Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,1. Leipzig, 1797.

Bild:
<< vorherige Seite

welche bey der Belagerung unnütz sind. Er ließ
daher dieses Gesetz abdrucken, und anschlagen und
ermahnte die, welche sich unfähig fühlten, dem
Vaterlande bey dem damaligen Zustande zu dienen,
auszuwandern. Er ging noch weiter: er ließ durch
einen Offizier, und durch einen Municipalbeamten
von Haus zu Haus alle die aufschreiben, welche,
seiner Instruction gemäß, auswandern sollten.
Hiedurch aber entspann sich ein gefährlicher Auf-
stand: denn da sollten alte Männer, Weiber, Kin-
der, hochhaubige Mamsellen und Damen auswan-
dern, und ihre Häuser, nebst Haab und Gut, im
Stiche lassen. Ganz Landau kam darüber in Har-
nisch, und Laubadere mußte nachgeben. Das
Gesetz, welches auf diese Art die Leute aus ihren
Häusern jagt, ist hernach auch ganz und gar kas-
sirt worden. Es war im Grunde [au]ch unausführ-
bar, und konnte zu dem gefährlichsten Aufstande,
ja, zu Conspirationen mit dem Feinde Anlaß geben.

Dentzel, wie ich oben berichtete, hatte den
Laubadere einen Bethbruder geheißen. Fol-
gender Zug scheint das Gegentheil darzuthun. Er
hieß mit dem Vornamen Joseph Marie *).

*) Man weis, daß der Name der allerseligsten Jungfrau
generis communis ist, und folglich Männern und Wei-
bern beygelegt wird.

welche bey der Belagerung unnuͤtz ſind. Er ließ
daher dieſes Geſetz abdrucken, und anſchlagen und
ermahnte die, welche ſich unfaͤhig fuͤhlten, dem
Vaterlande bey dem damaligen Zuſtande zu dienen,
auszuwandern. Er ging noch weiter: er ließ durch
einen Offizier, und durch einen Municipalbeamten
von Haus zu Haus alle die aufſchreiben, welche,
ſeiner Inſtruction gemaͤß, auswandern ſollten.
Hiedurch aber entſpann ſich ein gefaͤhrlicher Auf-
ſtand: denn da ſollten alte Maͤnner, Weiber, Kin-
der, hochhaubige Mamſellen und Damen auswan-
dern, und ihre Haͤuſer, nebſt Haab und Gut, im
Stiche laſſen. Ganz Landau kam daruͤber in Har-
niſch, und Laubadere mußte nachgeben. Das
Geſetz, welches auf dieſe Art die Leute aus ihren
Haͤuſern jagt, iſt hernach auch ganz und gar kaſ-
ſirt worden. Es war im Grunde [au]ch unausfuͤhr-
bar, und konnte zu dem gefaͤhrlichſten Aufſtande,
ja, zu Conſpirationen mit dem Feinde Anlaß geben.

Dentzel, wie ich oben berichtete, hatte den
Laubadere einen Bethbruder geheißen. Fol-
gender Zug ſcheint das Gegentheil darzuthun. Er
hieß mit dem Vornamen Joſeph Marie *).

