daß die
ganze Geſellſchaft herzlich uͤber den Gecken lachen
mußte, aber niemand glaubte dem Gewaͤſche: denn
unſre Hallenſer laſſen ſich nicht gerne etwas aufluͤ-
gen.

Gegen Abend kam mein Hannchen, ſahe daß
ich bezahlte, was ich geben ließ, viſitirte mir alſo
die Taſchen, und da ſie fand, daß ich Geld hatte,
fing ſie ordentlich an, mit mir zu expoſtuliren,
daß ich ihr daſſelbe verhehlt haͤtte. Ich erklaͤrte ihr
die Art, wie ich zu einem Thaler gekommen war,
aber ich hatte große Muͤhe, ſie voͤllig zu uͤberzeu-
gen.

Ich wohnte in der Maͤrkerſtraße bey dem Schnei-
der Baum, welcher mir fuͤr zwanzig Thaler alte
zerbrechliche Moͤbel uͤberlaſſen hatte. Ich haͤtte
freylich weit beſſere fuͤr ſo viel Geld haben koͤnnen,
wenn ich im Stande geweſen waͤre, baar zu bezah-
len: aber da ich auf Credit nehmen mußte, und
Herr Baum mir verſprach, vor Oſtern kein Geld

Laukh. Leben 5ter Theil. B
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0025" n="17"/>
auch leben.&#x201C; Blox i&#x017F;t die ganze Sache rein abge-<lb/>
than. Ich hab einen gekannt, der &#x017F;chickte alle<lb/>
Monate, allemal auf den er&#x017F;ten, zwo&#x0364;lf Laubtha-<lb/>
ler an den Prorektor <hi rendition="#aq">praenumerando:</hi> denn jeden<lb/>
Sonntag, Mittwoch und Freytag mußte er ei-<lb/>
nen durchhauen, das war &#x017F;o &#x017F;ein Ge&#x017F;etz.</p><lb/>
        <p>Der Men&#x017F;ch brachte &#x017F;eine Abge&#x017F;chmaktheiten<lb/>
mit einer &#x017F;o zuver&#x017F;ichtlichen Miene vor, daß die<lb/>
ganze Ge&#x017F;ell&#x017F;chaft herzlich u&#x0364;ber den Gecken lachen<lb/>
mußte, aber niemand glaubte dem Gewa&#x0364;&#x017F;che: denn<lb/>
un&#x017F;re Hallen&#x017F;er la&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ich nicht gerne etwas auflu&#x0364;-<lb/>
gen.</p><lb/>
        <p>Gegen Abend kam mein Hannchen, &#x017F;ahe daß<lb/>
ich bezahlte, was ich geben ließ, vi&#x017F;itirte mir al&#x017F;o<lb/>
die Ta&#x017F;chen, und da &#x017F;ie fand, daß ich Geld hatte,<lb/>
fing &#x017F;ie ordentlich an, mit mir zu expo&#x017F;tuliren,<lb/>
daß ich ihr da&#x017F;&#x017F;elbe verhehlt ha&#x0364;tte. Ich erkla&#x0364;rte ihr<lb/>
die Art, wie ich zu einem Thaler gekommen war,<lb/>
aber ich hatte große Mu&#x0364;he, &#x017F;ie vo&#x0364;llig zu u&#x0364;berzeu-<lb/>
gen.</p><lb/>
        <p>Ich wohnte in der Ma&#x0364;rker&#x017F;traße bey dem Schnei-<lb/>
der Baum, welcher mir fu&#x0364;r zwanzig Thaler alte<lb/>
zerbrechliche Mo&#x0364;bel u&#x0364;berla&#x017F;&#x017F;en hatte. Ich ha&#x0364;tte<lb/>
freylich weit be&#x017F;&#x017F;ere fu&#x0364;r &#x017F;o viel Geld haben ko&#x0364;nnen,<lb/>
wenn ich im Stande gewe&#x017F;en wa&#x0364;re, baar zu bezah-<lb/>
len: aber da ich auf Credit nehmen mußte, und<lb/>
Herr Baum mir ver&#x017F;prach, vor O&#x017F;tern kein Geld<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">Laukh. Leben 5ter Theil. B</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[17/0025] auch leben.“ Blox iſt die ganze Sache rein abge- than. Ich hab einen gekannt, der ſchickte alle Monate, allemal auf den erſten, zwoͤlf Laubtha- ler an den Prorektor praenumerando: denn jeden Sonntag, Mittwoch und Freytag mußte er ei- nen durchhauen, das war ſo ſein Geſetz. Der Menſch brachte ſeine Abgeſchmaktheiten mit einer ſo zuverſichtlichen Miene vor, daß die ganze Geſellſchaft herzlich uͤber den Gecken lachen mußte, aber niemand glaubte dem Gewaͤſche: denn unſre Hallenſer laſſen ſich nicht gerne etwas aufluͤ- gen. Gegen Abend kam mein Hannchen, ſahe daß ich bezahlte, was ich geben ließ, viſitirte mir alſo die Taſchen, und da ſie fand, daß ich Geld hatte, fing ſie ordentlich an, mit mir zu expoſtuliren, daß ich ihr daſſelbe verhehlt haͤtte. Ich erklaͤrte ihr die Art, wie ich zu einem Thaler gekommen war, aber ich hatte große Muͤhe, ſie voͤllig zu uͤberzeu- gen. Ich wohnte in der Maͤrkerſtraße bey dem Schnei- der Baum, welcher mir fuͤr zwanzig Thaler alte zerbrechliche Moͤbel uͤberlaſſen hatte. Ich haͤtte freylich weit beſſere fuͤr ſo viel Geld haben koͤnnen, wenn ich im Stande geweſen waͤre, baar zu bezah- len: aber da ich auf Credit nehmen mußte, und Herr Baum mir verſprach, vor Oſtern kein Geld Laukh. Leben 5ter Theil. B

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben05_1802
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben05_1802/25
Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 5. Leipzig, 1802, S. 17. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben05_1802/25>, abgerufen am 27.11.2024.