Frau nehme. Dieses ist nun kein guter Prospekt für quecksilbernes Frauenzimmer, und kann nun und dann zur Entschuldigung dienen, wenn diese und jene gegen ihre Anbeter weniger strenge thut. Aus eben dieser Ursache wünscht das Ende des Kriegs niemand sehnlicher, als die französischen Mädchen: denn so lange der Krieg fortwährt, bleiben die jungen Leute bey der Armee; auch müs- sen die, welche noch ohne Waffen sind, hinziehen, und sich der Gefahr aussetzen, niemals zurück zu kommen.
Ob aber gleich jezt noch ein ziemlich großes Sittenverderben, in Absicht der Keuschheit, in Frankreich herrscht: so ist doch, wie die Franzosen selbst bekennen, kein Vergleich des Gegenwärtigen mit dem Vergangenen, indem vorher die großen Herren und die Geistlichen nichts hübsches, beson- ders in den niedern Ständen, ungeknickt aufblü- hen ließen. Diese Menschen haben ihre Galante- rien seitdem nach Deutschland gebracht und alle Oerter verpestet, wohin sie gekommen sind. Ich sprach einst in einer Gesellschaft über diesen Punkt. "Freilich jezt giebt es wohl noch Jungfern bey uns, fiel einer ein, aber vor fünf Jahren waren diese verdammt rar. Die Herren und die Pfaffen machten gar zu viele Jagd darauf. Jezt sind diese Pestilenzen bey unsern Nachbarn, und wenn ihnen
Frau nehme. Dieſes iſt nun kein guter Proſpekt fuͤr queckſilbernes Frauenzimmer, und kann nun und dann zur Entſchuldigung dienen, wenn dieſe und jene gegen ihre Anbeter weniger ſtrenge thut. Aus eben dieſer Urſache wuͤnſcht das Ende des Kriegs niemand ſehnlicher, als die franzoͤſiſchen Maͤdchen: denn ſo lange der Krieg fortwaͤhrt, bleiben die jungen Leute bey der Armee; auch muͤſ- ſen die, welche noch ohne Waffen ſind, hinziehen, und ſich der Gefahr ausſetzen, niemals zuruͤck zu kommen.
Ob aber gleich jezt noch ein ziemlich großes Sittenverderben, in Abſicht der Keuſchheit, in Frankreich herrſcht: ſo iſt doch, wie die Franzoſen ſelbſt bekennen, kein Vergleich des Gegenwaͤrtigen mit dem Vergangenen, indem vorher die großen Herren und die Geiſtlichen nichts huͤbſches, beſon- ders in den niedern Staͤnden, ungeknickt aufbluͤ- hen ließen. Dieſe Menſchen haben ihre Galante- rien ſeitdem nach Deutſchland gebracht und alle Oerter verpeſtet, wohin ſie gekommen ſind. Ich ſprach einſt in einer Geſellſchaft uͤber dieſen Punkt. „Freilich jezt giebt es wohl noch Jungfern bey uns, fiel einer ein, aber vor fuͤnf Jahren waren dieſe verdammt rar. Die Herren und die Pfaffen machten gar zu viele Jagd darauf. Jezt ſind dieſe Peſtilenzen bey unſern Nachbarn, und wenn ihnen
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Frau nehme. Dieſes iſt nun kein guter Proſpekt
fuͤr queckſilbernes Frauenzimmer, und kann nun
und dann zur Entſchuldigung dienen, wenn dieſe
und jene gegen ihre Anbeter weniger ſtrenge thut.
Aus eben dieſer Urſache wuͤnſcht das Ende des
Kriegs niemand ſehnlicher, als die franzoͤſiſchen
Maͤdchen: denn ſo lange der Krieg fortwaͤhrt,
bleiben die jungen Leute bey der Armee; auch muͤſ-
ſen die, welche noch ohne Waffen ſind, hinziehen,
und ſich der Gefahr ausſetzen, niemals zuruͤck zu
kommen.
Ob aber gleich jezt noch ein ziemlich großes
Sittenverderben, in Abſicht der Keuſchheit, in
Frankreich herrſcht: ſo iſt doch, wie die Franzoſen
ſelbſt bekennen, kein Vergleich des Gegenwaͤrtigen
mit dem Vergangenen, indem vorher die großen
Herren und die Geiſtlichen nichts huͤbſches, beſon-
ders in den niedern Staͤnden, ungeknickt aufbluͤ-
hen ließen. Dieſe Menſchen haben ihre Galante-
rien ſeitdem nach Deutſchland gebracht und alle
Oerter verpeſtet, wohin ſie gekommen ſind. Ich
ſprach einſt in einer Geſellſchaft uͤber dieſen Punkt.
„Freilich jezt giebt es wohl noch Jungfern bey
uns, fiel einer ein, aber vor fuͤnf Jahren waren
dieſe verdammt rar. Die Herren und die Pfaffen
machten gar zu viele Jagd darauf. Jezt ſind dieſe
Peſtilenzen bey unſern Nachbarn, und wenn ihnen
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,2. Leipzig, 1797, S. 28. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0402_1797/32>, abgerufen am 21.11.2024.
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