sten aber tobte und schalt er, als ihm von Ma- gistrats wegen einige Neppe zur Auspfändung ins Haus geschickt wurden. Nie habe ich einen Men- schen gesehen, der sich komischer betragen hätte, als sich unser Hr. Unteroffizier damals betrug. Da wollte er alles zum Hause hinaus werfen: aber ein derber Soldat, welcher zu einer hinten im Ho- fe wohnenden Frau gehen wollte, und welchem der Schuster Grobheiten sagte, griff ihn bey der Gur- gel, und transportirte ihn sehr unsanft selbst zur Hausthüre hinaus.
So zänkisch aber sonst auch Schäfer, und so impertinent grob er gegen jederman war, der ihm in den Weg kam, kann ich doch nicht sagen, daß er mit mir gezankt, oder mir Grobheiten gesagt habe, bis ohngefähr einige Wochen vor meinem Abzug aus seinem Hause, und auch damals war er gegen mich nicht eigentlich grob.
Meinen Lesern muß dieß billig auffallen, und sie werden mir es ohne Zweifel übel nehmen, daß ich den Ehrenmann hier so unvortheilhaft beschreibe, zumal da er nicht in Halle ist, und sich nicht ver- theidigen kann: sie finden in der Schilderung des militärischen Schusters vielleicht eine gewiße de- mangeaison de medise, die keinem Menschen wohl ansteht, und die ich mir bey allen meinen übrigen Fehlern, doch nicht gerne mögte vorrücken laßen.
ſten aber tobte und ſchalt er, als ihm von Ma- giſtrats wegen einige Neppe zur Auspfaͤndung ins Haus geſchickt wurden. Nie habe ich einen Men- ſchen geſehen, der ſich komiſcher betragen haͤtte, als ſich unſer Hr. Unteroffizier damals betrug. Da wollte er alles zum Hauſe hinaus werfen: aber ein derber Soldat, welcher zu einer hinten im Ho- fe wohnenden Frau gehen wollte, und welchem der Schuſter Grobheiten ſagte, griff ihn bey der Gur- gel, und transportirte ihn ſehr unſanft ſelbſt zur Hausthuͤre hinaus.
So zaͤnkiſch aber ſonſt auch Schaͤfer, und ſo impertinent grob er gegen jederman war, der ihm in den Weg kam, kann ich doch nicht ſagen, daß er mit mir gezankt, oder mir Grobheiten geſagt habe, bis ohngefaͤhr einige Wochen vor meinem Abzug aus ſeinem Hauſe, und auch damals war er gegen mich nicht eigentlich grob.
Meinen Leſern muß dieß billig auffallen, und ſie werden mir es ohne Zweifel uͤbel nehmen, daß ich den Ehrenmann hier ſo unvortheilhaft beſchreibe, zumal da er nicht in Halle iſt, und ſich nicht ver- theidigen kann: ſie finden in der Schilderung des militaͤriſchen Schuſters vielleicht eine gewiße de- mangeaiſon de médiſe, die keinem Menſchen wohl anſteht, und die ich mir bey allen meinen uͤbrigen Fehlern, doch nicht gerne moͤgte vorruͤcken laßen.
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0240"n="232"/>ſten aber tobte und ſchalt er, als ihm von Ma-<lb/>
giſtrats wegen einige Neppe zur Auspfaͤndung ins<lb/>
Haus geſchickt wurden. Nie habe ich einen Men-<lb/>ſchen geſehen, der ſich komiſcher betragen haͤtte, als<lb/>ſich unſer Hr. Unteroffizier damals betrug. Da<lb/>
wollte er alles zum Hauſe hinaus werfen: aber<lb/>
ein derber Soldat, welcher zu einer hinten im Ho-<lb/>
fe wohnenden Frau gehen wollte, und welchem der<lb/>
Schuſter Grobheiten ſagte, griff ihn bey der Gur-<lb/>
gel, und transportirte ihn ſehr unſanft ſelbſt zur<lb/>
Hausthuͤre hinaus.</p><lb/><p>So zaͤnkiſch aber ſonſt auch Schaͤfer, und ſo<lb/>
impertinent grob er gegen jederman war, der ihm<lb/>
in den Weg kam, kann ich doch nicht ſagen, daß<lb/>
er mit mir gezankt, oder mir Grobheiten geſagt<lb/>
habe, bis ohngefaͤhr einige Wochen vor meinem<lb/>
Abzug aus ſeinem Hauſe, und auch damals war<lb/>
er gegen mich nicht eigentlich grob.</p><lb/><p>Meinen Leſern muß dieß billig auffallen, und<lb/>ſie werden mir es ohne Zweifel uͤbel nehmen, daß<lb/>
ich den Ehrenmann hier ſo unvortheilhaft beſchreibe,<lb/>
zumal da er nicht in Halle iſt, und ſich nicht ver-<lb/>
theidigen kann: ſie finden in der Schilderung des<lb/>
militaͤriſchen Schuſters vielleicht eine gewiße <hirendition="#aq">de-<lb/>
mangeaiſon de médiſe,</hi> die keinem Menſchen wohl<lb/>
anſteht, und die ich mir bey allen meinen uͤbrigen<lb/>
Fehlern, doch nicht gerne moͤgte vorruͤcken laßen.<lb/></p></div></body></text></TEI>
[232/0240]
ſten aber tobte und ſchalt er, als ihm von Ma-
giſtrats wegen einige Neppe zur Auspfaͤndung ins
Haus geſchickt wurden. Nie habe ich einen Men-
ſchen geſehen, der ſich komiſcher betragen haͤtte, als
ſich unſer Hr. Unteroffizier damals betrug. Da
wollte er alles zum Hauſe hinaus werfen: aber
ein derber Soldat, welcher zu einer hinten im Ho-
fe wohnenden Frau gehen wollte, und welchem der
Schuſter Grobheiten ſagte, griff ihn bey der Gur-
gel, und transportirte ihn ſehr unſanft ſelbſt zur
Hausthuͤre hinaus.
So zaͤnkiſch aber ſonſt auch Schaͤfer, und ſo
impertinent grob er gegen jederman war, der ihm
in den Weg kam, kann ich doch nicht ſagen, daß
er mit mir gezankt, oder mir Grobheiten geſagt
habe, bis ohngefaͤhr einige Wochen vor meinem
Abzug aus ſeinem Hauſe, und auch damals war
er gegen mich nicht eigentlich grob.
Meinen Leſern muß dieß billig auffallen, und
ſie werden mir es ohne Zweifel uͤbel nehmen, daß
ich den Ehrenmann hier ſo unvortheilhaft beſchreibe,
zumal da er nicht in Halle iſt, und ſich nicht ver-
theidigen kann: ſie finden in der Schilderung des
militaͤriſchen Schuſters vielleicht eine gewiße de-
mangeaiſon de médiſe, die keinem Menſchen wohl
anſteht, und die ich mir bey allen meinen uͤbrigen
Fehlern, doch nicht gerne moͤgte vorruͤcken laßen.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 5. Leipzig, 1802, S. 232. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben05_1802/240>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.