ist schon mehrmals der Gegenstand des Romanen- schreiberwitzes gewesen. Man wird den großen Ro- land herunterwerfen, wenn Nordhausen Preußisch wird, sagte neulich ein seynwollender Publicist zu mir. Man wird ihn stehen laßen, erwiederte ich; der große Roland ist von Stein, und niemand fürchtet ihn: ob man aber die Privilegien der Nord- häuser auf immer unangetastet laßen wird, ist eine andre Frage.
Als ich völlig hergestellt war, und mir alles wieder recht gut schmeckte, was ich aß und trank, reiste ich von Nordhausen ab, nachdem ich ohnge- fähr fünf Wochen daselbst zugebracht hatte. Ewig werde ich mich mit Vergnügen und Dankbarkeit an die Anfnahme und Behandlung erinnern, welche mir in dieser guten Stadt wiederfahren ist. Lange, Neuenhan, Ramsdahl, Seydler, Philter, Rothe, Heiker und viele andre sind meinem Herzen ewig theure Namen. Ich hoffe, in diesem Buche von Nordhausen nichts Unrechtes geschrieben zu haben, wenigstens wollte ichs nicht thun, und konnte auch nicht, da mir nichts bekannt worden ist, was der guten Stadt zum Nachtheil gereicht. Fehler und Mängel giebts aller Orten, aber in Nordhausen fin- det man doch davon verhältnißmäßig weniger, als sonstwo.
iſt ſchon mehrmals der Gegenſtand des Romanen- ſchreiberwitzes geweſen. Man wird den großen Ro- land herunterwerfen, wenn Nordhauſen Preußiſch wird, ſagte neulich ein ſeynwollender Publiciſt zu mir. Man wird ihn ſtehen laßen, erwiederte ich; der große Roland iſt von Stein, und niemand fuͤrchtet ihn: ob man aber die Privilegien der Nord- haͤuſer auf immer unangetaſtet laßen wird, iſt eine andre Frage.
Als ich voͤllig hergeſtellt war, und mir alles wieder recht gut ſchmeckte, was ich aß und trank, reiſte ich von Nordhauſen ab, nachdem ich ohnge- faͤhr fuͤnf Wochen daſelbſt zugebracht hatte. Ewig werde ich mich mit Vergnuͤgen und Dankbarkeit an die Anfnahme und Behandlung erinnern, welche mir in dieſer guten Stadt wiederfahren iſt. Lange, Neuenhan, Ramsdahl, Seydler, Philter, Rothe, Heiker und viele andre ſind meinem Herzen ewig theure Namen. Ich hoffe, in dieſem Buche von Nordhauſen nichts Unrechtes geſchrieben zu haben, wenigſtens wollte ichs nicht thun, und konnte auch nicht, da mir nichts bekannt worden iſt, was der guten Stadt zum Nachtheil gereicht. Fehler und Maͤngel giebts aller Orten, aber in Nordhauſen fin- det man doch davon verhaͤltnißmaͤßig weniger, als ſonſtwo.
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iſt ſchon mehrmals der Gegenſtand des Romanen-
ſchreiberwitzes geweſen. Man wird den großen Ro-
land herunterwerfen, wenn Nordhauſen Preußiſch
wird, ſagte neulich ein ſeynwollender Publiciſt zu
mir. Man wird ihn ſtehen laßen, erwiederte ich;
der große Roland iſt von Stein, und niemand
fuͤrchtet ihn: ob man aber die Privilegien der Nord-
haͤuſer auf immer unangetaſtet laßen wird, iſt
eine andre Frage.
Als ich voͤllig hergeſtellt war, und mir alles
wieder recht gut ſchmeckte, was ich aß und trank,
reiſte ich von Nordhauſen ab, nachdem ich ohnge-
faͤhr fuͤnf Wochen daſelbſt zugebracht hatte. Ewig
werde ich mich mit Vergnuͤgen und Dankbarkeit an
die Anfnahme und Behandlung erinnern, welche
mir in dieſer guten Stadt wiederfahren iſt. Lange,
Neuenhan, Ramsdahl, Seydler, Philter, Rothe,
Heiker und viele andre ſind meinem Herzen ewig
theure Namen. Ich hoffe, in dieſem Buche von
Nordhauſen nichts Unrechtes geſchrieben zu haben,
wenigſtens wollte ichs nicht thun, und konnte auch
nicht, da mir nichts bekannt worden iſt, was der
guten Stadt zum Nachtheil gereicht. Fehler und
Maͤngel giebts aller Orten, aber in Nordhauſen fin-
det man doch davon verhaͤltnißmaͤßig weniger, als
ſonſtwo.
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 5. Leipzig, 1802, S. 221. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben05_1802/229>, abgerufen am 23.11.2024.
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