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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 5. Leipzig, 1802.

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hatte der feine Herr Geld genug, so wie für das
Spiel im Dostischen Keller, aber keins für den
Arzt, der ihm die französische Krankheit curirt
hatte. Pfuy Teufel!!

Um Premßlers nähere Umstände hatte ich mich
nie bekümmert: denn es ist überhaupt meine Ge-
wohnheit nicht, in die Geheimniße meiner Freunde
einzudringen. Eines Tages gingen wir spazieren,
und da entdeckte er mir, daß er schon längst mit
einem Mädchen aus dem Weimarschen bekannt
sey, und daß er großen Lusten habe, das Mädchen zu
seiner Frau zu machen, es sey gar ein liebes gutes
Kind, heiße Julchen, habe blaue Augen, einen vollen
Busen etc. etc. Ich billigte sein Vorhaben. "Ja,
antwortete er, wenn das Ding nur so gleich gehn
könnte: der Alte, ihr Vater, ist ein komischer
Kerl, der verlangt, ich solle Medicin studieren --

Ich. Ih nun, die hast Du ja studiert.

Premßler. Aber nicht handwerksmäßig,
das heißt, ich habe keine Collegia als Student ge-
hört, und da kann ich nicht Doctor werden. Der
Alte will aber, daß sein Tochtermann ein Doc-
tor sey.

Ich. Der Alte ist ein Hasenfuß. Grade als
wenn man kein geschickter Arzt seyn könnte, ohne
das elende Doctordiplom.


hatte der feine Herr Geld genug, ſo wie fuͤr das
Spiel im Doſtiſchen Keller, aber keins fuͤr den
Arzt, der ihm die franzoͤſiſche Krankheit curirt
hatte. Pfuy Teufel!!

Um Premßlers naͤhere Umſtaͤnde hatte ich mich
nie bekuͤmmert: denn es iſt uͤberhaupt meine Ge-
wohnheit nicht, in die Geheimniße meiner Freunde
einzudringen. Eines Tages gingen wir ſpazieren,
und da entdeckte er mir, daß er ſchon laͤngſt mit
einem Maͤdchen aus dem Weimarſchen bekannt
ſey, und daß er großen Luſten habe, das Maͤdchen zu
ſeiner Frau zu machen, es ſey gar ein liebes gutes
Kind, heiße Julchen, habe blaue Augen, einen vollen
Buſen etc. etc. Ich billigte ſein Vorhaben. „Ja,
antwortete er, wenn das Ding nur ſo gleich gehn
koͤnnte: der Alte, ihr Vater, iſt ein komiſcher
Kerl, der verlangt, ich ſolle Medicin ſtudieren —

Ich. Ih nun, die haſt Du ja ſtudiert.

Premßler. Aber nicht handwerksmaͤßig,
das heißt, ich habe keine Collegia als Student ge-
hoͤrt, und da kann ich nicht Doctor werden. Der
Alte will aber, daß ſein Tochtermann ein Doc-
tor ſey.

Ich. Der Alte iſt ein Haſenfuß. Grade als
wenn man kein geſchickter Arzt ſeyn koͤnnte, ohne
das elende Doctordiplom.


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[165/0173] hatte der feine Herr Geld genug, ſo wie fuͤr das Spiel im Doſtiſchen Keller, aber keins fuͤr den Arzt, der ihm die franzoͤſiſche Krankheit curirt hatte. Pfuy Teufel!! Um Premßlers naͤhere Umſtaͤnde hatte ich mich nie bekuͤmmert: denn es iſt uͤberhaupt meine Ge- wohnheit nicht, in die Geheimniße meiner Freunde einzudringen. Eines Tages gingen wir ſpazieren, und da entdeckte er mir, daß er ſchon laͤngſt mit einem Maͤdchen aus dem Weimarſchen bekannt ſey, und daß er großen Luſten habe, das Maͤdchen zu ſeiner Frau zu machen, es ſey gar ein liebes gutes Kind, heiße Julchen, habe blaue Augen, einen vollen Buſen etc. etc. Ich billigte ſein Vorhaben. „Ja, antwortete er, wenn das Ding nur ſo gleich gehn koͤnnte: der Alte, ihr Vater, iſt ein komiſcher Kerl, der verlangt, ich ſolle Medicin ſtudieren — Ich. Ih nun, die haſt Du ja ſtudiert. Premßler. Aber nicht handwerksmaͤßig, das heißt, ich habe keine Collegia als Student ge- hoͤrt, und da kann ich nicht Doctor werden. Der Alte will aber, daß ſein Tochtermann ein Doc- tor ſey. Ich. Der Alte iſt ein Haſenfuß. Grade als wenn man kein geſchickter Arzt ſeyn koͤnnte, ohne das elende Doctordiplom.

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 5. Leipzig, 1802, S. 165. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben05_1802/173>, abgerufen am 07.05.2024.