Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,2. Leipzig, 1797.

Bild:
<< vorherige Seite

selben für ihr Amt fähiger hielten, als sich. Je-
derman hat den Bürger Bernard im Sommer
1794 zu Dijon gesehen: er war Repräsentant und
nach Coted'or in Mission geschickt. Ohngefäyr 6
Wochen nach seiner Ankunft schrieb er an den Kon-
vent: man mögte den Bürger Cales an seine
Stelle schicken: dieser sey ein gebohrner Burgun-
der, und verstehe die Lage der Dinge besser als er,
wie er aus den Briefen sähe, welche Cales an
ihn geschrieben habe. Das geschah, und der
Bulletin erwähnte davon mit aller Ehre für Ber-
nard. -- Der Herr Professor der Philosophie
N. N. ist der Universität gerade so viel nütze, als
das fünfte Rad dem Wagen: aber laßt selbst Kant
kommen, er wird ihm nicht Platz machen, ob er
gleich vollauf zu leben hat, und lachende Erben
macht durch seinen Geitz. Der Egoismus ist die
Pest der Gesellschaft, der Tugend und der Wissen-
schaften! --


ſelben fuͤr ihr Amt faͤhiger hielten, als ſich. Je-
derman hat den Buͤrger Bernard im Sommer
1794 zu Dijon geſehen: er war Repraͤſentant und
nach Côted'or in Miſſion geſchickt. Ohngefaͤyr 6
Wochen nach ſeiner Ankunft ſchrieb er an den Kon-
vent: man moͤgte den Buͤrger Calés an ſeine
Stelle ſchicken: dieſer ſey ein gebohrner Burgun-
der, und verſtehe die Lage der Dinge beſſer als er,
wie er aus den Briefen ſaͤhe, welche Calés an
ihn geſchrieben habe. Das geſchah, und der
Bulletin erwaͤhnte davon mit aller Ehre fuͤr Ber-
nard. — Der Herr Profeſſor der Philoſophie
N. N. iſt der Univerſitaͤt gerade ſo viel nuͤtze, als
das fuͤnfte Rad dem Wagen: aber laßt ſelbſt Kant
kommen, er wird ihm nicht Platz machen, ob er
gleich vollauf zu leben hat, und lachende Erben
macht durch ſeinen Geitz. Der Egoismus iſt die
Peſt der Geſellſchaft, der Tugend und der Wiſſen-
ſchaften! —


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0086" n="82"/>
&#x017F;elben fu&#x0364;r ihr Amt fa&#x0364;higer hielten, als &#x017F;ich. Je-<lb/>
derman hat den Bu&#x0364;rger <hi rendition="#g">Bernard</hi> im Sommer<lb/>
1794 zu Dijon ge&#x017F;ehen: er war Repra&#x0364;&#x017F;entant und<lb/>
nach Côted'or in Mi&#x017F;&#x017F;ion ge&#x017F;chickt. Ohngefa&#x0364;yr 6<lb/>
Wochen nach &#x017F;einer Ankunft &#x017F;chrieb er an den Kon-<lb/>
vent: man mo&#x0364;gte den Bu&#x0364;rger <hi rendition="#g">Cal<hi rendition="#aq">é</hi>s</hi> an &#x017F;eine<lb/>
Stelle &#x017F;chicken: die&#x017F;er &#x017F;ey ein gebohrner Burgun-<lb/>
der, und ver&#x017F;tehe die Lage der Dinge be&#x017F;&#x017F;er als er,<lb/>
wie er aus den Briefen &#x017F;a&#x0364;he, welche <hi rendition="#g">Cal<hi rendition="#aq">é</hi>s</hi> an<lb/>
ihn ge&#x017F;chrieben habe. Das ge&#x017F;chah, und der<lb/>
Bulletin erwa&#x0364;hnte davon mit aller Ehre fu&#x0364;r <hi rendition="#g">Ber</hi>-<lb/><hi rendition="#g">nard</hi>. &#x2014; Der Herr Profe&#x017F;&#x017F;or der Philo&#x017F;ophie<lb/><hi rendition="#aq">N. N.</hi> i&#x017F;t der Univer&#x017F;ita&#x0364;t gerade &#x017F;o viel nu&#x0364;tze, als<lb/>
das fu&#x0364;nfte Rad dem Wagen: aber laßt &#x017F;elb&#x017F;t <hi rendition="#g">Kant</hi><lb/>
kommen, er wird ihm nicht Platz machen, ob er<lb/>
gleich vollauf zu leben hat, und lachende Erben<lb/>
macht durch &#x017F;einen Geitz. Der Egoismus i&#x017F;t die<lb/>
Pe&#x017F;t der Ge&#x017F;ell&#x017F;chaft, der Tugend und der Wi&#x017F;&#x017F;en-<lb/>
&#x017F;chaften! &#x2014;</p>
      </div><lb/>
    </body>
  </text>
</TEI>
[82/0086] ſelben fuͤr ihr Amt faͤhiger hielten, als ſich. Je- derman hat den Buͤrger Bernard im Sommer 1794 zu Dijon geſehen: er war Repraͤſentant und nach Côted'or in Miſſion geſchickt. Ohngefaͤyr 6 Wochen nach ſeiner Ankunft ſchrieb er an den Kon- vent: man moͤgte den Buͤrger Calés an ſeine Stelle ſchicken: dieſer ſey ein gebohrner Burgun- der, und verſtehe die Lage der Dinge beſſer als er, wie er aus den Briefen ſaͤhe, welche Calés an ihn geſchrieben habe. Das geſchah, und der Bulletin erwaͤhnte davon mit aller Ehre fuͤr Ber- nard. — Der Herr Profeſſor der Philoſophie N. N. iſt der Univerſitaͤt gerade ſo viel nuͤtze, als das fuͤnfte Rad dem Wagen: aber laßt ſelbſt Kant kommen, er wird ihm nicht Platz machen, ob er gleich vollauf zu leben hat, und lachende Erben macht durch ſeinen Geitz. Der Egoismus iſt die Peſt der Geſellſchaft, der Tugend und der Wiſſen- ſchaften! —

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0402_1797
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0402_1797/86
Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,2. Leipzig, 1797, S. 82. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0402_1797/86>, abgerufen am 21.11.2024.