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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,2. Leipzig, 1797.

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vielleicht würden sie ihren vorigen Sold wieder er-
halten. Das leuchtete ihnen ein, und ich erhielt
den Auftrag, eine Bittschrift *) für sie aufzusetzen.
Ich that dieses. Cale's nahm sie mit vieler
Freundlichkeit an, versprach das Beste, und die
Unteroffiziere erhielten ihre alte Löhnung.

Ein kaiserlicher Sergeant, Namens Fischer,
hatte sonst in Abeville gesessen, und da als Geselle
bey einem Wagner gearbeitet. Weil er ein ordent-
licher Mann, und guter Arbeiter war, so wollte
es der Wagner geschehen lassen, daß Fischer seine
Tochter heurathe; aber als sie eben zum Werke
schreiten wollten, so erhielten die Gefangnen in
Abeville Befehl, nach Dijon zu gehen. Fischer
klagte mir hier nach seiner Ankunft seine Noth, und
ich mußte recht lachen, als er mir auf meine Frage,
wie er habe Liebschaft mit einem französischen Mäd-
chen machen können, da er doch kaum zwanzig
französische Wörter wüßte, zur Antwort gab: der-
gleichen Dinge könne man gar wohl durch Deuten
und Fühlen ausmachen. Meine Leser mögen sichs
nun so im Geist vorstellen, wie sich zwey Leute

*) Das Wort Bittschrift, supplique, ist in Frankreich
verbannt: eine solche Schrift heißt requete, Foderung:
man fodert nur Recht, Billigkeit oder Gefälligkeit; Gnade
durchaus nicht.

vielleicht wuͤrden ſie ihren vorigen Sold wieder er-
halten. Das leuchtete ihnen ein, und ich erhielt
den Auftrag, eine Bittſchrift *) fuͤr ſie aufzuſetzen.
Ich that dieſes. Cale's nahm ſie mit vieler
Freundlichkeit an, verſprach das Beſte, und die
Unteroffiziere erhielten ihre alte Loͤhnung.

Ein kaiſerlicher Sergeant, Namens Fiſcher,
hatte ſonſt in Abeville geſeſſen, und da als Geſelle
bey einem Wagner gearbeitet. Weil er ein ordent-
licher Mann, und guter Arbeiter war, ſo wollte
es der Wagner geſchehen laſſen, daß Fiſcher ſeine
Tochter heurathe; aber als ſie eben zum Werke
ſchreiten wollten, ſo erhielten die Gefangnen in
Abeville Befehl, nach Dijon zu gehen. Fiſcher
klagte mir hier nach ſeiner Ankunft ſeine Noth, und
ich mußte recht lachen, als er mir auf meine Frage,
wie er habe Liebſchaft mit einem franzoͤſiſchen Maͤd-
chen machen koͤnnen, da er doch kaum zwanzig
franzoͤſiſche Woͤrter wuͤßte, zur Antwort gab: der-
gleichen Dinge koͤnne man gar wohl durch Deuten
und Fuͤhlen ausmachen. Meine Leſer moͤgen ſichs
nun ſo im Geiſt vorſtellen, wie ſich zwey Leute

*) Das Wort Bittſchrift, ſupplique, iſt in Frankreich
verbannt: eine ſolche Schrift heißt requête, Foderung:
man fodert nur Recht, Billigkeit oder Gefälligkeit; Gnade
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[117/0121] vielleicht wuͤrden ſie ihren vorigen Sold wieder er- halten. Das leuchtete ihnen ein, und ich erhielt den Auftrag, eine Bittſchrift *) fuͤr ſie aufzuſetzen. Ich that dieſes. Cale's nahm ſie mit vieler Freundlichkeit an, verſprach das Beſte, und die Unteroffiziere erhielten ihre alte Loͤhnung. Ein kaiſerlicher Sergeant, Namens Fiſcher, hatte ſonſt in Abeville geſeſſen, und da als Geſelle bey einem Wagner gearbeitet. Weil er ein ordent- licher Mann, und guter Arbeiter war, ſo wollte es der Wagner geſchehen laſſen, daß Fiſcher ſeine Tochter heurathe; aber als ſie eben zum Werke ſchreiten wollten, ſo erhielten die Gefangnen in Abeville Befehl, nach Dijon zu gehen. Fiſcher klagte mir hier nach ſeiner Ankunft ſeine Noth, und ich mußte recht lachen, als er mir auf meine Frage, wie er habe Liebſchaft mit einem franzoͤſiſchen Maͤd- chen machen koͤnnen, da er doch kaum zwanzig franzoͤſiſche Woͤrter wuͤßte, zur Antwort gab: der- gleichen Dinge koͤnne man gar wohl durch Deuten und Fuͤhlen ausmachen. Meine Leſer moͤgen ſichs nun ſo im Geiſt vorſtellen, wie ſich zwey Leute *) Das Wort Bittſchrift, ſupplique, iſt in Frankreich verbannt: eine ſolche Schrift heißt requête, Foderung: man fodert nur Recht, Billigkeit oder Gefälligkeit; Gnade durchaus nicht.

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,2. Leipzig, 1797, S. 117. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0402_1797/121>, abgerufen am 24.11.2024.