täglich zunimmt: so ist es wohl nicht unrecht, daß man den unreifen und voreiligen Leuten ein Formu- lar an die Hand giebt, nach welchem sie, bey ih- ren öffentlichen Vorträgen, sich richten müssen. Der Kluge und Einsichtige wird sich dabey ohnehin schadlos zu halten wissen. --
Da ich fand, daß die Art, die Dogmatik hi- storisch vorzutragen, nicht übel und besonders für Kandidaten, welche bald vor dem Consistorim zum Examen erscheinen sollen, sehr vortheilhaft wäre, so a[r]be[i]te[te] ich das ganze ächt-orthodoxe System der Lutherischen Lehre nach einer leichten natürli- chen Eintheilung, die den symbolischen Büchern genau entspricht, in Fragen und Antworten aus, und unterrichtete danach eine kleine Anzahl Studenten -- zur Probe. Den Winter vorher hatte ich, zu eben dem Behufe, die Tabellen, welche Lüdecke nach BaumgartensTheses entworfen hat, zum Grunde gelegt. Ich theilte Einiges von mei- nem Geschriebnen einem berühmten Theologen in Halle mit, nähmlich dem Hn. D.Nösselt, und dieser einsichtige Biedermann rieth mir, meine Ar- beit ja zu vollenden, und sie zum Besten der stu- dierenden Theologen und der Examinanden heraus- zugeben.
Daß diese Arbeit wirklich gut sey, und dem Bedürfnisse der meisten jungen protestantischen
taͤglich zunimmt: ſo iſt es wohl nicht unrecht, daß man den unreifen und voreiligen Leuten ein Formu- lar an die Hand giebt, nach welchem ſie, bey ih- ren oͤffentlichen Vortraͤgen, ſich richten muͤſſen. Der Kluge und Einſichtige wird ſich dabey ohnehin ſchadlos zu halten wiſſen. —
Da ich fand, daß die Art, die Dogmatik hi- ſtoriſch vorzutragen, nicht uͤbel und beſonders fuͤr Kandidaten, welche bald vor dem Conſiſtorim zum Examen erſcheinen ſollen, ſehr vortheilhaft waͤre, ſo a[r]be[i]te[te] ich das ganze aͤcht-orthodoxe Syſtem der Lutheriſchen Lehre nach einer leichten natuͤrli- chen Eintheilung, die den ſymboliſchen Buͤchern genau entſpricht, in Fragen und Antworten aus, und unterrichtete danach eine kleine Anzahl Studenten — zur Probe. Den Winter vorher hatte ich, zu eben dem Behufe, die Tabellen, welche Luͤdecke nach BaumgartensTheſes entworfen hat, zum Grunde gelegt. Ich theilte Einiges von mei- nem Geſchriebnen einem beruͤhmten Theologen in Halle mit, naͤhmlich dem Hn. D.Noͤſſelt, und dieſer einſichtige Biedermann rieth mir, meine Ar- beit ja zu vollenden, und ſie zum Beſten der ſtu- dierenden Theologen und der Examinanden heraus- zugeben.
Daß dieſe Arbeit wirklich gut ſey, und dem Beduͤrfniſſe der meiſten jungen proteſtantiſchen
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taͤglich zunimmt: ſo iſt es wohl nicht unrecht, daß
man den unreifen und voreiligen Leuten ein Formu-
lar an die Hand giebt, nach welchem ſie, bey ih-
ren oͤffentlichen Vortraͤgen, ſich richten muͤſſen.
Der Kluge und Einſichtige wird ſich dabey ohnehin
ſchadlos zu halten wiſſen. —
Da ich fand, daß die Art, die Dogmatik hi-
ſtoriſch vorzutragen, nicht uͤbel und beſonders fuͤr
Kandidaten, welche bald vor dem Conſiſtorim zum
Examen erſcheinen ſollen, ſehr vortheilhaft waͤre,
ſo arbeitete ich das ganze aͤcht-orthodoxe Syſtem
der Lutheriſchen Lehre nach einer leichten natuͤrli-
chen Eintheilung, die den ſymboliſchen Buͤchern
genau entſpricht, in Fragen und Antworten aus, und
unterrichtete danach eine kleine Anzahl Studenten
— zur Probe. Den Winter vorher hatte ich, zu
eben dem Behufe, die Tabellen, welche Luͤdecke
nach Baumgartens Theſes entworfen hat,
zum Grunde gelegt. Ich theilte Einiges von mei-
nem Geſchriebnen einem beruͤhmten Theologen in
Halle mit, naͤhmlich dem Hn. D. Noͤſſelt, und
dieſer einſichtige Biedermann rieth mir, meine Ar-
beit ja zu vollenden, und ſie zum Beſten der ſtu-
dierenden Theologen und der Examinanden heraus-
zugeben.
Daß dieſe Arbeit wirklich gut ſey, und dem
Beduͤrfniſſe der meiſten jungen proteſtantiſchen
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,2. Leipzig, 1797, S. 312. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0402_1797/316>, abgerufen am 22.11.2024.
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