Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,2. Leipzig, 1797.

Bild:
<< vorherige Seite

welche der Pfarrer mit einem Laubthaler bezah[l]t
hatte, eignete sich dieselbe lächelnd mit diesen Wor-
ten zu: die Geißel (Peitsche) soll mir halter wohl
schmecken. Dahin ging er!

Da diese Menschen mogten gehört haben, daß
mehrere deutsche Einwohner den Franzosen nicht
abgeneigt wären, so stellten sie aller Orten solchen
nach, die man als Patrioten verschrie, und gin-
gen, wenn diese nur ein Wort fallen ließen, das
einen jakobinischen Sinn haben konnte, panduren-
mäßig mit ihnen um. Einen ganz unschuldigen
Reisenden, der im Wirthshause zu Bischofs-
heim einiges zum Vortheil des Friedens, welchen
Preußen mit Frankreich geschlossen hatte, sprechen
mogte, ließ man auf die Wache bringen und mit
20 Hieben wund schlagen. Einem Müller, der
auch sollte gesagt haben, er wünschte, daß die
Franzosen kommen und die spitzbübischen Deutschen
zum Teufel jagen mögten, wurde Exekution ins
Haus gelegt, dieses rein ausgeplündert, und alles,
was man nicht fortbringen konnte, zerschmissen.
Er selbst wurde nach Stollhofen geführt, zer-
schlagen, und bey Wasser und Brod so lange
inne gehalten, bis er sich mit funfzig Gulden
ranzionirte.

Das Schimpfen und Schelten dieser Menschen-
kinder über den König in Preußen und den Land-

welche der Pfarrer mit einem Laubthaler bezah[l]t
hatte, eignete ſich dieſelbe laͤchelnd mit dieſen Wor-
ten zu: die Geißel (Peitſche) ſoll mir halter wohl
ſchmecken. Dahin ging er!

Da dieſe Menſchen mogten gehoͤrt haben, daß
mehrere deutſche Einwohner den Franzoſen nicht
abgeneigt waͤren, ſo ſtellten ſie aller Orten ſolchen
nach, die man als Patrioten verſchrie, und gin-
gen, wenn dieſe nur ein Wort fallen ließen, das
einen jakobiniſchen Sinn haben konnte, panduren-
maͤßig mit ihnen um. Einen ganz unſchuldigen
Reiſenden, der im Wirthshauſe zu Biſchofs-
heim einiges zum Vortheil des Friedens, welchen
Preußen mit Frankreich geſchloſſen hatte, ſprechen
mogte, ließ man auf die Wache bringen und mit
20 Hieben wund ſchlagen. Einem Muͤller, der
auch ſollte geſagt haben, er wuͤnſchte, daß die
Franzoſen kommen und die ſpitzbuͤbiſchen Deutſchen
zum Teufel jagen moͤgten, wurde Exekution ins
Haus gelegt, dieſes rein ausgepluͤndert, und alles,
was man nicht fortbringen konnte, zerſchmiſſen.
Er ſelbſt wurde nach Stollhofen gefuͤhrt, zer-
ſchlagen, und bey Waſſer und Brod ſo lange
inne gehalten, bis er ſich mit funfzig Gulden
ranzionirte.

