Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,2. Leipzig, 1797.

Bild:
<< vorherige Seite

genheit, den Plan, fleißig und arbeitsam zu seyn,
wie sich's gebührt, auszuführen.

Um in Absicht der Oekonomie aufs reine zu
kommen, habe ich das oben genannte Mädchen
zur Frau genommen. Ich war ihr einmal herz-
lich gut, ob ich gleich nichts von jenem Feuer em-
pfunden habe, das mich ehedem gegen meine
Therese durchglühte. Und dann hat sie, wie es
mir vorkömmt, alle Eigenschaften, die einen von
meiner Art glücklich machen können.

Meinen gelehrten Lesern fällt vielleicht hier der
Spruch des Juvenalis ein:

Stulta maritai jam porrigit ora capistro: aber
ich habe mich zu allen Zeiten mit einem capistrum
besser befunden, als ohne capistrum. Es wird
mich freilich gere[u]en, diesen Schritt gethan zu
haben; aber wo ist der Mann, den es nie gereuet
hat, eine Frau genommen zu haben! Wenn nur
die Freude, es gethan zu haben, größer ist, als
die Reue! -- Meine Hanne wird wenigstens
das thun, was ich bisher nicht konnte, -- mein
Verdientes zu Rathe halten, und dadurch es mir
möglich machen, meine noch übrigen Tage ruhig
und bequem auszuleben.

Außer den Lectionen und Repetitionen über
meine Institutiones Theologiae dogmaticae -- wer-
de ich zum Behufe unsrer jungen Theologen meinen

genheit, den Plan, fleißig und arbeitſam zu ſeyn,
wie ſich's gebuͤhrt, auszufuͤhren.

Um in Abſicht der Oekonomie aufs reine zu
kommen, habe ich das oben genannte Maͤdchen
zur Frau genommen. Ich war ihr einmal herz-
lich gut, ob ich gleich nichts von jenem Feuer em-
pfunden habe, das mich ehedem gegen meine
Thereſe durchgluͤhte. Und dann hat ſie, wie es
mir vorkoͤmmt, alle Eigenſchaften, die einen von
meiner Art gluͤcklich machen koͤnnen.

Meinen gelehrten Leſern faͤllt vielleicht hier der
Spruch des Juvenalis ein:

Stulta maritai jam porrigit ora capiſtro: aber
ich habe mich zu allen Zeiten mit einem capiſtrum
beſſer befunden, als ohne capiſtrum. Es wird
mich freilich gere[u]en, dieſen Schritt gethan zu
haben; aber wo iſt der Mann, den es nie gereuet
hat, eine Frau genommen zu haben! Wenn nur
die Freude, es gethan zu haben, groͤßer iſt, als
die Reue! — Meine Hanne wird wenigſtens
das thun, was ich bisher nicht konnte, — mein
Verdientes zu Rathe halten, und dadurch es mir
moͤglich machen, meine noch uͤbrigen Tage ruhig
und bequem auszuleben.

Außer den Lectionen und Repetitionen uͤber
meine Inſtitutiones Theologiae dogmaticae — wer-
de ich zum Behufe unſrer jungen Theologen meinen

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0358" n="354"/>
genheit, den Plan, fleißig und arbeit&#x017F;am zu &#x017F;eyn,<lb/>
wie &#x017F;ich's gebu&#x0364;hrt, auszufu&#x0364;hren.</p><lb/>
        <p>Um in Ab&#x017F;icht der Oekonomie aufs reine zu<lb/>
kommen, habe ich das oben genannte Ma&#x0364;dchen<lb/>
zur Frau genommen. Ich war ihr einmal herz-<lb/>
lich gut, ob ich gleich nichts von jenem Feuer em-<lb/>
pfunden habe, das mich ehedem gegen meine<lb/><hi rendition="#g">There&#x017F;e</hi> durchglu&#x0364;hte. Und dann hat &#x017F;ie, wie es<lb/>
mir vorko&#x0364;mmt, alle Eigen&#x017F;chaften, die einen von<lb/>
meiner Art glu&#x0364;cklich machen ko&#x0364;nnen.</p><lb/>
        <p>Meinen gelehrten Le&#x017F;ern fa&#x0364;llt vielleicht hier der<lb/>
Spruch des <hi rendition="#g">Juvenalis</hi> ein:</p><lb/>
        <p><hi rendition="#aq">Stulta maritai jam porrigit ora capi&#x017F;tro:</hi> aber<lb/>
ich habe mich zu allen Zeiten mit einem <hi rendition="#aq">capi&#x017F;trum</hi><lb/>
be&#x017F;&#x017F;er befunden, als ohne <hi rendition="#aq">capi&#x017F;trum.</hi> Es wird<lb/>
mich freilich gere<supplied>u</supplied>en, die&#x017F;en Schritt gethan zu<lb/>
haben; aber wo i&#x017F;t der Mann, den es nie gereuet<lb/>
hat, eine Frau genommen zu haben! Wenn nur<lb/>
die Freude, es gethan zu haben, gro&#x0364;ßer i&#x017F;t, als<lb/>
die Reue! &#x2014; Meine <hi rendition="#g">Hanne</hi> wird wenig&#x017F;tens<lb/>
das thun, was ich bisher nicht konnte, &#x2014; mein<lb/>
Verdientes zu Rathe halten, und dadurch es mir<lb/>
mo&#x0364;glich machen, meine noch u&#x0364;brigen Tage ruhig<lb/>
und bequem auszuleben.</p><lb/>
        <p>Außer den Lectionen und Repetitionen u&#x0364;ber<lb/>
meine <hi rendition="#aq">In&#x017F;titutiones Theologiae dogmaticae</hi> &#x2014; wer-<lb/>
de ich zum Behufe un&#x017F;rer jungen Theologen meinen<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[354/0358] genheit, den Plan, fleißig und arbeitſam zu ſeyn, wie ſich's gebuͤhrt, auszufuͤhren. Um in Abſicht der Oekonomie aufs reine zu kommen, habe ich das oben genannte Maͤdchen zur Frau genommen. Ich war ihr einmal herz- lich gut, ob ich gleich nichts von jenem Feuer em- pfunden habe, das mich ehedem gegen meine Thereſe durchgluͤhte. Und dann hat ſie, wie es mir vorkoͤmmt, alle Eigenſchaften, die einen von meiner Art gluͤcklich machen koͤnnen. Meinen gelehrten Leſern faͤllt vielleicht hier der Spruch des Juvenalis ein: Stulta maritai jam porrigit ora capiſtro: aber ich habe mich zu allen Zeiten mit einem capiſtrum beſſer befunden, als ohne capiſtrum. Es wird mich freilich gereuen, dieſen Schritt gethan zu haben; aber wo iſt der Mann, den es nie gereuet hat, eine Frau genommen zu haben! Wenn nur die Freude, es gethan zu haben, groͤßer iſt, als die Reue! — Meine Hanne wird wenigſtens das thun, was ich bisher nicht konnte, — mein Verdientes zu Rathe halten, und dadurch es mir moͤglich machen, meine noch uͤbrigen Tage ruhig und bequem auszuleben. Außer den Lectionen und Repetitionen uͤber meine Inſtitutiones Theologiae dogmaticae — wer- de ich zum Behufe unſrer jungen Theologen meinen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0402_1797
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0402_1797/358
Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,2. Leipzig, 1797, S. 354. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0402_1797/358>, abgerufen am 09.11.2024.