Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 5. Leipzig, 1802.

Bild:
<< vorherige Seite

mit Titeln und andere gefunden, die sich kein Be-
denken machten, bey einem Glas Breyhan, und
einer Pfeiffe Tabak einige Stunden zu verschwätzen,
selbst der nur seit kurzem verstorbene Rector der la-
teinischen Schule, Herr Pappe, glaubte nicht, daß
es seinem Monarchismus zuwider sey, eine solche
Gesellschaft zu besuchen.

Indeßen muß ich anmerken, daß alle Arten von
niedrigem Pöbel aus diesen Cirkeln verbannt sind.
Da überhaupt keine Frauenzimmer dahin kommen,
so kommt auch mancher Troß nicht hin, welche Da-
men immer mitzuschleppen pflegen, z. B. ihre
Mädchen und mit diesen einen Herrn Soldaten,
Schuhputzer, Taugenichts u. s. w.: manche Fänt-
chen, welche nur nach den Frauen und Jungfrauen
laufen, bleiben auch weg, und suchen wo sonst ihr
Unterkommen. Gespielt wird auch nicht, und so
ziehen die Karten und Würfel niemand dahin.

Der Trunk ist in Nordhausen sehr gut. Den
Schnapps, welcher hier gebrauet wird, kennt man
weit und breit. Bier, braunes nämlich, wird fast
gar nicht getrunken, ob es gleich sehr gut ist, und
nahrhaft, desto mehr trinkt man aber die Gose und
den Breyhan. Wein hat jeder bemittelte Bürger
im Keller, und manche mehrere Sorten.

Die Wirthshäuser oder Gasthöfe in der Stadt
sind nur für Fremde, und werden von Einheimi-

mit Titeln und andere gefunden, die ſich kein Be-
denken machten, bey einem Glas Breyhan, und
einer Pfeiffe Tabak einige Stunden zu verſchwaͤtzen,
ſelbſt der nur ſeit kurzem verſtorbene Rector der la-
teiniſchen Schule, Herr Pappe, glaubte nicht, daß
es ſeinem Monarchismus zuwider ſey, eine ſolche
Geſellſchaft zu beſuchen.

Indeßen muß ich anmerken, daß alle Arten von
niedrigem Poͤbel aus dieſen Cirkeln verbannt ſind.
Da uͤberhaupt keine Frauenzimmer dahin kommen,
ſo kommt auch mancher Troß nicht hin, welche Da-
men immer mitzuſchleppen pflegen, z. B. ihre
Maͤdchen und mit dieſen einen Herrn Soldaten,
Schuhputzer, Taugenichts u. ſ. w.: manche Faͤnt-
chen, welche nur nach den Frauen und Jungfrauen
laufen, bleiben auch weg, und ſuchen wo ſonſt ihr
Unterkommen. Geſpielt wird auch nicht, und ſo
ziehen die Karten und Wuͤrfel niemand dahin.

Der Trunk iſt in Nordhauſen ſehr gut. Den
Schnapps, welcher hier gebrauet wird, kennt man
weit und breit. Bier, braunes naͤmlich, wird faſt
gar nicht getrunken, ob es gleich ſehr gut iſt, und
nahrhaft, deſto mehr trinkt man aber die Goſe und
den Breyhan. Wein hat jeder bemittelte Buͤrger
im Keller, und manche mehrere Sorten.