Das Schimpfen und Schelten dieſer Menſchen-
kinder uͤber den Koͤnig in Preußen und den Land-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0249" n="245"/>
welche der Pfarrer mit einem Laubthaler bezah<supplied>l</supplied>t<lb/>
hatte, eignete &#x017F;ich die&#x017F;elbe la&#x0364;chelnd mit die&#x017F;en Wor-<lb/>
ten zu: die Geißel (Peit&#x017F;che) &#x017F;oll mir halter wohl<lb/>
&#x017F;chmecken. Dahin ging er!</p><lb/>
        <p>Da die&#x017F;e Men&#x017F;chen mogten geho&#x0364;rt haben, daß<lb/>
mehrere deut&#x017F;che Einwohner den Franzo&#x017F;en nicht<lb/>
abgeneigt wa&#x0364;ren, &#x017F;o &#x017F;tellten &#x017F;ie aller Orten &#x017F;olchen<lb/>
nach, die man als Patrioten ver&#x017F;chrie, und gin-<lb/>
gen, wenn die&#x017F;e nur ein Wort fallen ließen, das<lb/>
einen jakobini&#x017F;chen Sinn haben konnte, panduren-<lb/>
ma&#x0364;ßig mit ihnen um. Einen ganz un&#x017F;chuldigen<lb/>
Rei&#x017F;enden, der im Wirthshau&#x017F;e zu <hi rendition="#g">Bi&#x017F;chofs</hi>-<lb/><hi rendition="#g">heim</hi> einiges zum Vortheil des Friedens, welchen<lb/>
Preußen mit Frankreich ge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en hatte, &#x017F;prechen<lb/>
mogte, ließ man auf die Wache bringen und mit<lb/>
20 Hieben wund &#x017F;chlagen. Einem Mu&#x0364;ller, der<lb/>
auch &#x017F;ollte ge&#x017F;agt haben, er wu&#x0364;n&#x017F;chte, daß die<lb/>
Franzo&#x017F;en kommen und die &#x017F;pitzbu&#x0364;bi&#x017F;chen Deut&#x017F;chen<lb/>
zum Teufel jagen mo&#x0364;gten, wurde Exekution ins<lb/>
Haus gelegt, die&#x017F;es rein ausgeplu&#x0364;ndert, und alles,<lb/>
was man nicht fortbringen konnte, zer&#x017F;chmi&#x017F;&#x017F;en.<lb/>
Er &#x017F;elb&#x017F;t wurde nach <hi rendition="#g">Stollhofen</hi> gefu&#x0364;hrt, zer-<lb/>
&#x017F;chlagen, und bey Wa&#x017F;&#x017F;er und Brod &#x017F;o lange<lb/>
inne gehalten, bis er &#x017F;ich mit funfzig Gulden<lb/>
ranzionirte.</p><lb/>
        <p>Das Schimpfen und Schelten die&#x017F;er Men&#x017F;chen-<lb/>
kinder u&#x0364;ber den Ko&#x0364;nig in Preußen und den Land-<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[245/0249] welche der Pfarrer mit einem Laubthaler bezahlt hatte, eignete ſich dieſelbe laͤchelnd mit dieſen Wor- ten zu: die Geißel (Peitſche) ſoll mir halter wohl ſchmecken. Dahin ging er! Da dieſe Menſchen mogten gehoͤrt haben, daß mehrere deutſche Einwohner den Franzoſen nicht abgeneigt waͤren, ſo ſtellten ſie aller Orten ſolchen nach, die man als Patrioten verſchrie, und gin- gen, wenn dieſe nur ein Wort fallen ließen, das einen jakobiniſchen Sinn haben konnte, panduren- maͤßig mit ihnen um. Einen ganz unſchuldigen Reiſenden, der im Wirthshauſe zu Biſchofs- heim einiges zum Vortheil des Friedens, welchen Preußen mit Frankreich geſchloſſen hatte, ſprechen mogte, ließ man auf die Wache bringen und mit 20 Hieben wund ſchlagen. Einem Muͤller, der auch ſollte geſagt haben, er wuͤnſchte, daß die Franzoſen kommen und die ſpitzbuͤbiſchen Deutſchen zum Teufel jagen moͤgten, wurde Exekution ins Haus gelegt, dieſes rein ausgepluͤndert, und alles, was man nicht fortbringen konnte, zerſchmiſſen. Er ſelbſt wurde nach Stollhofen gefuͤhrt, zer- ſchlagen, und bey Waſſer und Brod ſo lange inne gehalten, bis er ſich mit funfzig Gulden ranzionirte. Das Schimpfen und Schelten dieſer Menſchen- kinder uͤber den Koͤnig in Preußen und den Land-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0402_1797
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0402_1797/249
Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,2. Leipzig, 1797, S. 245. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0402_1797/249>, abgerufen am 21.11.2024.