ich, kann in diesen Fall auch nicht mehr kommen. Ich will nur so viel sagen, daß ich an dem Mäd- chen mein Behagen fand, daß mir ihr ganzes We- sen gefiel, und daß ich sie besonders wegen ihres Fleißes, ihrer Eingezogenheit und ihrer witzigen Einfälle gut leiden konnte. Ihre Erziehung ging über ihren Stand; und da sie nicht in Halle er- wachsen ist, so hat sie auch jene Fehler nicht, wo- mit die Mädchen von Halle meist alle belastet sind.
Hannchen -- so heißt das Mädchen -- er- zählte bald ihrer Mutter, was ich ihr so dann und wann zu sagen pflegte, und diese stellte mich sofort zu Rede. Ich sollte, sagte sie, meine Absicht auf ihre Tochter entweder entdecken, oder deren weitern Umgang aufgeben. Ich entdeckte also meine Ab- sicht; wir schrieben alle an den Vater bey der De- markationslinie der Preußen, und dieser hatte wi- der die Heurath nichts, also Mutter und Tochter auch nicht.
Nun war ich zufrieden, betrug mich immer mehr, wie sichs gebührt, sammelte mein Verdien- tes, um mich nach und nach gehörig einzurichten, und nahm täglich, in Erwartung einer ruhigen Zukunft, an Harmonie im Innern und Aeußern zu.
Ich besprach diese Angelegenheit auch mit Hn. Bispink, aber erst, nachdem ich mit Hannchen und deren Eltern aufs reine war. Er fand aller-
ich, kann in dieſen Fall auch nicht mehr kommen. Ich will nur ſo viel ſagen, daß ich an dem Maͤd- chen mein Behagen fand, daß mir ihr ganzes We- ſen gefiel, und daß ich ſie beſonders wegen ihres Fleißes, ihrer Eingezogenheit und ihrer witzigen Einfaͤlle gut leiden konnte. Ihre Erziehung ging uͤber ihren Stand; und da ſie nicht in Halle er- wachſen iſt, ſo hat ſie auch jene Fehler nicht, wo- mit die Maͤdchen von Halle meiſt alle belaſtet ſind.
Hannchen — ſo heißt das Maͤdchen — er- zaͤhlte bald ihrer Mutter, was ich ihr ſo dann und wann zu ſagen pflegte, und dieſe ſtellte mich ſofort zu Rede. Ich ſollte, ſagte ſie, meine Abſicht auf ihre Tochter entweder entdecken, oder deren weitern Umgang aufgeben. Ich entdeckte alſo meine Ab- ſicht; wir ſchrieben alle an den Vater bey der De- markationslinie der Preußen, und dieſer hatte wi- der die Heurath nichts, alſo Mutter und Tochter auch nicht.
Nun war ich zufrieden, betrug mich immer mehr, wie ſichs gebuͤhrt, ſammelte mein Verdien- tes, um mich nach und nach gehoͤrig einzurichten, und nahm taͤglich, in Erwartung einer ruhigen Zukunft, an Harmonie im Innern und Aeußern zu.
Ich beſprach dieſe Angelegenheit auch mit Hn. Bispink, aber erſt, nachdem ich mit Hannchen und deren Eltern aufs reine war. Er fand aller-
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ich, kann in dieſen Fall auch nicht mehr kommen.
Ich will nur ſo viel ſagen, daß ich an dem Maͤd-
chen mein Behagen fand, daß mir ihr ganzes We-
ſen gefiel, und daß ich ſie beſonders wegen ihres
Fleißes, ihrer Eingezogenheit und ihrer witzigen
Einfaͤlle gut leiden konnte. Ihre Erziehung ging
uͤber ihren Stand; und da ſie nicht in Halle er-
wachſen iſt, ſo hat ſie auch jene Fehler nicht, wo-
mit die Maͤdchen von Halle meiſt alle belaſtet ſind.
Hannchen — ſo heißt das Maͤdchen — er-
zaͤhlte bald ihrer Mutter, was ich ihr ſo dann und
wann zu ſagen pflegte, und dieſe ſtellte mich ſofort
zu Rede. Ich ſollte, ſagte ſie, meine Abſicht auf
ihre Tochter entweder entdecken, oder deren weitern
Umgang aufgeben. Ich entdeckte alſo meine Ab-
ſicht; wir ſchrieben alle an den Vater bey der De-
markationslinie der Preußen, und dieſer hatte wi-
der die Heurath nichts, alſo Mutter und Tochter
auch nicht.
Nun war ich zufrieden, betrug mich immer
mehr, wie ſichs gebuͤhrt, ſammelte mein Verdien-
tes, um mich nach und nach gehoͤrig einzurichten,
und nahm taͤglich, in Erwartung einer ruhigen
Zukunft, an Harmonie im Innern und Aeußern zu.
Ich beſprach dieſe Angelegenheit auch mit Hn.
Bispink, aber erſt, nachdem ich mit Hannchen
und deren Eltern aufs reine war. Er fand aller-
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,2. Leipzig, 1797, S. 328. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0402_1797/332>, abgerufen am 22.11.2024.
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