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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,2. Leipzig, 1797.

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bungen von meiner Braut; dieser aber erkannte
bald, daß Neid oder des Etwas die Feder geführt
hatte. Bald auch suchte er mich bey meinem
Schwiegervater anzuschwärzen, aber auch hier
schlugen seine Kabalen fehl. Kurz, ich heirathete
das Mädchen, und lebte glüklich und ruhig.

Indessen brach die Revolution aus: der Pfar-
rer schwur den Nationaleid, und blieb im Besitz
seines Amtes. Ich erhielt eine Stelle auf der
neuen Municipalität, und der Pfarrer, welcher
seit meiner Verheirathung mich keines Blicks ge-
würdiget hatte, kam nun wieder zu mir, und wir
waren wieder Freunde.

Bald hernach wurde der öffentliche Gottesdienst
verboten, und die Ausleerung der Kirchen anbefoh-
len. Unsre Kirche hatte also auch das Schicksal,
daß sie völlig ausgeleert, und endlich niedergerissen
wurde. Nichts blieb stehen, als der Thurm we-
gen der Schlaguhr. Der Pfarrer gab kurz darauf
vor, daß er ein Geschäft in Metz hätte, und bath
mich, ihn zu begleiten. Ich that dieses, und in
Metz gebrauchte er mich, einiges Gold und Sil-
ber, welches er der Kirche entwendet hatte, an
Juden zu verkaufen. Man muß nämlich wissen,
daß unsre Kirche hatte sollen bestohlen worden
seyn zu der Zeit, da der Gottesdienst verboten
wurde. Ich machte ihm aber dennoch Vorstellun-

bungen von meiner Braut; dieſer aber erkannte
bald, daß Neid oder des Etwas die Feder gefuͤhrt
hatte. Bald auch ſuchte er mich bey meinem
Schwiegervater anzuſchwaͤrzen, aber auch hier
ſchlugen ſeine Kabalen fehl. Kurz, ich heirathete
das Maͤdchen, und lebte gluͤklich und ruhig.

Indeſſen brach die Revolution aus: der Pfar-
rer ſchwur den Nationaleid, und blieb im Beſitz
ſeines Amtes. Ich erhielt eine Stelle auf der
neuen Municipalitaͤt, und der Pfarrer, welcher
ſeit meiner Verheirathung mich keines Blicks ge-
wuͤrdiget hatte, kam nun wieder zu mir, und wir
waren wieder Freunde.

Bald hernach wurde der oͤffentliche Gottesdienſt
verboten, und die Ausleerung der Kirchen anbefoh-
len. Unſre Kirche hatte alſo auch das Schickſal,
daß ſie voͤllig ausgeleert, und endlich niedergeriſſen
wurde. Nichts blieb ſtehen, als der Thurm we-
gen der Schlaguhr. Der Pfarrer gab kurz darauf
vor, daß er ein Geſchaͤft in Metz haͤtte, und bath
mich, ihn zu begleiten. Ich that dieſes, und in
Metz gebrauchte er mich, einiges Gold und Sil-
ber, welches er der Kirche entwendet hatte, an
Juden zu verkaufen. Man muß naͤmlich wiſſen,
daß unſre Kirche hatte ſollen beſtohlen worden
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wurde. Ich machte ihm aber dennoch Vorſtellun-

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[8/0012] bungen von meiner Braut; dieſer aber erkannte bald, daß Neid oder des Etwas die Feder gefuͤhrt hatte. Bald auch ſuchte er mich bey meinem Schwiegervater anzuſchwaͤrzen, aber auch hier ſchlugen ſeine Kabalen fehl. Kurz, ich heirathete das Maͤdchen, und lebte gluͤklich und ruhig. Indeſſen brach die Revolution aus: der Pfar- rer ſchwur den Nationaleid, und blieb im Beſitz ſeines Amtes. Ich erhielt eine Stelle auf der neuen Municipalitaͤt, und der Pfarrer, welcher ſeit meiner Verheirathung mich keines Blicks ge- wuͤrdiget hatte, kam nun wieder zu mir, und wir waren wieder Freunde. Bald hernach wurde der oͤffentliche Gottesdienſt verboten, und die Ausleerung der Kirchen anbefoh- len. Unſre Kirche hatte alſo auch das Schickſal, daß ſie voͤllig ausgeleert, und endlich niedergeriſſen wurde. Nichts blieb ſtehen, als der Thurm we- gen der Schlaguhr. Der Pfarrer gab kurz darauf vor, daß er ein Geſchaͤft in Metz haͤtte, und bath mich, ihn zu begleiten. Ich that dieſes, und in Metz gebrauchte er mich, einiges Gold und Sil- ber, welches er der Kirche entwendet hatte, an Juden zu verkaufen. Man muß naͤmlich wiſſen, daß unſre Kirche hatte ſollen beſtohlen worden ſeyn zu der Zeit, da der Gottesdienſt verboten wurde. Ich machte ihm aber dennoch Vorſtellun-

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,2. Leipzig, 1797, S. 8. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0402_1797/12>, abgerufen am 03.05.2024.