men alle wüßte: aber einem Menschen, der so vie- le Bekanntschaften macht, als ich sie gemacht ha- be, ist es immer zu verzeihen, wenn er einige Namen vergißt, oder sich auch sonst bekannter Personen nur schwerlich erinnert. Von den Her- ren Freyburgern fallen mir nur noch die Namen Lenz, Muller, Dehrend und Sommer ein.
Meine Gesellschafter r[i]ethen mir, die Univer- si[t]äts-Bibl[i]othek zu besuchen, und da hatte ich Gelegenheit, den gelehrten und äußerst humanen Hr. Professor Rueff kennen zu lernen, als Vor- steher dieser Bibliothek. Wie sehr sticht doch ein [R]ueff gegen so manchen andern groben und unge- schliffenen Bibliothekar ab, und wie zuvorkom- mend bemüht sich dieser vortreffliche Mann, die litterärischen Kenntnisse derer, welche die Biblio- thek besuchen, durch Anweisung und Nachrichten zu vermehren! --
Herr Rueff zeigte mir den ganzen Bücher- schatz, welcher nach der Sulzerschen Anweisung geordnet ist, und machte recht treffende Bemerkun- gen über diesen und jenen Gegenstand. Ich be- wunderte unter andern die ungeheure Menge von Schriften über das geistliche oder kanonische Recht: Hr. Rueff lächelte, und sagte, daß diese Bücher, so wie die über die theologische Polemik, nur noch so lange da bleiben würden, bis sie bessern neuen
men alle wuͤßte: aber einem Menſchen, der ſo vie- le Bekanntſchaften macht, als ich ſie gemacht ha- be, iſt es immer zu verzeihen, wenn er einige Namen vergißt, oder ſich auch ſonſt bekannter Perſonen nur ſchwerlich erinnert. Von den Her- ren Freyburgern fallen mir nur noch die Namen Lenz, Muller, Dehrend und Sommer ein.
Meine Geſellſchafter r[i]ethen mir, die Univer- ſi[t]aͤts-Bibl[i]othek zu beſuchen, und da hatte ich Gelegenheit, den gelehrten und aͤußerſt humanen Hr. Profeſſor Rueff kennen zu lernen, als Vor- ſteher dieſer Bibliothek. Wie ſehr ſticht doch ein [R]ueff gegen ſo manchen andern groben und unge- ſchliffenen Bibliothekar ab, und wie zuvorkom- mend bemuͤht ſich dieſer vortreffliche Mann, die litteraͤriſchen Kenntniſſe derer, welche die Biblio- thek beſuchen, durch Anweiſung und Nachrichten zu vermehren! —
Herr Rueff zeigte mir den ganzen Buͤcher- ſchatz, welcher nach der Sulzerſchen Anweiſung geordnet iſt, und machte recht treffende Bemerkun- gen uͤber dieſen und jenen Gegenſtand. Ich be- wunderte unter andern die ungeheure Menge von Schriften uͤber das geiſtliche oder kanoniſche Recht: Hr. Rueff laͤchelte, und ſagte, daß dieſe Buͤcher, ſo wie die uͤber die theologiſche Polemik, nur noch ſo lange da bleiben wuͤrden, bis ſie beſſern neuen
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men alle wuͤßte: aber einem Menſchen, der ſo vie-
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be, iſt es immer zu verzeihen, wenn er einige
Namen vergißt, oder ſich auch ſonſt bekannter
Perſonen nur ſchwerlich erinnert. Von den Her-
ren Freyburgern fallen mir nur noch die Namen
Lenz, Muller, Dehrend und Sommer ein.
Meine Geſellſchafter riethen mir, die Univer-
ſitaͤts-Bibliothek zu beſuchen, und da hatte ich
Gelegenheit, den gelehrten und aͤußerſt humanen
Hr. Profeſſor Rueff kennen zu lernen, als Vor-
ſteher dieſer Bibliothek. Wie ſehr ſticht doch ein
Rueff gegen ſo manchen andern groben und unge-
ſchliffenen Bibliothekar ab, und wie zuvorkom-
mend bemuͤht ſich dieſer vortreffliche Mann, die
litteraͤriſchen Kenntniſſe derer, welche die Biblio-
thek beſuchen, durch Anweiſung und Nachrichten
zu vermehren! —
Herr Rueff zeigte mir den ganzen Buͤcher-
ſchatz, welcher nach der Sulzerſchen Anweiſung
geordnet iſt, und machte recht treffende Bemerkun-
gen uͤber dieſen und jenen Gegenſtand. Ich be-
wunderte unter andern die ungeheure Menge von
Schriften uͤber das geiſtliche oder kanoniſche Recht:
Hr. Rueff laͤchelte, und ſagte, daß dieſe Buͤcher,
ſo wie die uͤber die theologiſche Polemik, nur noch
ſo lange da bleiben wuͤrden, bis ſie beſſern neuen
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,2. Leipzig, 1797, S. 175. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0402_1797/179>, abgerufen am 22.11.2024.
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