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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,2. Leipzig, 1797.

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Fünf und sechsigstes Kapitel.

Schlittenfahrt. Duellgeschichten. Unsterblichkeit der Seele u. s. w.



Da mein Buch außer meinen Begebenheiten eine
Menge von Histörchen enthält, welche Andre an-
gehen, die ich aber als Augenzeuge wahrnahm:
so mögen hier noch einige Erzählungen Platz finden,
die vielleicht dem Leser die Zeit theils unterhaltend,
theils nützlich verkürzen werden.

Die erste Anekdote betrifft eine lächerliche Be-
gebenheit. Die Studenten zu Halle hielten den
vergangenen Winter eine Schlittenfahrt, wobey
sie in Masken erschienen. Diese waren bey wei-
tem nicht so grell und auffallend, als jene zu mei-
ner Zeit in Gießen. Unter den mehrern Figuren
fand sich eine mit einer Art von Stern auf der Brust.
Obgleich der Herr, welcher diesen Stern getragen
hatte, hernach heilig versicherte, daß er durch sei-
nen Stern nichts weniger bezweckt hätte, als einen
Prinzen vorzustellen, am wenigsten den Prinzen
Wilhelm von Braunschweig, welcher damals das
Hallische Regiment, als Oberster, kommandirte,
so ließ sich dieser doch einfallen, daß er eigentlich

Fuͤnf und ſechſigſtes Kapitel.

Schlittenfahrt. Duellgeſchichten. Unſterblichkeit der Seele u. ſ. w.



Da mein Buch außer meinen Begebenheiten eine
Menge von Hiſtoͤrchen enthaͤlt, welche Andre an-
gehen, die ich aber als Augenzeuge wahrnahm:
ſo moͤgen hier noch einige Erzaͤhlungen Platz finden,
die vielleicht dem Leſer die Zeit theils unterhaltend,
theils nuͤtzlich verkuͤrzen werden.

Die erſte Anekdote betrifft eine laͤcherliche Be-
gebenheit. Die Studenten zu Halle hielten den
vergangenen Winter eine Schlittenfahrt, wobey
ſie in Masken erſchienen. Dieſe waren bey wei-
tem nicht ſo grell und auffallend, als jene zu mei-
ner Zeit in Gießen. Unter den mehrern Figuren
fand ſich eine mit einer Art von Stern auf der Bruſt.
Obgleich der Herr, welcher dieſen Stern getragen
hatte, hernach heilig verſicherte, daß er durch ſei-
nen Stern nichts weniger bezweckt haͤtte, als einen
Prinzen vorzuſtellen, am wenigſten den Prinzen
Wilhelm von Braunſchweig, welcher damals das
Halliſche Regiment, als Oberſter, kommandirte,
ſo ließ ſich dieſer doch einfallen, daß er eigentlich

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[331/0335] Fuͤnf und ſechſigſtes Kapitel. Schlittenfahrt. Duellgeſchichten. Unſterblichkeit der Seele u. ſ. w. Da mein Buch außer meinen Begebenheiten eine Menge von Hiſtoͤrchen enthaͤlt, welche Andre an- gehen, die ich aber als Augenzeuge wahrnahm: ſo moͤgen hier noch einige Erzaͤhlungen Platz finden, die vielleicht dem Leſer die Zeit theils unterhaltend, theils nuͤtzlich verkuͤrzen werden. Die erſte Anekdote betrifft eine laͤcherliche Be- gebenheit. Die Studenten zu Halle hielten den vergangenen Winter eine Schlittenfahrt, wobey ſie in Masken erſchienen. Dieſe waren bey wei- tem nicht ſo grell und auffallend, als jene zu mei- ner Zeit in Gießen. Unter den mehrern Figuren fand ſich eine mit einer Art von Stern auf der Bruſt. Obgleich der Herr, welcher dieſen Stern getragen hatte, hernach heilig verſicherte, daß er durch ſei- nen Stern nichts weniger bezweckt haͤtte, als einen Prinzen vorzuſtellen, am wenigſten den Prinzen Wilhelm von Braunſchweig, welcher damals das Halliſche Regiment, als Oberſter, kommandirte, ſo ließ ſich dieſer doch einfallen, daß er eigentlich

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,2. Leipzig, 1797, S. 331. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0402_1797/335>, abgerufen am 22.11.2024.