Die Wirthshaͤuſer oder Gaſthoͤfe in der Stadt
ſind nur fuͤr Fremde, und werden von Einheimi-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0225" n="217"/>
mit Titeln und andere gefunden, die &#x017F;ich kein Be-<lb/>
denken machten, bey einem Glas Breyhan, und<lb/>
einer Pfeiffe Tabak einige Stunden zu ver&#x017F;chwa&#x0364;tzen,<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t der nur &#x017F;eit kurzem ver&#x017F;torbene Rector der la-<lb/>
teini&#x017F;chen Schule, Herr Pappe, glaubte nicht, daß<lb/>
es &#x017F;einem Monarchismus zuwider &#x017F;ey, eine &#x017F;olche<lb/>
Ge&#x017F;ell&#x017F;chaft zu be&#x017F;uchen.</p><lb/>
        <p>Indeßen muß ich anmerken, daß alle Arten von<lb/>
niedrigem Po&#x0364;bel aus die&#x017F;en Cirkeln verbannt &#x017F;ind.<lb/>
Da u&#x0364;berhaupt keine Frauenzimmer dahin kommen,<lb/>
&#x017F;o kommt auch mancher Troß nicht hin, welche Da-<lb/>
men immer mitzu&#x017F;chleppen pflegen, z. B. ihre<lb/>
Ma&#x0364;dchen und mit die&#x017F;en einen Herrn Soldaten,<lb/>
Schuhputzer, Taugenichts u. &#x017F;. w.: manche Fa&#x0364;nt-<lb/>
chen, welche nur nach den Frauen und Jungfrauen<lb/>
laufen, bleiben auch weg, und &#x017F;uchen wo &#x017F;on&#x017F;t ihr<lb/>
Unterkommen. Ge&#x017F;pielt wird auch nicht, und &#x017F;o<lb/>
ziehen die Karten und Wu&#x0364;rfel niemand dahin.</p><lb/>
        <p>Der Trunk i&#x017F;t in Nordhau&#x017F;en &#x017F;ehr gut. Den<lb/>
Schnapps, welcher hier gebrauet wird, kennt man<lb/>
weit und breit. Bier, braunes na&#x0364;mlich, wird fa&#x017F;t<lb/>
gar nicht getrunken, ob es gleich &#x017F;ehr gut i&#x017F;t, und<lb/>
nahrhaft, de&#x017F;to mehr trinkt man aber die Go&#x017F;e und<lb/>
den Breyhan. Wein hat jeder bemittelte Bu&#x0364;rger<lb/>
im Keller, und manche mehrere Sorten.</p><lb/>
        <p>Die Wirthsha&#x0364;u&#x017F;er oder Ga&#x017F;tho&#x0364;fe in der Stadt<lb/>
&#x017F;ind nur fu&#x0364;r Fremde, und werden von Einheimi-<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[217/0225] mit Titeln und andere gefunden, die ſich kein Be- denken machten, bey einem Glas Breyhan, und einer Pfeiffe Tabak einige Stunden zu verſchwaͤtzen, ſelbſt der nur ſeit kurzem verſtorbene Rector der la- teiniſchen Schule, Herr Pappe, glaubte nicht, daß es ſeinem Monarchismus zuwider ſey, eine ſolche Geſellſchaft zu beſuchen. Indeßen muß ich anmerken, daß alle Arten von niedrigem Poͤbel aus dieſen Cirkeln verbannt ſind. Da uͤberhaupt keine Frauenzimmer dahin kommen, ſo kommt auch mancher Troß nicht hin, welche Da- men immer mitzuſchleppen pflegen, z. B. ihre Maͤdchen und mit dieſen einen Herrn Soldaten, Schuhputzer, Taugenichts u. ſ. w.: manche Faͤnt- chen, welche nur nach den Frauen und Jungfrauen laufen, bleiben auch weg, und ſuchen wo ſonſt ihr Unterkommen. Geſpielt wird auch nicht, und ſo ziehen die Karten und Wuͤrfel niemand dahin. Der Trunk iſt in Nordhauſen ſehr gut. Den Schnapps, welcher hier gebrauet wird, kennt man weit und breit. Bier, braunes naͤmlich, wird faſt gar nicht getrunken, ob es gleich ſehr gut iſt, und nahrhaft, deſto mehr trinkt man aber die Goſe und den Breyhan. Wein hat jeder bemittelte Buͤrger im Keller, und manche mehrere Sorten. Die Wirthshaͤuſer oder Gaſthoͤfe in der Stadt ſind nur fuͤr Fremde, und werden von Einheimi-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben05_1802
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben05_1802/225
Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 5. Leipzig, 1802, S. 217. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben05_1802/225>, abgerufen am 23.11.2024.