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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,2. Leipzig, 1797.

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Geld hatte, um den Herumführer zu honoriren:
so mußte ich mir den Lusten vergehen lassen, bey
der Gruft eines Mannes eine Thräne zu vergießen,
der allein mehr Gutes bewirkt hat fürs Denken und
Handeln, als alle allgemeine und besondere Conci-
lien der ganzen Christenheit, von dem Concilium
der Apostel an bis auf den Congreß zu Ems.

Der preußische Gesandte, Graf von Golz,
war kurz vorher in Basel gestorben *), und dessen
Nachfolger, Baron von Hardenberg, war
noch nicht angekommen: ich konnte also von dieser
Seite auf eine Unterstützung und einen Paß nicht
rechnen, und war daher genöthiget, meine Wan-
derung nach Zürich aufzugeben, und mich wei-
ter nach Deutschland hinein zu schleppen.

Nach Halle wollte ich nicht eher, bis ich
gewiß wissen würde, daß ich die preußische Uni-
form, nach meiner Zurückkunft, nicht weiter tra-
gen sollte.

Hiezu entschlossen, ging ich den andern Tag
früh Morgens zu meiner Dame, dankte ihr für
ihre Güte, und erhielt noch einen Kronenthaler
auf die Reise. Diese Dame vermehrte meinen
Commentar zu dem Sprüchelchen: nil despe-
randum.


*) Mährchenkrämer sprachen von Vergiftung.

Geld hatte, um den Herumfuͤhrer zu honoriren:
ſo mußte ich mir den Luſten vergehen laſſen, bey
der Gruft eines Mannes eine Thraͤne zu vergießen,
der allein mehr Gutes bewirkt hat fuͤrs Denken und
Handeln, als alle allgemeine und beſondere Conci-
lien der ganzen Chriſtenheit, von dem Concilium
der Apoſtel an bis auf den Congreß zu Ems.

Der preußiſche Geſandte, Graf von Golz,
war kurz vorher in Baſel geſtorben *), und deſſen
Nachfolger, Baron von Hardenberg, war
noch nicht angekommen: ich konnte alſo von dieſer
Seite auf eine Unterſtuͤtzung und einen Paß nicht
rechnen, und war daher genoͤthiget, meine Wan-
derung nach Zuͤrich aufzugeben, und mich wei-
ter nach Deutſchland hinein zu ſchleppen.

Nach Halle wollte ich nicht eher, bis ich
gewiß wiſſen wuͤrde, daß ich die preußiſche Uni-
form, nach meiner Zuruͤckkunft, nicht weiter tra-
gen ſollte.

Hiezu entſchloſſen, ging ich den andern Tag
fruͤh Morgens zu meiner Dame, dankte ihr fuͤr
ihre Guͤte, und erhielt noch einen Kronenthaler
auf die Reiſe. Dieſe Dame vermehrte meinen
Commentar zu dem Spruͤchelchen: nil deſpe-
randum.


*) Mährchenkrämer ſprachen von Vergiftung.
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[169/0173] Geld hatte, um den Herumfuͤhrer zu honoriren: ſo mußte ich mir den Luſten vergehen laſſen, bey der Gruft eines Mannes eine Thraͤne zu vergießen, der allein mehr Gutes bewirkt hat fuͤrs Denken und Handeln, als alle allgemeine und beſondere Conci- lien der ganzen Chriſtenheit, von dem Concilium der Apoſtel an bis auf den Congreß zu Ems. Der preußiſche Geſandte, Graf von Golz, war kurz vorher in Baſel geſtorben *), und deſſen Nachfolger, Baron von Hardenberg, war noch nicht angekommen: ich konnte alſo von dieſer Seite auf eine Unterſtuͤtzung und einen Paß nicht rechnen, und war daher genoͤthiget, meine Wan- derung nach Zuͤrich aufzugeben, und mich wei- ter nach Deutſchland hinein zu ſchleppen. Nach Halle wollte ich nicht eher, bis ich gewiß wiſſen wuͤrde, daß ich die preußiſche Uni- form, nach meiner Zuruͤckkunft, nicht weiter tra- gen ſollte. Hiezu entſchloſſen, ging ich den andern Tag fruͤh Morgens zu meiner Dame, dankte ihr fuͤr ihre Guͤte, und erhielt noch einen Kronenthaler auf die Reiſe. Dieſe Dame vermehrte meinen Commentar zu dem Spruͤchelchen: nil deſpe- randum. *) Mährchenkrämer ſprachen von Vergiftung.

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,2. Leipzig, 1797, S. 169. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0402_1797/173>, abgerufen am 18.05.2024.