*) Man weis, daß der Name der allerſeligſten Jungfrau
generis communis iſt, und folglich Männern und Wei-
bern beygelegt wird.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0056" n="52"/>
welche bey der Belagerung unnu&#x0364;tz &#x017F;ind. Er ließ<lb/>
daher die&#x017F;es Ge&#x017F;etz abdrucken, und an&#x017F;chlagen und<lb/>
ermahnte die, welche &#x017F;ich unfa&#x0364;hig fu&#x0364;hlten, dem<lb/>
Vaterlande bey dem damaligen Zu&#x017F;tande zu dienen,<lb/>
auszuwandern. Er ging noch weiter: er ließ durch<lb/>
einen Offizier, und durch einen Municipalbeamten<lb/>
von Haus zu Haus alle die auf&#x017F;chreiben, welche,<lb/>
&#x017F;einer In&#x017F;truction gema&#x0364;ß, auswandern &#x017F;ollten.<lb/>
Hiedurch aber ent&#x017F;pann &#x017F;ich ein gefa&#x0364;hrlicher Auf-<lb/>
&#x017F;tand: denn da &#x017F;ollten alte Ma&#x0364;nner, Weiber, Kin-<lb/>
der, hochhaubige Mam&#x017F;ellen und Damen auswan-<lb/>
dern, und ihre Ha&#x0364;u&#x017F;er, neb&#x017F;t Haab und Gut, im<lb/>
Stiche la&#x017F;&#x017F;en. Ganz Landau kam daru&#x0364;ber in Har-<lb/>
ni&#x017F;ch, und <hi rendition="#g">Laubadere</hi> mußte nachgeben. Das<lb/>
Ge&#x017F;etz, welches auf die&#x017F;e Art die Leute aus ihren<lb/>
Ha&#x0364;u&#x017F;ern jagt, i&#x017F;t hernach auch ganz und gar ka&#x017F;-<lb/>
&#x017F;irt worden. Es war im Grunde <supplied>au</supplied>ch unausfu&#x0364;hr-<lb/>
bar, und konnte zu dem gefa&#x0364;hrlich&#x017F;ten Auf&#x017F;tande,<lb/>
ja, zu Con&#x017F;pirationen mit dem Feinde Anlaß geben.</p><lb/>
        <p><hi rendition="#g">Dentzel</hi>, wie ich oben berichtete, hatte den<lb/><hi rendition="#g">Laubadere</hi> einen <hi rendition="#g">Bethbruder</hi> geheißen. Fol-<lb/>
gender Zug &#x017F;cheint das Gegentheil darzuthun. Er<lb/>
hieß mit dem Vornamen <hi rendition="#g">Jo&#x017F;eph Marie</hi> <note place="foot" n="*)">Man weis, daß der Name der aller&#x017F;elig&#x017F;ten Jungfrau<lb/><hi rendition="#aq">generis communis</hi> i&#x017F;t, und folglich Männern und Wei-<lb/>
bern beygelegt wird.</note>.<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[52/0056] welche bey der Belagerung unnuͤtz ſind. Er ließ daher dieſes Geſetz abdrucken, und anſchlagen und ermahnte die, welche ſich unfaͤhig fuͤhlten, dem Vaterlande bey dem damaligen Zuſtande zu dienen, auszuwandern. Er ging noch weiter: er ließ durch einen Offizier, und durch einen Municipalbeamten von Haus zu Haus alle die aufſchreiben, welche, ſeiner Inſtruction gemaͤß, auswandern ſollten. Hiedurch aber entſpann ſich ein gefaͤhrlicher Auf- ſtand: denn da ſollten alte Maͤnner, Weiber, Kin- der, hochhaubige Mamſellen und Damen auswan- dern, und ihre Haͤuſer, nebſt Haab und Gut, im Stiche laſſen. Ganz Landau kam daruͤber in Har- niſch, und Laubadere mußte nachgeben. Das Geſetz, welches auf dieſe Art die Leute aus ihren Haͤuſern jagt, iſt hernach auch ganz und gar kaſ- ſirt worden. Es war im Grunde auch unausfuͤhr- bar, und konnte zu dem gefaͤhrlichſten Aufſtande, ja, zu Conſpirationen mit dem Feinde Anlaß geben. Dentzel, wie ich oben berichtete, hatte den Laubadere einen Bethbruder geheißen. Fol- gender Zug ſcheint das Gegentheil darzuthun. Er hieß mit dem Vornamen Joſeph Marie *). *) Man weis, daß der Name der allerſeligſten Jungfrau generis communis iſt, und folglich Männern und Wei- bern beygelegt wird.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0401_1797
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0401_1797/56
Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,1. Leipzig, 1797, S. 52. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0401_1797/56>, abgerufen am 21.11.2024.