ein Kind machen könne. Die Donna muß also das Ding oft genug und zwar multifariam versucht haben.
Den folgenden Tag hatte zwar der Regen aufgehört, aber der Weg war fürchterlich schlecht. Gerne hätten wir eine Fuhre genommen, aber es war keine zu haben, und wir mußten zu Fuße fortbattern. Alle Augenblick gleiteten unsre Füße aus, und Pardanz, da lag bald dieser, bald jener auf der Nase. Mich traf dieses Unglück gar sehr oft. Mit Mühe kamen wir auf ein Dorf jenseits Wallhausen, wo Herr Schulze mit den beyden theologischen Studenten beym Pastor Loci ein- kehrte. Ich und Hr. Wolf blieben in der Schenke, und erst in Berg versammelten wir uns wieder.
Die Herren, welche beym Pastor eingekehrt wa- ren, wären zwar sehr gerne früh weggegangen, aber das ginge nicht, denn beym Pastor müßen früh nach verlesenem ellenlangen Morgensegen drey bis vier Lieder gesungen werden, und so Etwas ko- stet Zeit. Wer sich nicht in diese Ordnung fügt, wird vom Hn. Pastor für einen Freygeist und unflätigen Kerl erklärt, und darf nicht wiederkommen. Ich erinnerte mich bey der drolligen Erzählung von der Singerey und Beterey beym Pastor -- -- an die Singerey beym ehemaligen Pastor Thiels zu Udenheim in der Pfalz, wo man nicht eher
ein Kind machen koͤnne. Die Donna muß alſo das Ding oft genug und zwar multifariam verſucht haben.
Den folgenden Tag hatte zwar der Regen aufgehoͤrt, aber der Weg war fuͤrchterlich ſchlecht. Gerne haͤtten wir eine Fuhre genommen, aber es war keine zu haben, und wir mußten zu Fuße fortbattern. Alle Augenblick gleiteten unſre Fuͤße aus, und Pardanz, da lag bald dieſer, bald jener auf der Naſe. Mich traf dieſes Ungluͤck gar ſehr oft. Mit Muͤhe kamen wir auf ein Dorf jenſeits Wallhauſen, wo Herr Schulze mit den beyden theologiſchen Studenten beym Paſtor Loci ein- kehrte. Ich und Hr. Wolf blieben in der Schenke, und erſt in Berg verſammelten wir uns wieder.
Die Herren, welche beym Paſtor eingekehrt wa- ren, waͤren zwar ſehr gerne fruͤh weggegangen, aber das ginge nicht, denn beym Paſtor muͤßen fruͤh nach verleſenem ellenlangen Morgenſegen drey bis vier Lieder geſungen werden, und ſo Etwas ko- ſtet Zeit. Wer ſich nicht in dieſe Ordnung fuͤgt, wird vom Hn. Paſtor fuͤr einen Freygeiſt und unflaͤtigen Kerl erklaͤrt, und darf nicht wiederkommen. Ich erinnerte mich bey der drolligen Erzaͤhlung von der Singerey und Beterey beym Paſtor — — an die Singerey beym ehemaligen Paſtor Thiels zu Udenheim in der Pfalz, wo man nicht eher
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0202"n="194"/>
ein Kind machen koͤnne. Die Donna muß alſo<lb/>
das Ding oft genug und zwar <hirendition="#aq">multifariam</hi> verſucht<lb/>
haben.</p><lb/><p>Den folgenden Tag hatte zwar der Regen<lb/>
aufgehoͤrt, aber der Weg war fuͤrchterlich ſchlecht.<lb/>
Gerne haͤtten wir eine Fuhre genommen, aber es<lb/>
war keine zu haben, und wir mußten zu Fuße<lb/>
fortbattern. Alle Augenblick gleiteten unſre Fuͤße<lb/>
aus, und Pardanz, da lag bald dieſer, bald jener<lb/>
auf der Naſe. Mich traf dieſes Ungluͤck gar ſehr<lb/>
oft. Mit Muͤhe kamen wir auf ein Dorf jenſeits<lb/>
Wallhauſen, wo Herr Schulze mit den beyden<lb/>
theologiſchen Studenten beym Paſtor Loci ein-<lb/>
kehrte. Ich und Hr. Wolf blieben in der Schenke,<lb/>
und erſt in Berg verſammelten wir uns wieder.</p><lb/><p>Die Herren, welche beym Paſtor eingekehrt wa-<lb/>
ren, waͤren zwar ſehr gerne fruͤh weggegangen,<lb/>
aber das ginge nicht, denn beym Paſtor muͤßen<lb/>
fruͤh nach verleſenem ellenlangen Morgenſegen drey<lb/>
bis vier Lieder geſungen werden, und ſo Etwas ko-<lb/>ſtet Zeit. Wer ſich nicht in dieſe Ordnung fuͤgt, wird<lb/>
vom Hn. Paſtor fuͤr einen Freygeiſt und unflaͤtigen<lb/>
Kerl erklaͤrt, und darf nicht wiederkommen. Ich<lb/>
erinnerte mich bey der drolligen Erzaͤhlung von<lb/>
der Singerey und Beterey beym Paſtor ——<lb/>
an die Singerey beym ehemaligen Paſtor Thiels<lb/>
zu Udenheim in der Pfalz, wo man nicht eher<lb/></p></div></body></text></TEI>
[194/0202]
ein Kind machen koͤnne. Die Donna muß alſo
das Ding oft genug und zwar multifariam verſucht
haben.
Den folgenden Tag hatte zwar der Regen
aufgehoͤrt, aber der Weg war fuͤrchterlich ſchlecht.
Gerne haͤtten wir eine Fuhre genommen, aber es
war keine zu haben, und wir mußten zu Fuße
fortbattern. Alle Augenblick gleiteten unſre Fuͤße
aus, und Pardanz, da lag bald dieſer, bald jener
auf der Naſe. Mich traf dieſes Ungluͤck gar ſehr
oft. Mit Muͤhe kamen wir auf ein Dorf jenſeits
Wallhauſen, wo Herr Schulze mit den beyden
theologiſchen Studenten beym Paſtor Loci ein-
kehrte. Ich und Hr. Wolf blieben in der Schenke,
und erſt in Berg verſammelten wir uns wieder.
Die Herren, welche beym Paſtor eingekehrt wa-
ren, waͤren zwar ſehr gerne fruͤh weggegangen,
aber das ginge nicht, denn beym Paſtor muͤßen
fruͤh nach verleſenem ellenlangen Morgenſegen drey
bis vier Lieder geſungen werden, und ſo Etwas ko-
ſtet Zeit. Wer ſich nicht in dieſe Ordnung fuͤgt, wird
vom Hn. Paſtor fuͤr einen Freygeiſt und unflaͤtigen
Kerl erklaͤrt, und darf nicht wiederkommen. Ich
erinnerte mich bey der drolligen Erzaͤhlung von
der Singerey und Beterey beym Paſtor — —
an die Singerey beym ehemaligen Paſtor Thiels
zu Udenheim in der Pfalz, wo man nicht eher
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 5. Leipzig, 1802, S. 194. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben05_1802/202>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.