fen sollte, wie ich mehrmalen thun mußte, dann ärgerte ich mich allemal derb, und ging endlich gar einmal in vollen acht Tagen nicht auf die Pa- rade. Der Oberste begegnete mir eines Tages: Aber Korporal, sagte er, man sieht Sie ja gar nicht mehr auf der Parade: wo stecken Sie? Wis- sen Sie nicht, daß der Unteroffizier, so oft er sonst nur kann, auf die P[a]rade kommen muß?
Ich: Das weiß ich recht gut, Herr Obrist: aber ich bin immer vom Rekruten-Exerzieren mü- de, und zudem ist eben für mich kein Vergnügen auf der Parade.
Obrist: Oho: es ist doch auch da kein Ver- druß! Man hört immer etwas Neues, und dann hat man Gelegenheit, sich oft eine Motion zu ma- chen, und den oder jenen, der's verdient, aus- zugerben.
Ich: Eben das, Herr Obrist, schreckt mich ab. Bin ich auf der Parade, und ruft der Major: he da, Korporal, dem oder jenem fünf und zwan- zig richtig abgezählt: so muß ich gehorchen, und den Stockmeister spielen: und das kränkt mich.
Obrist: Wenn's weiter nichts ist, davon kann ich Sie befreyen! Es giebt Korporale genug, die gern zudreschen: die mögens also für Sie forthin thun.
fen ſollte, wie ich mehrmalen thun mußte, dann aͤrgerte ich mich allemal derb, und ging endlich gar einmal in vollen acht Tagen nicht auf die Pa- rade. Der Oberſte begegnete mir eines Tages: Aber Korporal, ſagte er, man ſieht Sie ja gar nicht mehr auf der Parade: wo ſtecken Sie? Wiſ- ſen Sie nicht, daß der Unteroffizier, ſo oft er ſonſt nur kann, auf die P[a]rade kommen muß?
Ich: Das weiß ich recht gut, Herr Obriſt: aber ich bin immer vom Rekruten-Exerzieren muͤ- de, und zudem iſt eben fuͤr mich kein Vergnuͤgen auf der Parade.
Obriſt: Oho: es iſt doch auch da kein Ver- druß! Man hoͤrt immer etwas Neues, und dann hat man Gelegenheit, ſich oft eine Motion zu ma- chen, und den oder jenen, der's verdient, aus- zugerben.
Ich: Eben das, Herr Obriſt, ſchreckt mich ab. Bin ich auf der Parade, und ruft der Major: he da, Korporal, dem oder jenem fuͤnf und zwan- zig richtig abgezaͤhlt: ſo muß ich gehorchen, und den Stockmeiſter ſpielen: und das kraͤnkt mich.
Obriſt: Wenn's weiter nichts iſt, davon kann ich Sie befreyen! Es giebt Korporale genug, die gern zudreſchen: die moͤgens alſo fuͤr Sie forthin thun.
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0210"n="206"/>
fen ſollte, wie ich mehrmalen thun mußte, dann<lb/>
aͤrgerte ich mich allemal derb, und ging endlich<lb/>
gar einmal in vollen acht Tagen nicht auf die Pa-<lb/>
rade. Der Oberſte begegnete mir eines Tages:<lb/>
Aber Korporal, ſagte er, man ſieht Sie ja gar<lb/>
nicht mehr auf der Parade: wo ſtecken Sie? Wiſ-<lb/>ſen Sie nicht, daß der Unteroffizier, ſo oft er ſonſt<lb/>
nur kann, auf die P<supplied>a</supplied>rade kommen muß?</p><lb/><p><hirendition="#g">Ich</hi>: Das weiß ich recht gut, Herr Obriſt:<lb/>
aber ich bin immer vom Rekruten-Exerzieren muͤ-<lb/>
de, und zudem iſt eben fuͤr mich kein Vergnuͤgen<lb/>
auf der Parade.</p><lb/><p><hirendition="#g">Obriſt</hi>: Oho: es iſt doch auch da kein Ver-<lb/>
druß! Man hoͤrt immer etwas Neues, und dann<lb/>
hat man Gelegenheit, ſich oft eine Motion zu ma-<lb/>
chen, und den oder jenen, der's verdient, aus-<lb/>
zugerben.</p><lb/><p><hirendition="#g">Ich</hi>: Eben das, Herr Obriſt, ſchreckt mich<lb/>
ab. Bin ich auf der Parade, und ruft der Major:<lb/>
he da, Korporal, dem oder jenem fuͤnf und zwan-<lb/>
zig richtig abgezaͤhlt: ſo muß ich gehorchen, und<lb/>
den Stockmeiſter ſpielen: und das kraͤnkt mich.</p><lb/><p><hirendition="#g">Obriſt</hi>: Wenn's weiter nichts iſt, davon<lb/>
kann ich Sie befreyen! Es giebt Korporale genug,<lb/>
die gern zudreſchen: die moͤgens alſo fuͤr Sie<lb/>
forthin thun.</p><lb/></div></body></text></TEI>
[206/0210]
fen ſollte, wie ich mehrmalen thun mußte, dann
aͤrgerte ich mich allemal derb, und ging endlich
gar einmal in vollen acht Tagen nicht auf die Pa-
rade. Der Oberſte begegnete mir eines Tages:
Aber Korporal, ſagte er, man ſieht Sie ja gar
nicht mehr auf der Parade: wo ſtecken Sie? Wiſ-
ſen Sie nicht, daß der Unteroffizier, ſo oft er ſonſt
nur kann, auf die Parade kommen muß?
Ich: Das weiß ich recht gut, Herr Obriſt:
aber ich bin immer vom Rekruten-Exerzieren muͤ-
de, und zudem iſt eben fuͤr mich kein Vergnuͤgen
auf der Parade.
Obriſt: Oho: es iſt doch auch da kein Ver-
druß! Man hoͤrt immer etwas Neues, und dann
hat man Gelegenheit, ſich oft eine Motion zu ma-
chen, und den oder jenen, der's verdient, aus-
zugerben.
Ich: Eben das, Herr Obriſt, ſchreckt mich
ab. Bin ich auf der Parade, und ruft der Major:
he da, Korporal, dem oder jenem fuͤnf und zwan-
zig richtig abgezaͤhlt: ſo muß ich gehorchen, und
den Stockmeiſter ſpielen: und das kraͤnkt mich.
Obriſt: Wenn's weiter nichts iſt, davon
kann ich Sie befreyen! Es giebt Korporale genug,
die gern zudreſchen: die moͤgens alſo fuͤr Sie
forthin thun.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,2. Leipzig, 1797, S. 206. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0402_1797/210>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.